Der neue Asterix: Hilfe, ich habe die Römer geleakt: Gespräch mit den Asterix-Machern
Sie sind die Botschafter eines Comic-Kulturerbes: Der Zeichner Didier Conrad und der Autor Jean-Yves Ferri über "Der Papyrus des Cäsar".
An diesem Donnerstag erscheint der 36. Asterix-Band "Der Papyrus des Cäsar", in dem die Gallier im Internet-Zeitalter ankommen und sich mit Nachrichtenunterdrückung und Leaks herumschlagen. Thomas Hummitzsch hat mit den Machern gesprochen.
Herr Ferri, Herr Conrad, nach zwei Jahren „im Amt“ als Uderzo-Nachfolger: Wie fühlt es sich an, Macher einer der erfolgreichsten Comicserien der Welt zu sein?
DIDIER CONRAD: Inzwischen ist es super fürs Ego, anfangs war es schwierig. Auf Lesereisen dachte ich immer, ich müsste mit Uderzos Signatur unterzeichnen, weil ich seinen Stil komplett nachahmen musste. Mittlerweile kann ich meine eigene Unterschrift daruntersetzen.
JEAN-YVES FERRI: Allerdings ist es merkwürdig, wenn Fans zu uns kommen und wollen, dass wir Alben signieren, die wir gar nicht gezeichnet haben.
Wie beeinflusst die Tradition der Serie, die in Frankreich eine Art nationales Heiligtum ist, Ihre Arbeit an der Serie?
FERRI: Ich mache im Grunde nichts anderes mehr als Asterix. So ein Album nimmt viel Zeit in Anspruch. Um die Qualität zu halten, haben wir 15 Monate für die Umsetzung gebraucht.
CONRAD: Zwei Jahre zwischen den Alben sind auch nicht viel. Man muss bedenken, dass Asterix-Fans begeisterte Leser sind, die noch das kleinste Detail beachten und alles auseinanderpflücken. Man muss ganz pingelig in den Zeichnungen sein und jeden Strich beachten.
FERRI: Im Grunde sind wir Botschafter eines Kulturerbes.
Welchen Einfluss hatte denn der Erfolg Ihres ersten Albums auf das zweite?
CONRAD: Wir haben Selbstvertrauen gefasst, und auch der Verleger und Albert Uderzo haben die Skepsis überwunden. Vor allem Uderzo hatte Zweifel, ob man die Serie in andere Hände geben kann.
FERRI: Uderzo hatte immer enorme Angst, dass der Erfolg irgendwann in Desinteresse umschlägt. Zugleich ist seine Sorge natürlich nichts gegen die des Verlegers und die der Aktionäre.
Sie haben von Anfang an gesagt, Sie wollen die Tradition von Asterix bewahren, die Serie aber auch vorsichtig modernisieren.
FERRI: Die Reisegeschichten haben kaum Potenzial, die Geschichte zu modernisieren, weil sie immer darauf hinauslaufen, dass die Stereotype anderer Völker parodiert werden. Besser sind Geschichten, die im Dorf spielen, weil wir da in die Beziehungen eingreifen können. Hier wollen wir ansetzen.
CONRAD: Als Uderzo und Goscinny die Serie begründeten, gab es deutlich weniger Referenzen. Damals kannte man beispielsweise nur das römische Horoskop mit den Sternzeichen. Inzwischen weiß man, dass es auch ein chinesisches, tibetanisches oder aztekisches Horoskop gibt. So konnten wir jetzt problemlos ein „gallisches Horoskop“ entwerfen. Vor 50 Jahren hätten darüber alle die Stirn gerunzelt.
Woher haben Sie die neue Geschichte?
FERRI: Der Ausgangspunkt war Cäsars Schrift „Der gallische Krieg“, also eine historische Begebenheit. Das ist schon mal ein guter Anfang. Wir mussten uns dann etwas einfallen lassen, damit sich die Dorfbewohner für das Buch interessieren. Dafür griffen wir auf die Frage der Kommunikation in der Antike zurück und waren recht schnell beim Thema Journalismus.
Gibt es in dieser Mediengeschichte nach dem Anschlag auf „Charlie Hebdo“ einen Verweis auf die Pressefreiheit?
CONRAD: Wir haben die Geschichte vor dem Anschlag auf die Redaktion fertiggestellt. Die Frage der Pressefreiheit wird dennoch behandelt, aber unabhängig von den Ereignissen im Januar in Paris.
FERRI: Unser Anliegen ist es, den Journalismus ganz allgemein als Gegengewicht zur staatlichen Gewalt zu zeigen.
Nimmt Albert Uderzo noch Einfluss auf die Zeichnungen? Letztes Mal soll er die Streifen auf Obelix’ Hose gezählt haben.
CONRAD: Ich bin immer noch dabei, Uderzos Stil zu verstehen. Er ist so vielfältig und genau, das konnte ich mir in zwei Jahren unmöglich alles aneignen. Ansonsten gab es keine Kontrolle, sein Einfluss ist eher grundsätzlicher Natur.
An den Charme und Witz von René Goscinnys Geschichten kam Uderzo nach dessen Tod nie heran. Worin besteht das Geheimnis des speziellen Asterix-Humors?
FERRI: Goscinny hat in Frankreich einen nahezu göttlichen Status, ihn zu imitieren ist im Grunde unmöglich. Ich habe keine Ahnung, worin das Geheimnis seines Erfolgs liegt. Wahrscheinlich wusste er es selbst auch nicht, denn unter den Asterix-Alben gibt es auch sehr gute und weniger gute Hefte. Von ihm abgeschaut habe ich mir aber die Lesbarkeit seiner Comics, die große Klarheit seiner Worte und die Genauigkeit, mit der er seine Figuren bis ins kleinste Detail charakterisiert hat. Das ist vielleicht ein Teil des Erfolgsgeheimnisses von Asterix.
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