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Vonnie (Kristen Stewart) und Bobby (Jesse Eisenberg).
© Warner Bros.

"Café Society" von Woody Allen: Die Farben von damals

Goldenes Alterswerk: Mit „Café Society“ träumt sich Woody Allen zurück ins Hollywood der Dreißiger Jahre. Eine engelsgleiche Kristen Stewart überzeugt in der weiblichen Hauptrolle.

Eine Villa im Bauhaus-Stil, dahinter der weite Westküstenhimmel, davor elegante Partygäste am Pool. Man schreibt die späten 1930er-Jahre, und der Gastgeber Phil, ein mittelalter Schauspielagent, wird am Telefon verlangt: „Ginger Rogers versucht mich zu erreichen“, erklärt er nonchalant seinen neugierigen Gesprächspartnern. In den Glanzzeiten Hollywoods konnte so ein Statement nur uneingeschränkte Bewunderung hervorrufen, denn die hübsche, muntere Ginger Rogers war der berühmteste Musical- und Komödienstar der Dekade.

Der junge Bobby, Phils Neffe, ist gerade frisch aus New York in Hollywood angekommen und staunt über die guten Beziehungen, die sein Onkel Phil offenbar zu den Stars pflegt. Bald wird er sogar von ihm angestellt und verliebt sich bis über beide Ohren in dessen Sekretärin Vonnie, die allerdings ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann hat. Wer der im Ergebnis nur mäßig Glückliche ist, erfährt Bobby als Letzter. Enttäuscht geht er zurück an die Ostküste, wo sein Bruder Benny dunkle Geschäfte mit der Mafia macht und dem inzwischen gesellschaftlich gewandten Bobby einen Job verschafft. Wird Bobby Vonnie jemals wiedersehen?

Hymne auf die Kinomythen

Hollywoods goldene Ära lag Mitte der 1960er, als Woody Allen begann, Filme zu drehen, schon sehr lange zurück. Und es waren nicht zuletzt die jungen, wilden Filmemacher wie er selber, die gegen das Studiosystem rebellierten und davon unabhängige Produktionsmöglichkeiten durchsetzten. Mit „Café Society“ feiert Woody Allen folglich nicht nur die guten alten Zeiten, sondern gleichzeitig die darum entstandenen Mythen, die das Kino erst schuf.

Wobei der Regisseur wie immer Anspielungen an sein eigenes Werk einstreut, die ganz und gar nicht zu der erzählten Zeit passen. So verkörpert Jesse Eisenberg als Bobby in seiner zappeligen, geschwätzigen Betulichkeit eine Variante vieler Figuren, die Allen früher selbst gespielt hat. Im Halbwelt- und High-Society-Milieu der dreißiger Jahre, das von Szenenbildnern aufwendig rekonstruiert wurde, wirkt er damit allerdings ein wenig fehl am Platz – besonders als gesellschaftlicher Aufsteiger. Mit der Besetzung der hier geradezu engelsgleichen Kristen Stewart („Twilight“) als Vonnie dagegen beweist Allen wieder einmal, dass er ein gutes Gespür für junge Stars hat, während das Thema „Älterer Mann mit wesentlich jüngerer Geliebter“ ebenfalls zu Allens dramaturgischen Standards gehört.

New York: diesmal klischeehaft

Bei der Schilderung des jüdischen Brooklyn, wo Bobbys Familie wohnt, und des New Yorker Gangstertums verlässt sich der Film deutlich auf Klischees: Zur Illustration der grässlichen Gangstergepflogenheiten werden beiläufig Leichen auf Baustellen einbetoniert, viel Hintergrund zum Werdegang von Bobbys Gangsterbruder (Corey Stoll) wird nicht geliefert. Und am Familientisch teufeln alle Verwandten wild und wortgewandt aufeinander ein wie eh und je in Woody Allens Familienszenen.

Diese Inszenierungsstrategien könnten auf die ironische Haltung verweisen, die der über 80-jährige Regisseur inzwischen zur Welt im Allgemeinen entwickelt haben mag. Andererseits stehen die mit großer Sorgfalt komponierten Filmbilder, die von Wehmut und Nostalgie zeugen, dieser Interpretationsvariante eher entgegen.

Die Kameraarbeit: fantastisch

Es sind durchweg fantastische Bilder, die Woody Allen und sein Kameramann Vittorio Storaro, seinerseits ein Veteran der Branche, geschaffen haben. Storaro zeichnet für die Gestaltung so berühmter historischer Filme wie „1900“ (1976) oder „Der letzte Kaiser“ (1987), aber auch von Klassikern wie „Apocalypse Now“ (1979) oder „Der letzte Tango in Paris“ (1972) verantwortlich; diesmal hat er Hollywood in seiner Hochblüte durch goldenes Licht charakterisiert und das raue Pflaster New Yorks in Blau-Grau-Tönen dagegen abgesetzt. Und der Nachtclub, in dem Bobby bald als Manager arbeitet, ist eine perfekte Komposition in Schwarz und Weiß mit ein paar Rottupfern.

So entfaltet „Café Society“ eine gänzlich unironische, schwelgerische Ästhetik – und kaschiert damit nebenbei manche dramaturgische Ungenauigkeit. Wahrscheinlich sind die beiden Altmeister hier einfach ihrer Sehnsucht nach einer überschaubareren, sozusagen nach Farben geordneten Welt gefolgt. Andererseits dürfte Woody Allen auch sehr bewusst Verbindungen zwischen dem alten Hollywood-Kino, dem Independent-Film der 1970er Jahre und – mit jungen (Serien-)Stars wie Kristen Stewart, Blake Lively und Corey Stoll – der heutigen, diversifizierten Produktionsmaschinerie gesucht haben.

Wie auch immer: „Café Society“ feiert das Kino. Und von solchen Filmen kann es gar nicht genug geben.

In Berlin im Adria, Cinema Paris, Cinemaxx, FaF, Colosseum, Delphi, Yorck; OV im Rollberg und Cinestar SonyCenter; OmU im Kino Hackesche Höfe, Kulturbrauerei, Odeon und Neues Off

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