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Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts, bei der Pressekonferenz 2016.
© Monika Skolimowska/dpa

Goethe-Institut zieht Jahresbilanz: Das Interesse an deutscher Kultur steigt

Das Goethe-Institut verkündet Zuwächse. Es werden neue Zentren in Armenien und Aserbaidschan eröffnet. Und die deutsche Kolonialgeschichte steht auf der Agenda.

Die Welt sei nicht friedlicher geworden, sagt Klaus-Dieter Lehmann, aber ohne Kultur und Bildung wäre alles noch viel schlimmer. Der Präsident des Goethe-Instituts wiederholt diesen Satz Jahr für Jahr bei seiner Berliner Bilanzpressekonferenz. Aber das macht ihn leider nicht falsch – und die Lage nicht besser. Lehmann präsidiert Goethe seit 2008. Was für ein langer und bewegter Zeitraum, wenn man nur die Entwicklung in den westlichen Demokratien betrachtet! Oder in der Türkei. Die Goethe-Institute arbeiten in Erdogan-Land noch „einigermaßen unbehindert“, wie Lehmann ausführt. Doch zunehmend gehen den Deutschen die türkischen Kulturpartner verloren. Wo Rechtsstaatlichkeit nicht mehr gesichert ist, nehmen deutsche Künstlerinnen und Künstler auch nicht mehr ohne Weiteres Einladungen an in ein Land, das Intellektuelle und Journalisten einschüchtert und einsperrt.

Gleichzeitig ist die Zahl der Türken gestiegen, die in den Goethe-Instituten Deutschunterricht buchen. Das Goethe-Institut mit seinen 159 Häusern in 98 Ländern verzeichnet insgesamt Zuwachs. Seit 2012 haben weltweit siebzehn Prozent mehr Menschen den deutschen Sprachunterricht besucht, 242000 Teilnehmer waren es im letzten Jahr. Die Bibliothekennutzung stieg um fünfzig Prozent, ebenso die Internet-Reichweite. Deutsche Kultur gilt als attraktiv, was ohne Zweifel mit den stabilen politischen Verhältnissen hierzulande und der Asylpolitik der Bundesrepublik zu tun hat.

Die deutsche Kolonialgeschichte aus afrikanischer Perspektive

Deutschland verbreitet auf diesem Weg freiheitlich-demokratische Ideen. Dies sei umso wichtiger, als Russland und China zunehmend die „soft power“ der Kultur einsetzten, um sich Einfluss zu verschaffen, wie Johannes Ebert, der Generalsekretär des Goethe-Instituts betont. Für Europa, sagt Ebert, sei die Freiheit der zentrale Wert. Ein zentrales Projekt im kommenden Jahr – der Auftakt war in Warschau – nennt sich „Freiraum“. Daran beteiligen sich Bürger aus 38 europäischen Städten, von Helsinki bis Nikosia. Es geht um Fragen des täglichen Lebens im urbanen Bereich, um Veränderungen, die Menschen beschäftigen und ängstigen.

In Baku und Eriwan werden neue Goethe-Zentren eröffnet. In Afrika lanciert das Goethe-Institut zwei Rechercheprojekte, in denen es um die deutsche Kolonialgeschichte aus afrikanischer Perspektive geht. Und um die Frage, wie in Afrika Nationalmuseen aussehen können. Ebert beschreibt seine Organisation als „Netzwerk des Vertrauens“, das sich beständig ausdehnt. Die USA gehören nun auch zu den Ländern mit veränderten Vorzeichen. Mit dem Thomas Mann House in Los Angeles soll ein neuer Ort „für transatlantische Diskurse in Wissenschaft und Kultur“ geschaffen werden. Die Planungen des Deutschlandjahres in den USA schreiten voran, es beginnt im Herbst 2018. In ein paar Jahren soll auch die German Academy New York eröffnen, die das Auswärtige Amt und das Goethe-Institut gemeinsam ausrichten.

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