Daniel Barenboim zur Flüchtlingskrise: Dirigent und Pianist Barenboim begrüßt Merkels Flüchtlingspolitik
Staatsopern-Chef Daniel Barenboim appelliert an die Deutschen, auch Kultur und Bildung mit den Flüchtlingen zu teilen. Und er fordert sein Heimatland Argentinien auf, Syrer aufzunehmen.
Daniel Barenboim meldet sich in der Flüchtlingsdebatte zu Wort und begrüßt Angela Merkels Haltung. „Sie hat sich mit ihrem Bekenntnis ,Wir schaffen das’ sehr weit aus dem Fenster gelehnt, und das schätze ich“, sagte der Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper. „Natürlich kommen jetzt die Schwierigkeiten bei der Umsetzung“, er glaube dennoch, dass Merkel sich durchsetzt. Kein anderes Land sei mit der eigenen Geschichte, der NS-Vergangenheit, so ehrlich umgegangen, jetzt sei der nächste Schritt nötig. „Die Deutschen sollten auch bereit sein, ihre großartige deutsche Kultur mit den Neuankömmlingen zu teilen. Voraussetzung dafür sind Bildung und Aufklärung. Das wäre die beste Verteidigung der europäischen Werte,“ so Barenboim.
Argentinien, sagt Daniel Barenboim, war schon immer offen für Flüchtlinge und Migranten
Außerdem fordert der 1942 in Buenos Aires geborene Dirigent und Pianist sein Herkunftsland Argentinien zur Aufnahme von Flüchtlingen auf, eine Initiative, an der auch die Pianistin Martha Argerich beteiligt ist. Eine Tragödie dieses Ausmaßes könne nicht von Europa allein bewältigt werden, eine globalisierte Welt müsse auch Probleme global lösen: „Ich fordere deshalb die künftige argentinische Regierung auf, in der weltoffenen Tradition des Landes eine nennenswerte Zahl von syrischen Flüchtlingen aufzunehmen – und zwar aus den direkten Nachbarländern Jordanien, Libanon und der Türkei, um ihnen das Leid der Flucht nach Europa zu ersparen“, sagte Daniel Barenboim.
Der Starmusiker, der sich etwa zum Nahost-Konflikt regelmäßig politisch zu Wort meldet, betonte, Argentinien sei schon immer offen für Immigranten und Flüchtlinge gewesen. Auch seine Familie und die von Martha Argerich seien Ende des 19. Jahrhunderts auf der Flucht vor der Judenverfolgung im Zarenreich dorthin gekommen. „Außerdem hat das Land drei syrische Gemeinden - eine muslimisch-syrische, eine jüdisch-syrisch und eine christlich-syrische - und damit eine besondere Verantwortung. Für Argentinien, ein früher sehr reiches und wichtiges Land, wäre es jetzt der richtige Moment, sich wieder auf der Weltbühne zu zeigen.“
Die Staatsoper, an deren Spitze der argentinisch-israelische Dirigent seit 1992 steht, unterstützt seit zwei Wochen die Berliner Initiative „Moabit hilft!“, indem sie das Publikum bei jeder Vorstellung um Spenden bittet. Insbesondere sollen damit Nachtunterbringungen für die Wartenden vor dem Lageso finanziert werden. In der ersten Woche kamen rund 11.500 Euro zusammen. Tsp/dpa