Nach Konzertabsage im Bauhaus: "Feine Sahne Fischfilet" wollen trotzdem in Dessau spielen
Das Bauhaus verweigert der Punkband "Feine Sahne Fischfilet" den Auftritt auf seiner Bühne. Die wirft der CDU nun einen "Schulterschluss" mit Neonazis vor.
In einem Facebookpost erklärt die Punkband "Feine Sahne Fischfilet", dass sie auf jeden Fall am 6. November in Dessau spielen werde. "Gestern wurde das Konzert von Seiten des Bauhauses abgesagt, nachdem einige Tage zuvor die AfD, die CDU und die lokale Neonaziszene öffentlich Druck ausgeübt hatten, ein Verbot des Konzertes forderten und mit Aufmärschen in Dessau drohten. Dass das Bauhaus einknickte vor dieser rechten Allianz, setzt neue Maßstäbe in Sachen Erbärmlichkeit", schreiben die Punkmusiker.
Ihre Kritik richtet sich vor allem an die CDU, die "zusammen mit der AFD und Neonazis eine Kultur- und Bildungsstätte" einschüchtern und in die Programmentscheidungen einer öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt eingreifen würde. "Die CDU in Sachsen-Anhalt betreibt in diesem Punkt nichts anderes als einen Schulterschluss mit AFD und Nazi-Kameradschaften", heißt es weiter in dem Post.
Im Weiteren verweisen die Musiker auch auf den Fall des in Dessau in Polizeigewahrsam zu Tode gekommenen Asylbewerbers Oury Jalloh. Gerade Dessau habe mit dem Tod Jallohs "ein wirklich finsteres Kapitel in seiner jüngsten Geschichte, bei dem alles getan wurde, um eine Aufklärung zu verhindern. Diese Tatsache ist ein weiteres Indiz für die in Dessau und Sachsen-Anhalt offensichtlich herrschenden politischen Verhältnisse, die nun auch zu dieser Konzertabsage geführt haben. Das Bauhaus steht jeher für unabhängige Kunst, freie Architektur und hat historisch eine ganz klare antifaschistische Tradition, die von der Stiftung leider nun mit Füßen getreten wird. Das erschüttert uns und ist ein fatales Zeichen", so die Band.
Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra (CDU) und das Bauhaus Dessau hatten zuvor die Entscheidung verteidigt, das Konzert der linken Punkband abzusagen. Dem Radiosender MDR Kultur sagte Robra am Freitag, eine politische Konfrontation sei mit dem Bauhaus nicht vereinbar. Die Direktorin des Bauhauses sei in die Überlegungen des ZDF nicht eingebunden gewesen und habe erst am Mittwoch von der Einladung der Band erfahren.
Das Bauhaus teilte am Freitag mit: „Aufgrund vermehrter Aufrufe in den sozialen Medien zur gewaltsamen Störung des Konzerts mussten wir annehmen, dass das Bauhaus Ziel von extremistischen Angriffen geworden wäre.“ Neben dem Status des Unesco-Welterbes sei es um das Ziel gegangen, keine erneuten medialen Bilder einer gespaltenen zerrissenen Gesellschaft zu ermöglichen. „Dies steht auch im Kontext jener polarisierten gesellschaftlichen Auseinandersetzungen, die in den vergangenen Monaten das Bild Ostdeutschlands geprägt haben.“
Das Bauhaus machte von seinem Hausrecht Gebrauch
Das ZDF hatte für den 6. November das Konzert zdf@bauhaus mit der umstrittenen Band geplant. Das Bauhaus hatte von seinem Hausrecht Gebrauch gemacht und das Konzert untersagt.
Die Aufzeichnung des ZDF werde nun an anderer Stelle stattfinden, betonte Robra. „Ich halte die Idee, eine Punkrockband aus dem linken Spektrum mit entsprechenden Fans im eher kammermusikalischen Ambiente der Bauhaus-Bühne auftreten zu lassen, für nicht besonders überzeugend.“
Auch das Anhaltische Theater Dessau will Konzert nicht ausrichten
Beim ZDF gab es am Freitag zur Frage eines neuen Standorts für das weiterhin geplante Konzert noch keine neuen Informationen. Das Anhaltische Theater Dessau teilte auf Anfrage mit, es stehe als alternativer Veranstaltungsort nicht zur Verfügung. Durch die Absage des ZDF-Konzertes sei der eigentliche künstlerische Auftritt der Band in eine undifferenzierte politische Auseinandersetzung geraten, teilte eine Theatersprecherin mit. Das Theater würde mit der Einladung der Band - unkommentiert und als Symbol - ein politisches Statement geben, zu dem es nicht bereit sei.
Das Haus erwäge aber, am Tag des ursprünglich geplanten Auftritts oder zeitnah eine Diskussionsveranstaltung ins Programm zu nehmen, um einen differenzierten Diskurs zum Konflikt zwischen Freiheit der Kunst und deren möglichen Grenzen zu führen. (tsp, dpa)