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Das Käthe Kollwitz Museum in der Fasanenstraße. Die Immobile liegt in der Hand der Stiftung von Villa Grisebach-Gründer Bernd Schultz, der sich nun für ein Exilmuseum engagiert.
© Doris Spiekermann-Klaas

Geplantes Exilmuseum in Berlin: Droht das Exilmuseum das Käthe Kollwitz Museum zu verdrängen?

Die Planungen für ein Exilmuseum laufen. Doch wo es stehen soll, ist unklar. Eine Überlegung ist nun, das Käthe Kollwitz Museum von seinem Standort zu verdrängen.

Eigentlich sind sich alle einig darin: Ein Exilmuseum muss her, das in ehrendem Andenken hält, was die nach 1933 aus Deutschland vertriebenen Menschen erlitten, was sie trotzdem an ihren neuen Wohnorten geleistet haben. Ein diese Woche veröffentlichter Appell des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ wendet sich nun an Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Der Vereinsvorsitzende Bernd Faulenbach mahnt, ein solches Museums sei von nationaler Bedeutung: „Die Unterstützung eines Exilmuseums ist Aufgabe der öffentlichen Hand.“

Dahinter verbirgt sich nicht nur ein weiterer Vorstoß, nachdem Herta Müller vor vier Jahren das Projekt angeregt hatte, sondern auch komplizierte Taktik. Denn die Idee für ein Exilmuseum ist hinter den Kulissen sehr viel weiter gediehen, ohne staatliche Unterstützung. Getragen wird sie von rund 20 Privatpersonen aus Berlin, München und Frankfurt, die sich um die Literaturnobelpreisträgerin geschart haben und in Kürze eine Stiftung gründen. Im Vorstand wird der frühere Berliner Kulturstaatssekretär André Schmitz sitzen, der in seiner Amtszeit das Thema „Zerstörte Vielfalt“ bereits stark vorangetrieben hatte. 2016 gab es bereits ein erstes Treffen von Experten und Interessenten, bei dem es um Aufgaben und Lokalisierung eines Exilmuseums ging.

Auseinandersetzung um den Standort

Die Auseinandersetzung um einen möglichen Standort bringt nun erneut Schwung in die Sache, allerdings unter wenig glücklichen Vorzeichen. Ins Auge gefasst wurde von der Initiative die Immobilie des Käthe-Kollwitz-Museums in der Fasanenstraße, das gerade sein 30-jähriges Bestehen feiert und erst im Herbst ein neues Depot für seine 350 Blatt umfassende Grafiksammlung erhielt. Bernd Schultz, Gründer und bis Ende 2016 Geschäftsführer der benachbarten Villa Grisebach, ist Vermieter.

Der Stiftung Bernd-Schultz-in-Erinnerung-an-Hans-Pels-Leusden gehört das Haus. Schultz’ Engagement gilt nunmehr einem Exilmuseum, das laut André Schmitz bereits 2019/20 eröffnet werden könnte. Dafür bietet sich die Gründerzeitvilla an, befindet sie sich doch in der Hand eines der Initiatoren. Dort würden nur Kosten in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrags für die multimediale Einrichtung anfallen. Eberhard Diepgen, dem Vorstandsvorsitzenden des Trägervereins vom Kollwitz-Museum, wurde bereits ein Ausweichquartier in Neukölln angeboten, das jedoch kaum in Frage kommt. Auf der jüngsten Mitgliederversammlung ging es hoch her.

Diepgen gehört auch dem Verein „Gegen das Vergessen – Für Demokratie“ an, der nach der Kulturstaatsministerin ruft. Sie solle mit den verschiedenen Initiativen ein gemeinsames Konzept erarbeiten. Kunst, Wissenschaft, Wirtschaft gehörten dazu. Möglicherweise nimmt das auch den Druck vom Kollwitz-Museum. Der Neugründung eines Exilmuseums in der Fasanenstraße würde immer ein Geburtsfehler anhaften: die Verdrängung von Käthe Kollwitz, der großen antifaschistischen Künstlerin.

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