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Ein Draußen-Fest mit Abstand und Maske? Eine Spielstätte der Sommer-Berlinale könnte das Freiluftkino Friedrichshain sein
© picture alliance/dpa/Britta Pedersn

Inzidenzwert zu hoch für Publikums-Berlinale: Geht wenigstens noch Open Air?

Corona und die Bundesgesetze lassen der Berlinale keine Wahl: Das Sommerfestival im Juni kann höchstens in Freiluftkinos stattfinden. Und die Retro wird auf 2022 verschoben.

Wie viele Open-Air-Kinos hat Berlin? Und wie viele Orte lassen sich zusätzlich kurzfristig zu Freilufttheatern umwidmen? Die Frage treibt gerade die Berlinale- Leitung um: Seit Inkrafttreten des geänderten Infektionsschutzgesetzes ist klar, dass das „Summer Special“ von 9. bis 20. Juni nicht wie geplant stattfinden kann. Denn für eine Publikums-Berlinale müsste der Inzidenzwert bis Anfang Juni dauerhaft auf eine Zahl unter 100 gesunken sein – und das ist derzeit nicht absehbar.

Am Mittwoch teilte das Festival nun offiziell mit, man bespreche mit den Behörden die Möglichkeiten einer reinen Open-Air-Veranstaltung, und auch die Option einer Pilot-Kulturveranstaltung mit Testpflicht. Indoor oder draußen? Auf Nachfrage wird bestätigt, dass die geplanten Indoor-Vorführungen im Cinemaxx, im Cubix und anderen Häusern vom Tisch sind. Das Juni-Event findet draußen statt, in nochmals abgespeckter Form – oder gar nicht, je nach Infektionslage.

Berlins offizielles Hauptstadt-Onlineportal listet immerhin knapp zwei Dutzend Freiluft-Orte auf, von den etablierten Open- Air-Kinos im Volkspark Friedrichshain, in der Hasenheide, den Rehbergen, am Mariannenplatz oder am Kulturforum bis zu temporären Locations in Höfen und weiteren Parks. Nicht alle werden sich für die Berlinale eignen: Rechnet man mit zehn oder einem Dutzend Spielorten, kommt das Zehn-Tage-Festival auf rund 100 Abend-Vorführungen – im Juni wird es ja erst gegen 21.30 Uhr dunkel.

Die aktuellen 60 bis 80 Festival-Titel der diesmal deutlich kleiner ausfallenden Sektionen könnten also alle gezeigt werden, einschließlich des Wettbewerbs mit dem Bärensieger von Radu Jud, "Bad Luck Banging or Loony Porn", der bei der Branchen-Berlinale Anfang März gekürt wurde. Allerdings mit nur wenigen Wiederholungen: Mit solch kniffligen Fragen ist das Leitungsduo Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek derzeit beschäftigt.

Im Lauf der nächsten Woche, spätestens Anfang übernächster Woche sollen die Entscheidungen gefallen sein. Die Gesundheit aller und die Eindämmung der Pandemieentwicklung habe „selbstverständlich bei allen Überlegungen oberste Priorität“, heißt es in der Mitteilung. Und dass eine weitere Verschiebung oder ein reines Online-Festival zu keiner Zeit eine Option gewesen sei.

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Der schöne, von Anfang an mutige Plan, die 71. Internationalen Filmfestspiele Berlin als Zwei-Stufen-Festival zu organisieren, mit digitalem Branchen-Event im Frühjahr und entspanntem Publikumsfest im Sommer, ist nun von den Corona-Mutanten und der neuen Bundesgesetzgebung durchkreuzt worden.

Auch die Ausstellung des Forum Expanded findet erst nächstes Jahr statt

Entschieden wurde jetzt außerdem, dass die Retrospektive „No Angels – Mae West, Rosalind Russell & Carole Lombard“ dieses Jahr ausfällt und auf die Berlinale 2022 verschoben wird. Aus Gründen des kuratorischen Anspruchs: Open air ist eine Präsentation der größtenteils nur in 35mm-Kopien existierenden Komödien- Klassiker nicht möglich.

Ebenfalls abgesagt wurde die Ausstellung von Forum Expanded, die bereits am 18. Mai bei Savvy Contemporary eröffnet werden sollte. Lediglich ein Fenster des Weddinger Kunstraums wird dann von der Gruppe The Living and the Dead Ensemble bespielt. Die übrigen ausgewählten Arbeiten müssen auf ihre Präsentation im Rahmen der 72. Berlinale warten.

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