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Der Chef der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Hermann Parzinger (r-l), Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), Gründungsintendant des Humboldt-Forums und britischer Kunsthistoriker Neil MacGregor, und Kunsthistoriker Horst Bredekamp bei einem Rundgang .
© picture alliance / dpa

Film zum Humboldt-Forum: Die Macht der Masken

Zwei Masken aus dem Ethnologischen Museum Berlin gehörten einst den Kogi-Indianern in Kolumbien. Und die Kogi hätten sie jetzt gern zurück. Oder sollten sie besser künftig im Humboldt-Forum gezeigt werden? Dieser Frage geht eine eindrucksvolle Filmreportage nach.

In Dahlem, im Depot des Ethnologischen Museums, werden zwei Masken aus Südamerika aufbewahrt, die in jeder Hinsicht einzigartig sind. Man hat ihr Alter bestimmt: gut 500 Jahre. Sie stammen also noch aus der Zeit vor der Conquista, den Eroberungszügen der Spanier. Das ist höchst ungewöhnlich. Ähnliche Objekte sind in der Regel sehr viel jüngeren Datums. Die Masken gehörten einst den Kogi-Indianern in Kolumbien. Und die Kogi hätten sie jetzt gern zurück. Denn für sie handelt es sich um lebendige Wesen, um Vorfahren, die das Gleichgewicht der Natur beschützen.

Die ZDF-Journalistin Carola Wedel hat die Kogi und die Masken in den Mittelpunkt ihrer Reportage „Die Indianer kommen“ gestellt. Sie erzählt eine exemplarische Geschichte über das im Entstehen begriffene Humboldt-Forum und wirft die Fragen auf, vor denen das neue Museum in Berlin-Mitte steht: Was ist der richtige Umgang mit sakralen Objekten aus fremden Kulturen? Wie kamen sie nach Berlin, in die Sammlungen? Wie sollen sie künftig präsentiert werden? Wie geht man mit Rückgabeforderungen um?

Die Kogi, ein Volk von 18 000 Menschen, leben zurückgezogen hoch in den Bergen Kolumbiens, in der Sierra Nevada. Sie haben, soweit sich das beurteilen lässt, ihre ursprüngliche Lebensweise und Kultur erhalten. Und es geschieht nicht oft, dass Kamerateams zumal aus Europa bei ihnen willkommen sind. Carola Wedel durfte bei den Kogi drehen. Zwei Abgesandte des Stammes hatte sie vor zwei Jahren in Berlin begleitet, auf ihrem Weg nach Dahlem, zu den „Sonnenmasken“, die den Kogi so viel bedeuten.

Der 45-minütige Film „Die Indianer kommen“ zeigt Szenen des Alltags aus dem Dorf und in Ansätzen auch Rituale und Momente der religiösen Praxis. Die Kogi-Indianer sehen sich als Mittler zwischen der Natur und den Menschen. In ihrer Schöpfungsgeschichte lassen sich tiefe ökologische Einsichten und Zusammenhänge erkennen.

Die Masken, um die es hier geht, hat der Ethnologe Konrad Theodor Preuß vor 100 Jahren nach Berlin ins Museum für Völkerkunde gebracht, wie es damals hieß. Er hat sie in Kolumbien gekauft. Zu der Zeit wurde ihnen dort offensichtlich nicht die Bedeutung beigemessen, die sie heute haben. Möglicherweise würden sie gar nicht mehr existieren, hätte Preuß sie nicht mitgenommen. Aber dann kann man auch fragen: Wie und wo haben sie die 400 Jahre davor überstanden? Und sie hätten im Zweiten Weltkrieg untergehen können – wenn man von sicheren Orten sprechen will. In Kolumbien wären sie wahrscheinlich auch im Museum, schon wegen ihres Alters und ihrer Kostbarkeit. Es gibt andere indigene Völker – auch sie kommen in dem Film zu Wort –, die froh darüber sind, dass europäische Museen Teile ihrer Tradition und Kultur aufbewahrt haben; es gäbe diese Artefakte sonst nicht mehr.

„Die Indianer kommen“, sie kommen zum Schauen, und sie gehen wieder. Hermann Parzinger, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, gibt sich diplomatisch. Man findet auch keine einfachen Antworten. Rückgabe scheidet in der Regel wohl doch aus, wenn man genau hinhört. Das Humboldt-Forum wird nach anderen Formen der Teilhabe und des Austauschs suchen.

Seit 2001 begleitet Carola Wedel die Entwicklung der Museumsinsel und nun auch des Humboldt-Forums. Das darf man vom ZDF erwarten, es gehört zum Informations- und Bildungsauftrag des Fernsehens. Dass es für das Berliner „Jahrhundertprojekt“ keine bessere Sendezeit gibt, ist nicht einzusehen.

„Die Indianer kommen“ läuft an diesem Montag, 7. 12., um 22.25 Uhr auf 3sat, am 13. 12. um 0.20 Uhr im ZDF und am 27. 12. um 9 Uhr auf ZDFinfo.

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