Musikfilm „Can a Song Save Your Life?“: Duett der Neustarter
Der irische Regisseur John Carney hat mit „Can a Song Save Your Life?“ einen schönen New-York-Wohlfühlfilm gedreht. Keira Knightley und Mark Ruffalo spielen die Hauptrollen.
Nein, nein, nein, das ist jetzt eine ganz blöde Idee. Gretta (Keira Knightley) will auf gar keinen Fall auf die Bühne der kleinen Musikbar. Sie drückt sich tiefer in den Sitz und schaut genervt. Doch ihr alter Kumpel Steve (James Corden) lässt einfach nicht locker. Immer wieder ruft er sie übers Mikro zu sich, feuert das Publikum an. Na, gut! Gretta kommt auf die Bühne, schnallt sich die Akustikgitarre um und beginnt, ein zartes Lied zu singen. Über jemand, der nach dem Ende einer Beziehung allein in der U-Bahn sitzt, die Tasche mit allen Habseligkeiten neben sich ...
Gretta singt mehr in sich hinein als in den Raum. Weshalb schon beim Refrain kaum mehr jemand zuhört, Gläser klacken, Gemurmel. Nur ganz hinten an der Bar steht ein zerstrubbelter, angetrunkener Typ, der begeistert zu ihr rüberschaut. Sein Name ist Dan (Mark Ruffalo), und er hatte einen extrem miesen Tag. Er ist aus der Plattenfirma rausgeflogen, die er selbst mit aufgebaut hat, er ist pleite und seine Ehe im Eimer. Aber jetzt hört er dieses Lied und das alles spielt keine Rolle mehr. Begeistert denkt er sich ein Klavier, ein Schlagzeug, Streicher und Bass dazu, die wie von Geisterhand gespielt plötzlich auch zu sehen und zu hören sind.
Dieser leicht alberne Spezialeffekt nimmt dem Lied zwar seinen Charme. Doch das ist schnell vergessen, denn kurz darauf sitzen Gretta und Dan bei einem Bier zusammen und der erste ihrer vielen ruppig-liebevollen Dialoge beginnt. Dan will unbedingt mit Gretta zusammenarbeiten. Sie glaubt ihm nicht – und lässt sich irgendwann natürlich doch überzeugen.
Hochhausdächer, Subwaystationen, Backsteingassen - Ney York wird gefeiert
Der irische Regisseur John Carney, der 2006 mit dem romantischen Musikfilm „Once“ bekannt wurde, setzt bei seinem neuen Werk auf ähnliche Elemente wie bei seinem Erfolgsfilm, ist aber weit von einem Abklatsch entfernt. Das fängt schon beim Drehort an: Spielte „Once“ in Carneys winterlicher Heimatstadt Dublin, ist „Can a Song Save Your Life?“ im sommerlichen New York angesiedelt, das der Regisseur mit dem Blick eines europäischen Bewunderers in farbenfroh-optimistischen Bildern feiert. Weil Dan die Idee hat, mit Gretta an verschiedenen Orten der Stadt Songs aufzunehmen, begibt sich der Film auf eine Art alternative Stadtrundfahrt: Hochhausdächer, Subwaystationen, Backsteingassen – überall baut die fix zusammengecastete Band ihr Equipment auf und spielt los.
Seinen Reiz bezieht „Can a Song Save Your Life?“ (Originaltitel: „Begin Again“) jedoch vor allem aus der sorgfältigen Charakterzeichnung und dem Humor, der die Grund-Melancholie seiner Figuren ausbalanciert. Denn sowohl Gretta als auch Dan haben kürzlich traumatisierende Trennungen erlebt. Die englische Musikerin verließ ihren zum Rockstar aufgestiegenen Freund Dave (Maroon-5-Sänger Adam Levine), nachdem er fremdgegangen war. Warum Dan nicht mehr im Haus mit seiner großen Liebe Miriam (Catherine Keener) und seiner Teenager-Tochter (Hailee Steinfeld) lebt, erfährt man erst nach und nach. Klar ist: Gretta und Dan schwingen gerade auf einer ähnlichen Wellenlänge. Beide sind an einem Wendepunkt in ihrem Leben, beide haben alles verloren – bis auf ihre Liebe zur Musik. Also improvisieren sie gemeinsam und werden zu perfekten Duett-Partnern füreinander. Es gibt auch ein paar erotische Untertöne zwischen ihnen. Doch es ist Carney, der auch das Drehbuch schrieb, hoch anzurechnen, hier nicht die naheliegendste Auflösung zu suchen.
Vom Glam ist nur ein Jaguar geblieben
Keira Knightly und Mark Ruffalo haben sichtlich Spaß an ihren Rollen, wobei Knightly, als immer etwas steif und blass wirkende Musikerin, den undankbareren Part abbekommen hat. Ihre Gesangseinlagen meistert sie tapfer. Ruffalo verkörpert als attraktiv zerlumpter Ex-Musiker, Ex-Produzent und Ex-Labelboss die seit der Jahrtausendwende in die Krise geratene Plattenindustrie. Vom alten Glam ist ihm nur der schicke Jaguar geblieben, in dessen Handschuhfach er seinen Flachmann verstaut. Auch einige Freunde halten noch zu ihm: Rapper Troublegum (super: CeeLo Green), dessen Karriere Dan einst förderte, ist sofort zur Stelle, als er ihn um Hilfe bittet. Ein Bad im Pool und eine lustig-beknackte Rap-Einlage gibt es gratis dazu.
„Can a Song Save Your Life?“ ist ein beschwingter Wohlfühlfilm, quasi die leichtfüßige Version von „Inside Llewyn Davis“. Allerdings ist die Musik verglichen mit der des Coen-Brüder-Films um einiges schwächer. Und der von Superstar Dave aufgeführte „Hit“-Song „Lost Stars“ nervt sogar beträchtlich in seiner aufgewühlten Pathos-Poppigkeit. Einen Oscar-würdigen Song wie „Falling Slowly“ aus „Once“ findet man in „Can a Song Save Your Life?“ nicht. Was den Spaß am Film aber erstaunlicherweise kaum mindert.
In 17 Berliner Kinos; OmU: Babylon Kreuzberg, Filmtheater am Friedrichshain, Hackesche Höfe, Kino in der Kulturbrauerei, Odeon, OV: Zoo Palast
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