Humboldt-Forum: Hermann Parzinger macht Tempo
2016 sollen die Dahlemer Sammlungen ihren Weg nach Mitte antreten. Doch es ist noch viel zu tun. Hermann Parzinger, Gründungsintendant des Humboldt-Forums, drückt aufs Tempo.
Voll im Zeitplan sei der Bau des Humboldt-Forums, sagt Hermann Parzinger. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, deren Präsident er ist, bereitet den Umzug der Sammlungen nach Mitte vor. Im Januar 2016 schließen in Dahlem die Bereiche Südostasien, Südsee, Nordamerika und die großen Ausstellungsflächen. Zehntausende Objekte müssen restauriert werden, ehe sie die Reise ins Zentrum der Hauptstadt – und ins 21. Jahrhundert antreten. Dafür gab es jetzt zwei Millionen Euro Umzugsmittel. Das Humboldt-Forum soll im September 2019 Eröffnung feiern. Wenn man Parzinger davon sprechen hört, ist zu ahnen, was für ein logistischer Wahnsinn dahinter steckt.
Außen ein Schloss mit historischer Fassade, innen ein Museum, das internationalen und transkulturellen Ansprüchen genügt: Das ist die andere gewaltige Aufgabe, vor der Hermann Parzinger steht. Denn er darf sich auch Mitglied der Gründungsintendanz nennen, er ist einer von Dreien, die gemeinsam mit einem Beirat das intellektuelle und museologische Großprojekt anpacken. Neil MacGregor und Horst Bredekamp sind seine Mitstreiter. Bredekamp forscht in Berlin, MacGregor lässt noch auf sich warten. Bis Jahresende ist er offiziell Direktor des British Museum in London.
Das ist der andere Grund, weshalb Hermann Parzinger in diesen Tagen langsam unruhig wird. MacGregor soll im neuen Jahr bis zu zwei Wochen im Monat in Berlin präsent sein. Das sei auch absolut nötig, sagt Parzinger. Man kann seine Ungeduld verstehen. Denn das Humboldt-Forum hat noch keine Arbeitsstruktur. Die Stabsstelle befindet sich jetzt erst im Aufbau. Sie wird von Andreas Scholl geleitet. Der Archäologe ist Direktor der Berliner Antikensammlung und gilt als ausgezeichneter Organisator. Stellen müssen ausgeschrieben, Büroräume in der Nähe des Humboldt-Forums gefunden werden. Endlich hat der Bund dafür 3,5 Millionen Euro bereitgestellt. Die Politik arbeitet langsam.
Offenbar zu langsam für das Berliner Riesenvorhaben, das bisher noch keine baulichen Probleme zeigt, aber schwierig wird in der Ausgestaltung, schon wegen der unterschiedlichen Partner – neben der Preußenstiftung sind das die Humboldt-Universität und das Land Berlin. Stabsstelle und Gründungsintendanz sind da nur vorübergehende Leitungsstrukturen. Eine Betriebsgesellschaft muss gegründet werden, die das Humboldt-Forum verwaltet und bespielt. Dazu gehört auch ein künftiger hauptberuflicher Intendant, der die Geschäfte von MacGregor, Parzinger und Bredekamp übernimmt und das Humboldt-Forum steuert. Parzinger kann sich vorstellen, dass jemand zum Beispiel aus Afrika das dann macht. Aber jetzt will er erst einmal loslegen dürfen als Gründer. Wenn Parzinger ungeduldig wird, ist es wirklich höchste Zeit.