Berliner Kulturetat für 2016/17: Ein dicker Batzen Geld für die Kultur
Mehr Geld für Tanz im August, die Volksbühne, das BE, Sasha Waltz und das Radialsystem: Das Abgeordnetenhaus beriet im Kulturausschuss über den neuen Haushalt.
Einen dicken Batzen von 82 Millionen Euro will der Regierende Bürgermeister Michael Müller in den beiden Haushaltsjahren 2016/17 auf den Etat der Kulturverwaltung drauflegen – doch der Opposition im Abgeordnetenhaus ist das natürlich nicht genug. Bei der Ersten Lesung des Etats im Kulturausschuss gibt es am Montag Kritik an den Plänen Müllers. Dass Theater, Museen und Gedenkstätten Tariferhöhungen künftig nicht mehr aus den eigenen Zuwendungen erbringen müssen, sondern erstattet bekommen sollen, hält Grünen-Abgeordnete Sabine Bangert zwar für eine Selbstverständlichkeit gegenüber den Zuwendungsempfängern – nur wurde die in der jüngeren Vergangenheit eben aufseiten der staatlichen Geldgeber regelmäßig vergessen.
Die Off-Szene fühlt sich als Verlierer
Zusätzliche Mittel sind im Etatentwurf für „Tanz im August“ vorgesehen, für die neuen Intendanzen am Berliner Ensemble sowie an der Volksbühne, für Sasha Waltz’ Tanzkompanie und das Radialsystem. Als Verlierer fühlen sich dagegen die projektweise geförderten Off-Theater-Truppen, deren chronisch unterfinanzierte Fördertöpfe nur sehr zurückhaltend aufgefüllt werden. Richtig wütend ist die Koalition der Freien Szene, die einen Anteil von mindestens sieben Millionen Euro pro Jahr an der einst von ihr selber angeregten City Tax verlangt, aber nur die Hälfte davon erhalten soll.
Nach dem rituellen Schlagabtausch überlässt Michael Müller am Montag die Kärrnerarbeit der Beantwortung der Parlamentarier-Nachfragen seinem Staatssekretär Tim Renner. Bei brütender Hitze ackern sich die Parlamentarier in der mit offenem Ende anberaumten Sitzung durch die Maßnahmengruppen, prüfen Wirtschaftspläne und beauftragen die Verwaltung ein ums andere Mal mit Berichten zu komplexen Einzelfragen. Doch manch Interessantes ist auch zu erfahren: Den signifikanten Schwund bei den Besucherzahlen der Berliner Museen beispielsweise führt Tim Renner auf die temporäre Schließung von Berlinischer Galerie, der Berggruen-Sammlung sowie dem Pergamonmuseum zurück. Rechne man diese Effekte heraus, erklärt der Staatssekretär, ergebe sich unterm Strich sogar ein leichtes Besucherplus.
Die Philharmoniker steuern auf ein Defizit zu
Die Berliner Philharmoniker steuern dagegen auf ein Defizit zu. Da ihre Zuschüsse seit Langem gedeckelt sind, werden sie bis 2017 ihre Rücklagen aufgebraucht haben. Im Stiftungsrat des Orchesters werde schon heiß diskutiert, berichtet Renner, senatsseitig ist jedoch noch keine Entscheidung über eine mögliche Etatanpassung gefallen. Im Dunkeln tappt man auch, was die Zukunft des Schillertheaters betrifft, wenn die Staatsoper 2017 in ihr Stammhaus Unter den Linden zurückgezogen ist. Die dringend sanierungsbedürftige Komische Oper jedenfalls will dann nicht ins Exil nach Charlottenburg. Ein Gutachter soll nun prüfen, ob sich die Sanierung des Hauses auch bei laufendem Betrieb bewerkstelligen lässt.