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Die Mecklenburger Punks Feine Sahne Fischfilet wurden schon vom Verfassungsschutz überwacht.
© Bastian Bochinski/Promo

Feine Sahne Fischfilet: Im Gummiboot gegen rechts

Die Punkband Feine Sahne Fischfilet lässt es in der Berliner Columbiahalle so richtig krachen - und beschert ihren Ordnern ordentlich Arbeit.

Nein, die Ordner sind bei Konzerten von Feine Sahne Fischfilet nicht zu beneiden. Am Freitag in der Columbiahalle haben die kantigen Typen zwischen Publikum und Bühne ordentlich zu tun: Sie nehmen jene in Empfang, die sich über die emporgereckten Hände der Besucher tragen lassen, und weichen Plastikbechern aus, die in einer Tour auf sie niederregnen.

Die Becher sind zwar meistens leer, um Bierduschen kommen die Aufpasser dennoch nicht herum, da Sänger Jan „Monchi“ Gorkow großzügig Getränke ins Publikum verteilt. Über die Köpfe der Ordner hinweg spritzt und spuckt er, wirft ganze Flaschen in die Menge. „Keine Angst, das ist Plastikbier“, kommentiert der so massige wie mitteilungsfreudige Frontmann. „29 Cent – für euch ist uns nix zu teuer.“ Das Knäuel der Leiber vor der Bühne jubelt, und selbst die Ordner grinsen, auch wenn es an diesem Abend – und am folgenden – richtig dicke für sie kommt.

Sie organisieren Festivals gegen Neonazis

Zweimal haben Feine Sahne Fischfilet die Columbiahalle auf ihrer „Alles auf Rausch“-Tour ausverkauft. Die Band aus Mecklenburg-Vorpommern ist ein Phänomen. Nicht ihrer Musik wegen. Die ist – wie es sich für Punkrock gehört – laut, schnell und zum Mitgrölen geeignet, versehen mit einem Ska-Touch von zwei Trompetern.

Feine Sahne Fischfilet stehen für eine konsequente Haltung gegen rechts. Die vertreten sie auf ihren fünf Alben (sie singen auf Deutsch), aber auch auf Konzerten oder wenn sie Festivals gegen Neonazis veranstalten und Sänger Gorkow ins türkisch-syrische Grenzgebiet reist, um Spenden zu übergeben. Am Freitag widmet er den Song „Solange es brennt“ all jenen „Leuten und Kids auf den Dörfern, die sich nicht diesem räudigen Rechtsruck hingeben“.

Die Band ist nicht nur in rechten Kreisen verhasst. Auch der Verfassungsschutz in Mecklenburg-Vorpommern hatte Feine Sahne Fischfilet jahrelang auf dem Kieker. Doch wenn sich an zwei Abenden insgesamt 7000 Fans in der Columbiahalle einfinden, ist das nur zum Teil der politischen Haltung der sechs Musiker geschuldet. Denn was die bei ihren Konzerten entfachen, ist schlicht der reine, ohrenbetäubende Wahnsinn. Ein Feuerwerk – buchstäblich: mit abgebrannten Bengalos vor und auf der Bühne.

Die Ordner haben alle Hände voll zu tun

Von der vordersten Reihe bis zu den Bierständen ist das Publikum in Bewegung. Arme und Beine wühlen durcheinander, dazwischen: entrückte, schweißüberströmte Gesichter. Die Fans springen und pogen, sie bilden Kreise und Gassen, um ihre Leiber mit Wucht aufeinanderprallen zu lassen. Trompeter Max Bobzin, in Shorts und Antifa-Shirt, lässt sich in einem aufblasbaren Bananen-Boot über die Köpfe der Menge tragen, später springt er gar vom Rang in die Arme der Besucher. Alles unter Anfeuerung von Gorkow, diesem ehrfurchtgebietenden, mit Tattoos übersäten Hünen: „Jetzt könnt ihr richtig ausrasten“, fordert er die Leute auf. Er tigert vor dem Publikum hin und her und streckt der Menge seinen gewaltigen nackten Bauch entgegen, bevor er sich in die Arme seiner Fans fallen lässt. Und die Ordner? Die bekommen für ihren Einsatz verdienten Applaus. „Die machen gute Arbeit“, sagt „Monchi“ Gorkow. Am Ende kommen auch sie ganz schön ins Schwitzen.

Simon Rayß

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