"Feine Sahne Fischfilet": Diskussion um Auftritt belegt Rechtsruck in Deutschland
Die Band "Feine Sahne Fischfilet" darf nicht mehr im Bauhaus Dessau auftreten. Im Vergleich mit der AfD wird hier mit zweierlei Maß gemessen. Ein Kommentar.
Man kann der Kulturstaatsministerin Monika Grütters nur uneingeschränkt zustimmen, als sie nach der Absage des Konzerts der ostdeutschen Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ im Bauhaus Dessau in einer ersten Reaktion sagte, es sei ein „fatales Zeichen, wenn der Druck der rechten Szene kulturelle Angebote unterbindet“.
Die Bauhaus-Stiftung hatte das Konzert vergangene Woche abgesagt, aus Angst vor rechten Krawallen, und weil sie nicht zum „Austragungsort politischer Agitation und Aggression“ werden wolle. Und, so das Bauhaus weiter: „Politisch extreme Positionen, ob von rechts, links oder andere finden am Bauhaus Dessau keine Plattform, da diese die demokratische Gesellschaft (...) spalten und damit gefährden.“
Woher weiß die Stiftung Bauhaus, dass die Band staatsgefährdend sein soll?
Damit meint das Bauhaus Dessau aber nicht nur die rechte Szene, vor der sie sich fürchtet, sondern offensichtlich auch die „politische extreme“, mutmaßlich „linksextreme“ Band „Feine Sahne Fischfilet“. Nur: Wer hat dem Bauhaus eigentlich gesteckt, dass diese Band nicht nur politisch links ist, sondern gleich linksextrem, mithin staatsgefährdend sein soll? Und warum fällt der Stiftung das jetzt erst auf, da lange bekannt ist, wer da in ihren Räumen auftreten soll?
Tatsächlich sind „Feine Sahne Fischfilet“ zwischen 2011 und 2014 ein paar Mal im Verfassungsschutzbericht aufgetaucht, nicht zuletzt wegen vermeintlich staatsfeindlicher Passagen in ihrem 2009er-Song „Staatsgewalt“. Darin heißt es: „Die Bullenhelme, sie sollen fliegen /Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein.“ Das ist nicht fein, hört sich im Zusammenhang der Geschichte, die in diesem Stück erzählt wird, aber schon anders an: „Sie haben mich getreten / Sie haben mich geschlagen. / Ich hab mich nur gewehrt / Und dafür woll'n sie mich verklagen!“
Bei "Feine Sahne Fischfilet" wird die Kunstfreiheit wohl gar nicht in Erwägung gezogen
Hier ist also jemand bei einer Demonstration zunächst von der „Staatsgewalt“ verhauen worden, sitzt vor Gericht und weiß nicht warum – und äußert nun eine Rachephantasie. Man muss also den inhaltlichen Kontext bemühen und darauf verweisen, dass dieser Song überhaupt als künstlerische Hervorbringung zu betrachten, mithin die Kunstfreiheit in Erwägung zu ziehen ist. So wie das noch bei jedem Stück eines deutschsprachigen Gangster-Rappers passiert, selbst bei Kollegah und Farid Bang. Im Fall von „Feine Sahne Fischfilet“ scheint aber gar nicht differenziert zu werden, da ist alles eins zu eins. Weil die Band mal im Visier des Verfassungsschutzes stand (obwohl es seit 2014 keine Einträge mehr gibt), sie Deutschland nicht so großartig findet wie die Rechten oder singt „Niemand muss Bulle sein“, gibt es jetzt allenthalben auch aus dem bürgerlichen Lager Beifall für die Konzertabsage.
Bedenkt man, was AfD-Politiker seit Jahren für gefährliche, demokratiefeindliche Äußerungen von sich geben, nur mal so, „nie so gemeint“, „ein bisschen provozierend“, wird hier doch sehr mit zweierlei Maß gemessen. Der Rechtsruck in Deutschland ist offensichtlich, und die Absage des Konzerts von "Feine Sahne Fischfilet" passt dazu leider gut.