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Direktorin Berndt an der alten Litografiepresse, die erst seit Kurzem zur Sammlung gehört.
© Cay Dobberke

Berlin-Charlottenburg: Jubiläum im Käthe-Kollwitz-Museum

Seit 30 Jahren besteht das Käthe-Kollwitz-Museum an der Fasanenstraße. Direktorin Iris Berndt feiert mit Sonderausstellungen und will die Besucherzahlen steigern.

Ohne die Bürgerinitiative, die in den 1980er Jahren gegen Planungen für die „autogerechte Stadt“ gekämpft hatte, gäbe es jetzt nichts zu feiern im Käthe-Kollwitz-Museum – denn damals sollten historische Gebäude an der Fasanenstraße einer sechsspurigen Straße weichen. Wegen der starken Proteste wurde die Idee aber aufgegeben. So konnte der Galerist, Kunstsammler und Mäzen Hans Pels-Leusden am 31. Mai 1986 in der ältesten Villa der Straße sein Museum für die sozial engagierte Künstlerin gründen. Nun lädt Direktorin Iris Berndt zum Jubiläumsjahr anlässlich des 30-jährigen Bestehens ein.

Kölner Museum leiht Werke aus

Der Höhepunkt unter fünf Ausstellungen ist die Schau „Das Käthe Kollwitz Museum Köln zu Gast in Berlin“ (30. Mai bis 21. August). Das Kölner Pendant ist ein Jahr älter und größer. „Wie arbeiten bestens zusammen“, sagt Berndt. Die Kölner leihen ihr Zeichnungen und Drucke aus den Jahren 1910 und 1911, als Kollwitz nach Berndts Einschätzung „in der Blüte ihrer Jahre und ihres Erfolges stand“.

Schon seit Januar läuft die Ausstellung „Gesichter des Käthe-Kollwitz-Museums“, die bis Mitte Mai dauert. Die Fotografen Lorenz Kienzle und Ronka Oberhammer stellen in 24 Porträtaufnahmen sowohl junge als auch langgediente Mitarbeiter des Hauses sowie Unterstützer vor. Der bekannteste Förderer ist Eberhard Diepgen. Er hatte das Museum als damaliger Regierender Bürgermeister mit eröffnet und leitet seit 13 Jahren den Trägerverein.

Ein neues Exponat ist eine historische Druckerpresse, Baujahr 1866, auf der seit den 1930er Jahren viele Werke von Kollwitz entstanden – bis die Nazis ihrem damaligen Verleger 1941 die Lizenz entzogen.

An den 1993 verstorbenen Gründungsdirektor Pels-Leusden erinnert eine Bronzeplastik am Eingang. Er hatte dem Museum mehr als 100 Druckgrafiken und Zeichnungen und auch sein Vermögen gestiftet. Daraus – und aus Spenden von rund 120 Freundeskreismitgliedern – finanzierte das Museum lange seinen Betrieb und Ankäufe. Inzwischen ist die Sammlung auf 275 Werke angewachsen. Das Land Berlin stellte erst ab 2014 je 100 000 Euro zur Verfügung, für dieses Jahr wurde die Summe auf 130 000 Euro erhöht.

Die meisten Besucher sind Touristen

Weil das Geld nicht mehr ganz so knapp ist, hat die seit dem Frühjahr 2014 amtierende Direktorin Iris Berndt nun etwas getan, um mehr junge Leute anzulocken: Seit Jahresbeginn ist der Eintritt für alle Besucher unter 18 Jahren frei. Erwachsene zahlen sechs, ermäßigt drei Euro. Die Besucherzahl lag 2015 bei 26 000, etwas mehr als in den Jahren zuvor; Berndt strebt eine Steigerung auf 30 000 an. 70 Prozent der Gäste seien Touristen. Bei den Berlinern gebe es also „noch viel Potenzial“.

Vor den Sommerferien soll es eine Projektwoche für Schüler geben. Der Museumsshop wurde bereits aufgewertet und vergrößert. Im November soll außerdem ein Depot in der ersten Etage öffnen, in dem man sich ausgewählte Werke zur genauen Betrachtung auslegen lassen kann – möglichst nach einer Terminvereinbarung. Berndt will nicht zuletzt „den persönlichen Dialog“ mit Besuchern fördern.

Von Barrierefreiheit kann in der alten Villa nicht die Rede sein, es gibt aber zumindest Hoffnung für Menschen mit Behinderungen: „Ein Fahrstuhl wird diskutiert“, sagt Berndt. Insgesamt sei das Museum jetzt finanziell gesichert. Mit der Förderung durch das Land „gehören wir zu den Glücklichen“, das Vermögen von Pels-Leusden „werden wir nicht weiter antasten“. 

Cay Dobberke

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