"Avengers: Infinity War" im Kino: Galaktische Spaßguerilla
Gipfeltreffen der Superhelden: Mit „Avengers: Infinity War“ verrührt Marvel sein Kino-Universum zu einem spektakulären Mash-up.
Langsam wird es eng im Marvel-Universum. „Avengers: Infinity War“ von Joe und Anthony Russo, der den Abschluss des dritten Marvel-Zyklus’ einleitet (ein Sequel soll noch folgen), stellt für das Regie-Duo, das sich mit den zwei „Captain America“-Filmen für Größeres empfohlen hat, vor allem eine logistische Herausforderung dar. Nach Einführung der „Guardians of the Galaxy“, von Spider-Man, Ant-Man, Dr. Strange, Black Panther und seinen Mitstreiterinnen in das „Marvel Cinematic Universe“ besteht das größte Problem inzwischen darin, die Egos, Handlungsstränge und Orte in eine Geschichte zu zwängen. „Avengers: Infinity War“ wartet mit fast so vielen Superhelden wie Special-Effects-Künstlern auf, wahrscheinlich hat man seit der Blütezeit des Katastrophenfilms in den siebziger Jahren nicht mehr ein solches Star-Ensemble in einem Hollywood-Film gesehen.
Die Russo-Brüder sind also für ein wahres Supersize-Superheldenspektakel verantwortlich, man merkt ihrem Film auch die Mühe an, jeder Figur gerecht zu werden – was in einem derart vollgestopften Franchise zwangsläufig auf Kosten der Dramaturgie geht. Die Story ist simpel und von langer Hand vorbereitet worden. Thanos (Josh Brolin) hatte bereits in früheren Filmen zwei Cameos, wobei Brolins Auftritt im kommenden „Deadpool“-Sequel fast neugieriger macht. Brolin ist schon jetzt der „Baddie“ des Jahres.
Ein enzyklopädisches Spezialwissen für das Marvel-Universum
In „Infinity War“ holt Thanos mit seinen Schergen Ebony Maw (Tom Vaughan-Lawlor) und Proxima Midnight (Carrie Coon) zum großen Gegenschlag aus. Er will die sechs in der Galaxie verstreuten „Infinity-Steine“ einsammeln, die ihren Besitzer mit den elementaren Kräften des Universums ausstatten: Geist, Seele, Zeit, Power, Raum und Realität. Thanos entpuppt sich im dritten „Avengers“-Film als eine Art nietzscheanische Gottheit, die der Überbevölkerung im Universum auf drastische Weise Einhalt gebieten will: indem er die Hälfte seiner Bewohner auslöscht.
Es erfordert ein enzyklopädisches Spezialwissen, den einzelnen Handlungssträngen noch zu folgen. Wohl auch aus Gründen der Übersichtlichkeit beginnt „Infinity War“ in den Tiefen des Alls, im unmittelbaren Anschluss an den dritten „Thor“-Film von Taika Waititi. Thor (Chris Hemsworth), Hulk (Mark Ruffalo) und Loki (Tom Hiddleston) bekommen von Thanos eine Abreibung, nicht jedoch bevor Loki die Position von zwei Steinen verraten hat: auf der Erde. Auf seiner Flucht strandet Hulk in New York, wo er Tony Stark (Robert Downey Jr.) und Dr. Strange (Benedict Cumberbatch) vor der Ankunft Thanos’ warnt, während Thor buchstäblich auf der Windschutzscheibe von Peter Quill (Chris Pratt) und seinen „Guardians“ landet. Mit dieser stressigen Einführung ist die Personen-Konstellation von „Infinity War“ grob skizziert.
Waititis bisweilen auf luzide Weise bizarrer „Thor“-Film aus dem vergangenen Jahr wurde von den meisten Marvel-Fans eher als Kuriosität angesehen, tatsächlich stellt er sich rückblickend aber als Blaupause für „Infinity War“ heraus, einem galaktischen Comedy-Battle gleichgesinnter Narzissten – in variierenden Bewusstseinszuständen. Von genial-scharfsinnig (Iron Man vs Dr. Strange) über vertrottelt-ahnungslos (Thor vs Star-Lord) bis hin zu nerdig (Spider-Man vs Shuri, der Schwester von Black Panther) bedient der Film das gesamte Sitcom–Spektrum. Zugute kommt „Infinity War“ bei dieser Form der Arbeitsteilung, dass die Geschichten – wie die „Infinity-Steine“ – übers halbe Universum verteilt sind. Das Publikum kann sich also sicher sein, dass in irgendeiner Ecke des Weltalls gerade Randale stattfindet, der Film eröffnet permanent neue Nebenschauplätze.
Endlos-Schleife aus Schlachten und Wortduellen
Humor ist zunehmend zum Schmiermittel der „Marvel“-Filme geworden, das die Erzählmaschine aus gigantischen CGI-Setpieces reibungslos laufen lässt. Von einer Geschichte kann spätestens mit „Infinity War“ nicht mehr die Rede sein, selbst die beiden Showdowns finden Lichtjahre voneinander entfernt statt – wobei die Schlacht um Wakanda, gegen eine Horde schleimiger Aliens, eindeutig die größeren Schauwerte bietet. Und so hängt sich „Infinity War“ bei einer Länge von zweieinhalb Stunden irgendwann auf, suspendiert in einer Endlos-Schleife aus Schlachten und Wortduellen, die einen langsam zermürben.
In dieser Kumulation fällt dann wieder auf, wie männerlastig das „Marvel Cinematic Universe“ letztlich ist, obwohl die schönste Nebenhandlung hier Gamora (Zoe Saldana) gehört. Bei DC hatte man zu diesem Zeitpunkt bereits Wonder Woman einen eigenen Film gegeben. Dieses Problems ist man sich bei Marvel durchaus bewusst, „Infinity War“ kommt auch die Aufgabe zu, personell aufzuräumen. Die Gerüchte, die seit Monaten kursieren, erweisen sich als wahr, die finale Schlacht kostet einigen lieb gewonnenen (und kommerziell lukrativen) Superhelden das Leben. Man sieht einem Milliarden-Franchise gewissermaßen bei der Erneuerung zu. Selbstoptimierung à la Marvel.
In 22 Berliner Kino, OV: Alhambra, Neukölln Arcaden, Cineplex Spandau, Titania Palast, CineStar Sony Center, CineStar Imax, Kulturbrauerei, Colosseum, Kinowelt Friedrichshain, Zoo Palast
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