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Die lettische Sopranistin Elina Garança.
© dpa

"La Favorite" in der Deutschen Oper: Eine Liebe zum Tod

Die Deutsche Oper führt Donizettis selten gespielte Oper „La Favorite“ mit Elina Garança konzertant auf.

Der dumpfe Beginn, nur grollende Celli und Bässe, verheißt nichts Gutes. Auch wenn nach wenigen Takten die hohen Streicher dazukommen, sich das Klangbild aufhellt. Gaetanos Donizettis Oper „La Favorite“ (1840), an der gleich drei Librettisten mitgeschrieben haben – darunter Eugène Scribe –, ist die Geschichte einer tragisch scheiternden Liebe. Sie zerbricht an Kommunikationsklippen, wird zerrieben zwischen Politik und Religion. Klosternovize Fernand verliebt sich in die Besucherin Léonor, nicht ahnend, dass sie die Mätresse des kastilischen Königs Alphonse XI. ist. Sie schafft es auch nicht, ihm diese Umstände klarzumachen.

Donizetti musste das Stück in nur acht Wochen für die Pariser Opéra schreiben, hat dazu Musik aus einem nicht veröffentlichten Vorgängerwerk, „L’ange de Nisida“, verwendet und dem Ganzen den damaligen Opernkonventionen entsprechend ein historisches Mäntelchen umgehängt. Sehr fern wirkt das heute. Staunend liest man, dass „La Favorite“ bis 1904 an der Opéra 650-mal aufgeführt worden ist. 2015 sind die Berührungsängste der Regisseure vor dem Kostümschinken offenbar groß: Um wenigstens die Musik zu retten, wagt die Deutsche Oper jetzt eine konzertante Aufführung.

Die ebenfalls Klippen zu umschiffen hatte. Erst wurde Dirigent Ivan Repusic durch Pietro Rizzo ersetzt, dann sagte Tenor Joseph Calleja wegen Krankheit kurzfristig ab. Einspringer Marc Laho als Fernand besitzt zwar ein schönes jugendliches Timbre, aber seine Stimme besitzt wenig Durchschlagkraft, bleibt seltsam neutral, weißlich, kein Affekt kräuselt die Oberfläche. Wie anders Elina Garança als Léonor im spektakulär ausladenden, pastellfarbenen Kleid: welche Grandezza, welch Metall in der Stimme! Noch völlig jugendfrisch klingt Elena Tsallagova als ihre Vertraute Inès, Ante Jerkunica singt mit großartigem lebenssattem Bass einen doppelgesichtigen Prior, der sich erst gütig gegen seinen Novizen zeigt, um später die Fratze des skrupellosen Machtpolitikers zu offenbaren. Diesem Alphonse XI. verleiht Florian Sempey, von napoleonischer Statur, einen königlich strömenden Bariton, dessen Fülle allerdings auf Kosten der Flexibilität geht. Manchmal scheint er sich an einzelnen Tönen regelrecht festzubeißen, bleibt hängen, kommt nicht weiter. Pietro Rizzo hat einen Hang zum Grobschlächtigen und dirigiert das Orchester der Deutschen Oper Berlin eher mit dem Schwert als mit dem Florett, was der Chor (William Spaulding) mit wundersam fein filetierten Zwischentönen ausgleicht.

Beim großen Duett von König und Léonor finden zwei einfach nicht zueinander – was aber durchaus den Intentionen des Librettos entspricht. Anders im Finale: Léonor kehrt sterbend ins Kloster zurück. Berückend, wie Garança – inzwischen schwarz gewandet – den Bogen zwischen intimer Geste und großem Ausbruch hinbekommt. Hier endlich ist sie mit Fernand vereint, wenn auch nur im Grab. „Und morgen betet ihr für mich“, singt er zu seinen Klosterbrüdern. Es sind die letzten Worte des Werks.

Wieder am 5. und 8. 12., 19.30 Uhr

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