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Die Mitglieder der Band "Feine Sahne Fischfilet".
© Audiolith

Band "Feine Sahne Fischfilet": Verfassungsschutz verhilft Punkband zu CD-Verkäufen

Die linke Punkband "Feine Sahne Fischfilet" profitiert von einer Erwähnung im Verfassungsschutzbericht. Bereits zwei Wochen nach der Veröffentlichung ihres ersten professionell aufgenommenen Albums werden CDs nachgepresst. Die Band will dennoch juristisch gegen die Nennung vorgehen.

Die antifaschistische Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ profitiert offenbar von der umstrittenen Erwähnung im Verfassungsschutzbericht Mecklenburg-Vorpommern. Zwei Wochen nach Veröffentlichung ihres ersten professionell aufgenommen Albums werden bereits weitere CDs nachgepresst, wie Bandsänger Monchi im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd sagte. „Die kostenlose Werbung durch den Geheimdienst kam zum megaperfekten Zeitpunkt.“ Im Verfassungsschutzbericht wird die Punkband im Bereich Linksextremismus erfasst, ihr wird eine „explizit anti-staatliche Haltung“ attestiert. Zudem habe sie auf ihrer Internetseite eine Bauanleitung für einen Molotow-Cocktail veröffentlicht. Tatsächlich handelte es sich bei der „Bauanleitung“ um eine abgeänderte Werbung für eine Getränkemarke. Diese sei leicht als „Satire“ zu erkennen gewesen, verteidigt sich Bandsänger Monchi. Zu der angeblichen staatsfeindlichen Haltung sagt er: „Wir kritisieren den Staat für seinen Rassismus, etwa wenn es um Abschiebungen oder das Asylrecht geht, das de facto abgeschafft ist.“

Die Erwähnung im Verfassungsschutzbericht findet der 25-Jährige für seine Band jedoch nicht nur vorteilhaft. „Wenn wir beispielsweise in einem städtischen Jugendklub ein Konzert geben wollen, können Konservative natürlich einfacher sagen: Warum lasst ihr dort Extremisten spielen?“ So würden „alternative Projekte kriminalisiert“. Die Band will sich deshalb auch juristisch wehren. Monchi sagte, die Mitglieder redeten bereits mit Anwälten. Auch die Linksfraktion im Schweriner Landtag kritisiert die Erwähnung der Punkband im Verfassungsschutzbericht. Der Geheimdienst habe sich damit „über die Landesgrenzen hinweg lächerlich gemacht“, sagte der innenpolitische Sprecher Peter Ritter.

Das Schweriner Innenministerium unter Lorenz Caffier (CDU) verteidigte die Nennung. Die Band sei „fester Bestandteil der autonomen Szene in Mecklenburg-Vorpommern“, sagte eine Sprecherin. Die im Bericht aufgeführten Gründe für die Erwähnung der Band könnten „beim Lesen zu wenig erscheinen“, räumte sie ein. Es gebe jedoch „auch Erkenntnisse, die nicht veröffentlicht werden, weil sie der Geheimhaltung unterliegen“. Einige Bandmitglieder seien wegen politisch motivierter Gewaltstraftaten aufgefallen.

Bandsänger Monchi beruft sich hingegen darauf, dass niemand verurteilt worden sei. Er fügte hinzu, dass die Bandmitglieder unter anderem Naziaufmärsche blockierten. „Wir sind auch Naziangriffen ausgesetzt“, sagte der 25-Jährige.Die Band erhalte regelmäßig E-Mails mit Drohungen, Neonazis hätten auch schon den Bandbus angegriffen. Fans der Band seien bereits wegen ihres T-Shirts „zusammengeschlagen“ worden.

(Von Felix Werdermann, dapd)

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