Die Pläne der Staatsoper für 2016/17: Flimm: "Staatsoper ab Herbst 2017 wieder Unter den Linden"
Kaum sind die Festtage vorbei, geht's sofort weiter: Daniel Barenboim und Jürgen Flimm haben die Pläne der Berliner Staatsoper für die kommende Spielzeit vorgestellt.
Das Interessanteste an den Jahres-Pressekonferenz der Berliner Theater und Opern sind ja nicht die Fakten. Die Titel der Stücke, die neu herauskommen werden, könnten die Häuser der Presse ebenso gut auch in schriftlicher Form bekannt geben, ebenso die Namen der Regisseure und Darsteller. Nein, was die Live-Präsentationen der Pläne für die kommende Spielzeit spannend macht, ist, dass sich hier stets eine Menge über die Atmosphäre an den betreffenden Häuser erspüren lässt.
Besonders angenehm ist die Deutsche Oper: Sechs Menschen sitzen da beisammen, seit Dietmar Schwarz Intendant ist, und die Art, wie sie miteinander umgehen, dokumentiert funktionierenden Teamgeist. Eine Ménage à trois präsentiert sich normalerweise in der Komischen Oper, wobei sich alle Zuhörer natürlich besonders auf die saisonale Barrie-Kosky-Performance freuen. In diesem Jahr allerdings probiert das notorisch experimentierfreudige Haus mal eine Mischung aus Rundmail und anschließenden Einzelinterviews aus.
In der Staatsoper kann es nur zwei geben, Daniel Barenboim und Jürgen Flimm. Wobei man sich, wenn die beiden gut drauf sind, durchaus an die besten Logen-Sketche der altgedienten Kritiker aus der „Muppet Show“ erinnert fühlen darf. Am Dienstag allerdings wirkt der Maestro erschöpft – kein Wunder nach dem Auftrittsmarathon der Festtage! –, während der Intendant noch tüddeliger rüberkommt als gewohnt. Trotz des abwesenden Gesichtsausdrucks hört ihm Barenboim aber sehr genau zu, denn es fällt ihm sofort auf, dass Flimm bei der Vorstellung der Premieren von 2016/17 die „Frau ohne Schatten“ überspringt. Immerhin eine Produktion, die der große Zubin Mehta dirigieren und Claus Guth inszenieren wird!
Als Flimm das Arbeitspensum seines Generalmusikdirektors aufzählt, fünf Opern sowie 20 Konzerte, und dann scherzhaft hinzufügt „wie er das schafft, wissen wir nicht“, verzieht Barenboim dagegen keine Miene. Nach 15 Jahren wird er wieder mit Harry Kupfer zusammenarbeiten und Beethovens „Fidelio“ dirigieren, außerdem – gewissermaßen in memoriam – Patrice Chéreaus „Elektra“, die letzte Arbeit des 2013 verstorbenen Regisseurs. Und mit Wim Wenders macht er „Die Perlenfischer“, auf Wunsch des Filmemachers, dessen erste Opernerfahrung Bizets Indien-Drama einst gewesen ist.
Aus St. Petersburg kommt Flimms szenische Umsetzung von Puccinis „Manon Lescaut“ nach Berlin, aus London die „Damnation de Faust“-Deutung von Monty-Python-Mitbegründer Terry Gilliam, mit Simon Rattle am Pult, aus Stuttgart Andrea Breths Visualisierung von Wolfgang Rihms „Jakob Lenz“. Sven-Eric Bechtolf und René Jacobs werden Purcells „King Arthur“ auf die Bühne bringen.
Im Konzertbereich setzt Barenboim seine Beschäftigung mit Edward Elgar fort und kann Jonas Kaufmann als Solisten im „Dream of Gerontius“ aufbieten. Das letzte Benefizkonzert zugunsten der Lindenoper gestaltet Cecilia Bartoli. Sechs Monate vor der Wiedereröffnung des Stammhauses kann im März 2017 übrigens der von Frank Gehry entworfene Boulez-Saal in der Barenboim-Said-Akademie eröffnet werden. Dass die Staatsoper überhaupt ab Herbst 2017 wieder im Stammhaus Unter den Linden spielt, gilt für Flimm als ausgemacht. "Das Datum steht mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit", sagt er. "Wer hätte es gedacht, dass der Tag einmal kommen würde.“ Auf die Frage, wo sie spielen, wenn die Staatsoper nicht rechtzeitig fertig werde, sagte Flimm: „Es gibt keinen Plan B.“