Marco Tschirpke im Berliner Quasimodo: Gefangen im Oberteil
Bildungshuber mit Kettensäge: Der Berliner Klavierkabarettist Marco Tschirpke stellt im Quasimodo sein jüngstes Album "Aliens" vor.
Die neue Donnerstagsschiene für Kabarett im Musikclub Quasimodo ist wie gemacht für einen, der grundsätzlich graue Bühnenkleidung trägt. Intimer Rahmen, schummeriges Licht, den Bühnenboden ziert ein oller Perserteppich und der zerschrammte Flügel hat so manchen Tastensturz erlebt. Marco Tschirpke, 1975 in Rathenow geboren und seit 2003 im Geschäft, ist kein Mehrzweckhallenmann.
Dass sein humoristischer Gedichtband „Frühling, Sommer, Herbst und Günther“ im vergangenen Jahr auf der „Spiegel“-Bestsellerliste landete, muss ein Ausrutscher gewesen sein. Oder auch nicht, denn die Lakonie seiner mal mit und mal ohne Musik vorgetragenen Reime erinnert an einen Heinz Erhardt mit der Kettensäge in der Hand.
„Aliens“ heißt Tschirpkes jüngstes Album, das er mit diesem Konzert vorstellt. Zum Auftakt schrummt und gniedelt er auf der E-Gitarre aber erst mal eine Reminiszenz auf den seligen Popstar Prince, der einst hier gespielt hat. „If I had A Harem“, heißt die Nummer, an die sich ein Song namens „Hände weg von meinem Ferrari“ anschließt. „Das Lied hat keinen Text“, erläutert Tschirpke das Instrumental, „denn ich habe keinen Ferrari.“
Er misstraut dem Schein wie dem Sein
Dafür hat er reichlich Lapsus-Lieder, wie er seine musikalischen Miniaturen nennt. Bei Durchschnittslängen von einer halben Minute ist der dreistrophige Titelsong „Aliens“ fast schon ein Bänkelgesang. Die so melodische wie verschrobene Nummer erzählt von der Irritation, die eine Frau auslöst, die sich im Oberteil ihres Schlafanzugs verfangen hat.
Dem Schein wie dem Sein zugleich misstrauen, das ist typisch Tschirpke. Und dabei sich selbst wie dem Publikum dauernd in die Parade zu fahren. Harmonische Pianoläufe zerstört er, zärtliche Alltagsbetrachtungen kontrastiert er ernüchternd. Es ist ein Stakkato der Melodien, Texte und Gefühle, das Herzrhythmusstörungen verursacht und ihm dafür auch noch Jubel einbringt. Nur das ewige Kokettieren mit der Bildung könnte Tschirpke lassen. Dann entfiele allerdings dieser spaßige Satz: „Wenn ich versuche, die mir innewohnende Arroganz zu verstecken, dann wirkt das leicht überheblich."
Gunda Bartels
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