Diskussion zur Zukunft der Berlinale: Grütters: Berlinale-Chef muss weder deutsch noch weiblich sein
Neuausrichtung der Berlinale: Mit dem Ende der Ära Kosslick setzt Kulturstaatsministerin Monika Grütters auf den Rat von Filmschaffenden.
Vor einem mit Regisseuren, Produzenten, Festivalmachern und Filmförderern gut gefüllten Auditorium im Berliner Haus der Kulturen der Welt, hat sich Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) in die Debatte um die Nachfolge von Berlinale-Direktor Dieter Kosslick eingeschaltet. „Falsch ist das Gerücht, gesucht würde eine deutsche Frau“, sagt sie ihre Einführungsrede zu der von ihr initiierten Podiumsdiskussion "Filmfestivals" heute . „Richtig ist: Es gibt keinerlei Vorfestlegung auf eine weibliche oder deutsche Nachfolge.“
Ebenso falsch sei auch das Gerücht, „wonach der Name Dieter Kosslick für eine Schlüsselposition nach 2019 gesetzt ist. Richtig ist: Es gibt keinerlei Vorfestlegung auf bestimmte Personen, in welcher künftigen Führungsstruktur auch immer“, stellte Grütters klar.
In einem schon im Mai übersandten Brief an die Kulturstaatsministerin hatten rund 80 Regisseure, darunter Fatih Akin, Volker Schlöndorff und Maren Ade, eine Neuausrichtung der Berlinale gefordert und damit indirekt auch Kritik am derzeitigen Berlinale-Chef Kosslick geübt, dessen Vertrag 2019 ausläuft. Sowohl Grütters als auch die Diskutanten Christoph Hochhäusler und Volker Schlöndorff (Regie), Thomas Kufus (Produzent), Bettina Reitz (Präsidentin der Hochschule für Film und Fernsehen München) und Christiane Peitz (Tagesspiegel-Kulturchefin) waren sich dann allerdings in der Würdigung von Kosslicks Verdiensten um den Ausbau des Festivals einig.
Trennung zwischen künstlerischer Leitung und Management
Die Kulturstaatsministerin ist für die Besetzung des Berlinale-Chefpostens zuständig. Dem an diesem Dienstagnachmittag tagenden Berlinale-Aufsichtsrat werde sie vorschlagen, Experten aus der Filmbranche beratend hinzuzuziehen, erklärte Grütters. Sie sollen den Aufsichtsratsmitgliedern Vorschläge für eine künftige Struktur und die damit verbundenen Personalentscheidungen unterbreiten. Eine Entscheidung über die Nachfolge werde dann im kommenden Jahr getroffen. Sie selbst führe seit Monaten „Gespräche mit einschlägigen Persönlichkeiten - übrigens auch international“. Die Regisseure hatten in ihrer Erklärung ein transparentes Verfahren zur Neubesetzung der Berlinale-Leitung gefordert. Ziel müsse es sein, „eine herausragende kuratorische Persönlichkeit zu finden, die für das Kino brennt, weltweit bestens vernetzt und in der Lage ist, das Festival auf Augenhöhe mit Cannes und Venedig in die Zukunft zu führen.“
Dass diese Position angesichts der Größe der Berlinale und der Neuausrichtung aller Filmfestivals in Zeiten veränderter Distributionswege nur von einer Person zu stemmen sei, bezweifelten die Diskutanten. Unisono plädierten sie für eine Trennung zwischen künstlerischer Leitung und dem Management des Festivals, die sowohl das künstlerische Profil des Wettbewerbs wie auch dessen ökonomische Bedeutung als internationaler Filmmarkt stärken sollen - und zugleich die Berlinale als weltweit größtes Publikumsfestival erhalten.
Gunda Bartels