Goethe-Institut: Europa und die Frauenfrage
Das Goethe-Institut stellt in Berlin seine aktuellen Schwerpunkte vor. Und hofft auf mehr Geld vom Bund.
Der Poesie des Koalitionsvertrags möge die Prosa der Haushaltsbeschlüsse folgen: Den Wunsch stellt Präsident Klaus-Dieter Lehmann dem Gespräch in der Berliner Dependance des Goethe-Instituts voran. Das klare Bekenntnis zu einer verstärkten auswärtigen Kulturpolitik, die enorme Erwartungshaltung an Goethe in Zeiten bröckelnder Demokratien und schwindender Freiräume sollte kein Lippenbekenntnis bleiben.
Finanziell ist das Institut am Anschlag, ein weiterer Ausbau des internationalen Netzes und der Digitalisierung erfordert neue Mittel, das Engagement für eine offene, weltoffene Gesellschaft erst recht.
Jetzt hofft man nicht zuletzt auf die neu installierte Kulturstaatssekretärin Michelle Müntefering im Auswärtigen Amt, auf ihren Einsatz bei den Haushältern. Exakt beziffern möchte man die erforderliche Mehrsumme nicht; die Zuwendungen für 159 Institute in 98 Ländern betrugen 238 Millionen Euro im Jahr 2017.
Goethe-Generalsekretär Johannes Ebert nennt lieber einige Stichworte, die die Koalition sich in ihren Vertrag geschrieben hat und bei denen Goethe über langjährige Expertise verfügt – Migration, Zivilgesellschaft, Kolonialismusdebatte, Afrika, bedrohte Künstler. Nach dem Motto: Wir kümmern uns gerne, vorausgesetzt, dass wir entsprechend ausgestattet werden.
Von Kairo bis Kinshasa gibt es Bildungs- und Förderprogrammen für Frauen
Stichwort Europa: Auf die rechtspopulistischen Strömungen will das Goethe-Institut so konkret wie möglich reagieren. In Apulien steuert das Institut mit gezielten Jugend- und Arbeitsvermittlungsprojekten der hohen Jugendarbeitslosigkeit entgegen. In Polen und Ungarn geht man raus aus den Großstädten, dorthin, wo die PiS- und die Fidesz-Wählerschaft besonders groß ist. Auch in der Türkei werden dezentral Projekte in kleineren Orten unterstützt, etwa ein Verlag in Diyarbakir, der auch kurdischsprachige Literatur verlegt.
Ein aktueller Fokus liegt auf der Frauenfrage. Das Institut hat Bildungs- und Förderprogramme für Frauen aufgelegt, von Ägypten bis Kinshasa. Es organisiert die Vernetzung und den Dialog arabischer mit europäischen Künstlerinnen und Aktivistinnen, schon damit sich das Vorurteil legt, im Nahen Osten gäbe es nur Burkas und nicht auch starke feministische Bewegungen. In Peru wird mit dem Projekt „Girl Games“ gezielt die Männerdomäne der Produktion digitaler Spiele angegangen.
Wie das Goethe-Institut beim Humboldt-Forum mitwirken könnte
In Zeiten von Migration und Integration ist auswärtige Kulturpolitik längst auch Innenpolitik. So steht es - neben einer verstärkten Zusammenarbeit mit den französischen Kulturinstituten - zumindest indirekt ebenfalls im Koalitionsvertag. Dem Goethe-Institut wächst also ein nationales Mandat zu. Auch das kostet. Und es könnte zum Beispiel Folgen für das Humboldt-Forum unter der neuen Leitung des Generalintendant Hartmut Dorgerloh haben. Wer ein Museum der Weltkulturen betreibt, muss die Stimmen der Welt einbinden und einen regen Austausch mit den Herkunftsländern der Exponate betreiben. Dafür braucht das Humboldt-Forum ein Außennetz. Das Goethe-Institut, sagt Klaus-Dieter Lehmann - und will dies auch Dorgerloh nahelegen. Da schließt sich womöglich ein Kreis: Lehmann ist derjenige, der die Idee des Humboldt-Forums 2000 mit in die Welt gesetzt hat.
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