zum Hauptinhalt
Sänger Herbert Grönemeyer ist mit seinem Album „Tumult“ auf Tournee.
© Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dp
Update

Pop und Politik: Grönemeyer ruft zum Kampf gegen rechts auf – und wird heftig kritisiert

Grönemeyer ruft auf seiner Tour dazu auf, „keinen Millimeter nach rechts“ zu rücken. Dafür wird er im Netz angegriffen. Minister Maas stellt sich hinter ihn.

Außenminister Heiko Maas hat sich in eine politische Debatte um Herbert Grönemeyer eingeschaltet. Er stärkte dem Musiker nach einem umstrittenen Konzertvideo den Rücken für sein Engagement. „Es liegt an uns, für eine freie Gesellschaft einzutreten und die Demokratie gemeinsam zu verteidigen“, schrieb der SPD-Politiker am Sonntag auf Twitter. „Danke an Herbert #Groenemeyer und allen anderen, die das jeden Tag tun.“

Dazu stellte Maas das Video eines Konzerts, das vergangene Woche bei einem Auftritt in Wien entstanden sein soll. Darin ruft Grönemeyer dazu auf, „keinen Millimeter nach rechts“ zu rücken. Der 63-Jährige hat sich bereits oft so geäußert, auch kürzlich bei seinem Konzert in der Berliner Waldbühne. Grönemeyer tourt derzeit mit seinem aktuellen Album "Tumult".

Diesmal bekam er aber Kritik wegen des Stils und seines Tonfalls. Bei Twitter gab es am Wochenende Stimmen unter anderem von AfD-Politikern, die Grönemeyers teilweise herausgebrüllten Aufruf mit Nazi-Propaganda verglichen. Einige Kommentare störten sich auch daran, dass der Musiker das Wort „diktieren“ nutzte.

Grönemeyer sagt in dem Konzertvideo etwa, auch wenn Politiker schwächelten, und das sei in Österreich nicht anders als in Deutschland, „dann liegt es an uns, zu diktieren, wie 'ne Gesellschaft auszusehen hat. Und wer versucht, so 'ne Situation der Unsicherheit zu nutzen für rechtes Geschwafel, für Ausgrenzung, Rassismus und Hetze, der ist fehl am Platze (...).“

Kritik an dem Auftritt kam nicht nur aus dem rechten Lager. Der Autor und Dramaturg Bernd Stegemann, Unterstützer der linken Sammlungsbewegung „Aufstehen“, schrieb auf Twitter: „Der Tonfall, mit dem Grönemeyer sein Publikum politisch anheizt, macht mir ein wenig Angst. Ich sags ungern, aber er klingt wie ein Redner vor 1945.“

Verteidigt wurde der Musiker etwa vom Kabarettisten Florian Schroeder. Als Besucher des Berliner Grönemeyer-Konzerts könne er bestätigen und beruhigen: Grönemeyer brülle alle seine Moderationen so wie diese. „Grönemeyers Aufruf mit einer Sportpalast-Rede zu vergleichen, ist infam und vor allem dumm“, schrieb Schroeder auf Twitter. Entscheidend sei der Inhalt einer Rede, nicht der Ton. „Wer den Ton, die Form, vom Gesagten trennt oder darüber stellt, betreibt gerade das Geschäft der Faschisten.“

Der Satiriker Shahak Shapira schrieb: „Vergleichen Leute jetzt Grönemeyer mit Goebbels, nur weil er eine Rede in ähnlicher Lautstärke gehalten hat? Mein Föhn ist ungefähr so laut wie eine Kettensäge und ich bekomme trotzdem unterschiedliche Ergebnisse, wenn ich sie mir an den Kopf halte.“

„Wer das unterstützt, ist - wie Heiko Maas - ein Fall für den Verfassungsschutz“

Die stellvertretende Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, Beatrix von Storch, twitterte: „Das ist die furchterregendste, übelste, totalitärste Hassrede, die ich je gehört habe.“ Das sei Ton und Furor „des neuen Terrors von links“, schrieb sie. „Wer das unterstützt, ist - wie Heiko Maas - ein Fall für den Verfassungsschutz.“

Deutschpop-Star Grönemeyer („Männer“, „Mensch“) gehört zu den Musikern in Deutschland, die sich immer wieder politisch äußern. Im Juli trat er bei einem Festival in Chemnitz auf. Dort hatte er gesagt: „Das Land ist unser Land. Wir halten es fest und stabil und lassen es nicht nach rechts ausschwenken.“

Dass Maas sich mit Musikern gegen Rechts solidarisch zeigt, ist nicht neu: So lobte er 2016 neben Campino von den Toten Hosen und dem Rapper Marteria die linke Punkrockband Feine Sahne Fischfilet für ihr Engagement. Das brachte dem SPD-Politiker auch Ärger ein. Grönemeyer äußerte sich auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur zunächst nicht. Maas' Bundestagsbüro schrieb, es werde am Sonntag keine weitere Stellungnahme geben. (dpa)

Zur Startseite