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Dieter Kosslick
© dpa

Vertragsverlängerung bei der Berlinale: Dieter Kosslick bleibt Berlinale-Chef bis 2019

Seit 2001 leitet Dieter Kosslick die Geschicke der Berliner Filmfestspiele. Jetzt hat er seinen Vertrag bis 2019 verlängert. Manche freut's, dass er bleibt.

Eine Sensation ist die Nachricht nicht gerade. Auch wenn sich Dieter Kosslick laut Pressemitteilung vom Mittwoch freut, „dass ich noch weitere fünf Jahre das Profil der Berlinale mitgestalten kann“ – um fünf Jahre hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters den Vertrag des Berlinale-Chefs nicht verlängert. Sondern um drei. Seinen laufenden Dreijahresvertrag bis Ende Mai 2016 hatte Grütters’ Amtsvorgänger Bernd Neumann im Dezember 2011 unter Dach und Fach gebracht. Nun also, Ende November 2014, Verlängerung bis 2019. Die üblichen Fristen sind gewahrt.

Mehr als eine Kurzmeldung allerdings enthält die für Berlinale-Verhältnisse ungewöhnlich knappe Mitteilung schon. Denn der zuletzt mitunter etwas müde wirkende FestivalZampano wird schon zur kommenden Film-Sause jene Zäsur fast erreicht haben, die man anderswo „Rente mit 67“ nennt. Bleibt er bis Mai 2019, wird der Pforzheimer, der über eine SPD-nahe Politkarriere oberster Filmförderer in Nordrhein-Westfalen und schließlich Berlinale-Chef wurde, locker die Siebzig überschritten haben.

Manchen freut’s, dass er bleibt. Das grundsonnige Temperament, mit dem Kosslick die Berlinale seit nunmehr 13 Jahren bestrahlt, hat das Festival nach der Jahrtausendwende unbestreitbar vorangebracht. Die alljährlichen elf tollen Tage, der große Berliner Filmfasching für Hunderttausende jedweder Herkunft und jedweder Generation: sein Verdienst. Mit den Politikern kann er mindestens so gut wie mit dem Publikum, und so kürt die Stadt verlässlich im Februar ihren beliebtesten Wahlberliner: Dieter Kosslick, Gastgeber und Star.

Andererseits sind die Verschleißerscheinungen offenkundig. Matte Eröffnungsgalas, bei denen der Berlinale-Vortanzbär fühlbar den Spaß am Närrischen verlor, ohne ihn durch Substanz zu ersetzen. Wettbewerbsprogramme, die – fernab hoher Anfangsziele – keineswegs wie die fröhlich gemeinsam servierte Crème de la Crème aller Festivalsektionen schmecken, sondern wie ein schlaffes Soufflé. Und immer mehr internationale Beobachter, die immer deutlicher den schmerzhaft wachsenden Qualitätsabstand zu Cannes beklagen.

Kaum jemand hätte Dieter Kosslick da einen Abschied in zwei Jahren verübelt. Und wohl auch niemand der noch recht frisch agierenden Kulturstaatsministerin den Ehrgeiz, sich auf die nicht einmal beschwerliche Suche nach profiliertem Ersatz zu machen. Andererseits: Immerhin bleibt den Rau-aber-herzlich-Berufsberlinern nach dem „Wowi“-Abgang nun „der Dieter“ erhalten, und so hat die kleine Nachricht für sie denn doch was Tröstliches. Kurzfristig.

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