José Gonzalez im Admiralspalast: Herzwärmer mit Bohrmaschine
Folk-Pop mit busenwarmem Pathos: José Gonzales mit Orchester im Berliner Admiralspalast
Wenn draußen erbarmungslos die Kälte klirrt, freut man sich besonders über Musik, die einen mit busenwarmem Pathos packt. Wer könnte da besser geeignet sein als Jose Gonzalez, der schwedische Folkbarde mit der einfühlsamen Knusperstimme? Als Solokünstler wurde der Mann aus Göteborg vor allem durch den Einsatz seiner Songs in TV-Serien bekannt. Spätestens die Verwendung seiner Coverversion von The Knifes „Heartbeats“ in einem Werbespot von 2005 machte aus dem Sänger mit dem Wuschelkopf einen gefeierten Star, der seitdem über eine Million Platten verkaufte.
Im ausverkauften Admiralspalast tritt Gonzalez mit dem Ensemble The Göteborg String Theory (Zusatzshow: 31.1. Funkhaus Nalepastraße) auf, das vor zehn Jahren in Berlin gegründet wurde. Geleitet wird das Orchester vom Musiker und Komponisten Patrick Christensen, der es mit wilder Gestik zur Höchstleistung anspornt und im Zugabenteil beim „Teardrop“-Cover von Massive Attack auch nicht vor dem Einsatz einer jaulenden Bohrmaschine zurückschreckt. Im Mittelpunkt steht aber Gonzalez, der einen Schwall flüssiger Akkorde aus der Akustikgitarre schüttelt und wie in Trance über die hypnotisch flirrenden Töne schwebt, mit dieser unfassbar suggestiven Flüsterstimme, die auch im hinteren Teil des Admiralpalasts so nahe klingt, als würde er einem direkt gegenübersitzen und mit eindringlicher Melancholie sanft ins Ohr singen. Immer einfach die Melodien, immer die Handlung der Lieder transzendierend, abstrakt genug, um allgemeingültige Geschichten zu erzählen.
Dazwischen experimentell orientierte Interludien, mit denen das Orchester die Songs neu verkleidet und dabei von Arnold Schönberg über Steve Reich bis zu den Einstürzenden Neubauten mit der aufgeschäumten Dynamik von schmalzigen Streicherwolken, deftigen Bläsersätzen, metallischem Geklöppel und allerlei ausgefallenen Geräuschen wie dem Einsatz knisternder Plastiktüten die Grenzen des Machbaren auslotet. Mitunter klingt das so famos, dass man den Musikern die Elbphilharmonie wünscht. Manchmal ist es aber auch zu viel des Guten und dort, wo gefühlvolle Simplizität angebracht wäre, wabert ein symphonischer Gestaltungswille, der die Songs nicht nur verkleistert, sondern regelrecht in die Irre führt. Am besten klingt es so: Ein Mann und seine Akustikgitarre, weit weg von der ratternden Großstadt, nur in dezenter Begleitung eines 20-köpfigen Orchesters, atmosphärisch, tiefgründig, unendliche Gelassenheit ausstrahlend.
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