zum Hauptinhalt
Taylor Swift.
© dpa

Taylor Swift kämpft gegen Spotify: Die gierige Rebellin

Unter großem Getöse hat Taylor Swift gerade ihren Ausstieg aus Spotify gefeiert. Musiker sollten sich nicht "unter Wert" verkaufen, sagt sie. Die Aktion wirkt wie ein rebellischer Akt für entrechtete Bands und Songwriter. In Wirklichkeit ist sie ein Marketinginstrument für das neue Album der Sängerin.

Bislang hat sich die US-Musikerin Taylor Swift ausgeschwiegen über die Gründe, ihre Alben nicht mehr beim Streamingdienst Spotify anzubieten. Dass es aber um Geld geht, scheint klar zu sein. Weniger klar ist, auf welcher Seite Swift steht, ob sie gut oder böse ist, sie als Rebellin und Künstleranwältin agiert oder doch nur von Gier geleitet wird. „Produktpiraterie, Filesharing und Streaming haben die gekauften Alben dramatisch schrumpfen lassen“, hat Swift im Sommer in einem Essay im „Wall Street Journal“ wenig originell geklagt und gefordert, „dass Musik nicht kostenlos sein sollte“, sich Labels und Musiker nicht „unter Wert“ verkaufen sollten.

Die 0,7 Cent pro aufgerufenen Song, die Spotify im Schnitt zahlt, sind Swift vermutlich zu wenig. Was bei so einer Zahl verständlich ist – wenngleich da ja immer noch die Plattenfirmen sind, die ebenfalls an ihren ureigenen Profit denken und als Makler der Musiker gleichfalls Geld von Spotify einstreichen. Wohlfahrtsvereine sind Major-Plattenfirmen auch in Zeiten der Krise nicht.

Taylor Swift hat eine gute Basis für Verhandlungen mit Spotify

Im Moment ist Taylor Swift einer der erfolgreichsten Popstars in den USA, mit ihrem neuen Album „1989“ zunehmend aber auch in Europa. Sie hat also eine gute Basis für Verhandlungen mit Spotify. Und kann es leicht verschmerzen, wenn ihre Songs dort nicht zu hören sind. Die laufen sowieso überall. Insofern hat die Rote Karte für Spotify einen weiteren schönen Werbeeffekt und treibt die Verkaufszahlen von „1989“ zusätzlich in die Höhe, als Gegenbewegung zu dem von Swift beklagten Schrumpfen der Albumverkäufe.

Würde der Effekt zum Beispiel bei einer Band wie den Black Bananas (ehemals Royal Trux, waren am Dienstagabend in der Berghain-Kantine) derselbe sein? Gibt es diese Band überhaupt bei Spotify, wo die Auswahl zwar groß, aber nicht allumfassend ist? Finanziell angewiesen sind die Black Bananas auf Spotify nicht. Dafür sind sie zu unbekannt, dürften die Aufrufe zu gering sein, um Erträge abzuwerfen. Aber um Aufmerksamkeit zu generieren, ist so ein Streamingdienst womöglich doch wichtig für sie – und damit für etwaige Albumverkäufe, noch mehr aber für Konzerte und Touren, mit denen die meisten Musiker im Moment ihr Geld verdienen.

Was die Großen sich leisten können (zum Beispiel neue Alben gratis zum Download anbieten, wie Radiohead, oder sie vorher teuer an Apple verkaufen und dann zu verschenken, wie Beyoncé und U2), stellt die Kleinen vor neue Probleme. In der Welt der Popmusik sitzen nie alle in einem Boot.

Zur Startseite