Vasily Petrenko beim Rundfunk-Sinfonieorchester: Dirigent und Diener
Anmut und Präzision: Vasily Petrenko dirigiert das RSB - mit Tine Thing Helseth als Trompetensolistin.
Wenn eine Trompetenvirtuosin nach dem Konzert von Johann Nepomuk Hummel als Zugabe „In einsamer Stunde“ spielt, ein kleines wehmütiges Solostück, dann charakterisiert das ihre Musikalität. Die Norwegerin Tine Thing Helseth ist geneigt, auf ihrem Instrument zu singen, zu dialogisieren mit den Holzbläsern im Orchester. Damit betont sie, dass Hummels relativ frühe Komposition schon der Romantik zustrebt. Das Schmettern der Trompete als Hof- und Militärinstrument ist im Schwinden, obwohl sie bei Hummel noch ihre Signale konzertierenden Stils setzt. Wie Tine Thing Helseth im einfach gestrickten Rondo gestoßene und gebundene Noten vereint, das gibt der Musik eine anmutige Kantabilität, die nicht jeder erreicht. Darauf gründet auch ihre Zugabe, das für Violine komponierte Werkchen „In einsamer Stunde“ aus der Heimat Norwegen.
Vasily Petrenko genießt die Wertschätzung des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin, das ihn wiederholt an sein Pult eingeladen hat und ihn nun in der Philharmonie herzlich feiert. Petrenko, nicht verwandt mit seinem Namensvetter Kirill, dem designierten Nachfolger Simon Rattles bei den Berliner Philharmonikern, versteht sich darauf, die Musiker mit seiner dirigentischen Energie zu enthusiasmieren. Der Russe amtiert als Chefdirigent des Oslo Philharmonic Orchestra und ist am Opernhaus Zürich zu erleben wie an der Bayerischen Staatsoper, in London wie in Boston und Chicago.
Gern folgen ihm die Musiker auch hier und jetzt mit seidenweichen Streichern in der Konzertouvertüre „Le Corsaire“ von Berlioz. War es erst im Sommer die elfte Sinfonie von Schostakowitsch, mit der das RSB unter Vasily Petrenko brillierte, so wendet sich der Maestro nun Beethovens „Sinfonia eroica“ zu, einem Prüfstein im deutschen Repertoire.
Es geht ihm weniger um Deutung, um Glücksmomente im Dunkel des Trauermarschs oder neues Espressivo im Fugato. Er weiß vielmehr auf persönliche Art, die Klangfarben des Orchesters zu wecken, die bewegte Form zumal mit der sensiblen linken Hand zu modellieren, die Hörner im Trio galant abzurufen, Präzision zu pflegen bis ins Pizzikato des nach knapper Fermate einsetzenden Finales. Petrenko hat nicht nur im bevorzugten russischen Repertoire seinen eigenen Stil: Er ist zugleich feuriger Dirigent und Diener der Partitur.