Gustavo Dudamel dirigiert die Berliner Philharmoniker: Glühender Klang
Erfüllte Gegenwart: Das sensationelle Dirigat von Gustavo Dudamel bei den Berliner Philharmonikern.
Ein gigantischer Abend, dieses Konzert mit Gustavo Dudamel und den Berliner Philharmonikern. Zuerst Mozarts Posthorn-Serenade, darauf Gustav Mahlers fast einstündige Erste Symphonie. Und deren vierter Satz, das „stürmisch bewegte“ Finale, gerät unter Dudamels Leitung zu einem überwältigenden Erlebnis, einer Hörerfahrung, die alles überfährt und hinwegbrennt, was man gegen den Abend auch einwenden könnte: Dass Dudamel bei Mozart Tiefe mit Langsamkeit, sogar Statik einkaufen will. Dass überschaubare satztechnische Strukturen offenbar auch zu leichter Ratlosigkeit führen können. Dass die Lebendigkeit, die in dieser lieblichen Serenade steckt, vor allem deswegen gegenwärtig wird, weil die glänzend aufgelegten Philharmoniker sich je einzeln dafür engagieren, Albrecht Mayer an der Oboe, Emmanuel Pahud an der Flöte, Michael Hasel mit einer vögleinleichten Piccoloflötenpassage oder Gábor Tarkövi, der auf dem winzigen Posthorn die von Mozart so hübsch zusammengesetzten Naturintervalle spielt.
Ein Weltnobelpreis für Musik wäre nur angebracht
Aber egal, egal, egal: Wer eine Symphonie von Mahler auf diese Weise dirigieren kann, verdient den Weltnobelpreis für Musik. Es geht hier nicht um Potenz, um Lautstärke oder blöde Schmissigkeit. Der 1981 geborene Gustavo Dudamel, in den Minuten des frenetischen Schlussapplauses sofort wieder in einer Haltung von Jovialität und Bescheidenheit gegenüber dem Orchester, hat vielmehr die einzigartige Gabe, technische, musikalische und intellektuelle Schärfe am Pult ineinszusetzen.
Es nimmt in diesem Sinne nicht wunder, dass der Venezolaner bei der vorerst vertagten Chefwahl der Berliner Philharmoniker trotz seines jungen Alters überhaupt infrage kam (freilich hat er erst vor wenigen Wochen seinen Vertrag mit der Los Angeles Philharmonic bis 2021/22 erneuert). Schlagtechnisch überragend virtuos, scheint Dudamel das große Orchester regelrecht umgreifen zu können, mit Hand und Stock noch jenseits von Blech und Schlagzeug zu gelangen. Bereits das plötzliche Losbrechen von Bewegung im Eingangssatz, gar der grau anhebende, sich herrlich entfaltende dritte Satz oder das nachgerade schräge Trio im zweiten lassen aufhorchen. Im langen letzten Satz werden die Philharmoniker wie ferngesteuert spielen; die berühmte Horn-Passage zum Ende hin, gegen die die Streicher glühende Klangflächen legen, klingt nach reiner, hilflos machender Energie, das gesamte Finale ein Labor an Klängen und Möglichkeiten, der Inbegriff erfüllter Gegenwart.
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