Ausstellung in der ifa-Galerie: Erbe der Gewalt
Die Kolonialzeit und ihre Folgen: Die ifa-Galerie zeigt eine Schau über Aufstände von Massendemonstrationen in Ägypten bis zu den Bombay Riots von 1992.
Sie raufen und sie prügeln sich. Auf dem Fußboden der Galerie hat der Künstler Jitish Kallats Dutzende kleiner Figürchen in wildem Handgemenge aufgestellt. Schlagstöcke fliegen, Reifen brennen, einige dieser Miniaturrandalierer greifen an, andere fliehen. Wer gewinnt und wer verliert, ist nicht auszumachen.
Mit dem einjährigen Ausstellungsprojekt „Untie to tie“ gab Alya Sebti 2017 ihren Einstand als neue Leiterin der ifa-Galerie. Ihr Ziel war es, die kolonialen Vermächtnisse, mit denen heutige Gesellschaften konfrontiert sind, sichtbar zu machen. In einer Schau ging es um Mode, Musik und urbane Kultur, in einer anderen um Frauenrechte. Die letzte Ausstellung beschäftigt sich mit Aufständen. Künstler wie die in Jordanien beheimatete Ala Younis und das in Neu-Dehli ansässige Kollektiv Sahmat nehmen gewaltsame Auseinandersetzungen in den Blick – von Massendemonstrationen in Ägypten bis zu den Bombay Riots von 1992.
Von John Akomfrah, ein Vertreter des „black british cinema“, ist die Dokumentation „Riot“ zu den Ausschreitungen im Liverpooler Stadtteil Toxteth 1981 zu sehen. Akomfrah lässt Polizisten, Aktivisten, Demonstranten, Beobachter und Politiker zu Wort kommen, um zu erklären, wie es zu den Aufständen schwarzer Jugendlicher kam. Damals erlaubten die „Stop-and-search“-Gesetze Polizisten willkürliche Durchsuchungen, was zur Eskalation führte. Ähnlich restriktive Gesetze gibt es auch in Australien, im Umgang mit Aboriginal-Gemeinschaften.
Das Karrabing Film Collective, eine indigene Grassroots-Kunstgruppe, gründete sich 2008, um mit filmischen Mitteln das Leben der indigenen Bevölkerung im Northern Territory darzustellen. Ihre Installation „They Been Jealous“ geht einem Aufstand in den Karrabing-Gemeinden nach. Darin vollziehen sie eine filmische Wiederaneignung des vom Staat enteigneten Landes.
Ein Dilemma ohne Lösung
Sich in die unterschiedlichen Konfrontationen hineinzudenken, verlangt Konzentration. Der Besucher kann sich aber auch auf die große Bandbreite künstlerischer Mittel fokussieren. Neben Filmen und Installationen gibt es Soundarbeiten und Skulpturen vom in Berlin ansässigen Künstler Satch Hoyt, pädagogische Flaggen vom Kollektiv Chto Delat. Die indische Fotografin Gauri Gills präsentiert Aufnahmen von Überlebenden des Völkermords an den Sikh 1984 in Delhi.
Die Ausstellung zeigt, dass die koloniale Vergangenheit weiterwirkt. „Riots: Allmähliches Aufkündigen der Zukunft“ lautet ihr Titel, der sich auf ein Zitat des italienischen Philosophen Franco Berardi bezieht. Aufstände machen Angst, bringen im besten Falle Veränderung, fast immer folgen weitere Aufstände. Und so bleibt im Nebel, wie dieses Dilemma jemals aufzulösen ist.
ifa-Galerie, Linienstr. 139/140, bis 1. 4.; Di bis So 14 – 18 Uhr
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