Comic-Bestenliste: Die besten Comics 2014 - Anne Delseits Favoriten
Welches sind die besten Comics des zu Ende gehenden Jahres? Das wollen wir von unseren Lesern und von Comic-Kritikern wissen. Heute: AnimaniA-Redakteurin Anne Delseit.
Derzeit fragen wir unsere Leserinnen und Leser, welches für sie die besten Comics der vergangenen zwölf Monate waren. Parallel dazu ist wie bereits in den vergangenen Jahren wieder eine Fachjury gefragt worden. Sie besteht aus Anne Delseit (AnimaniA, Comix), Lutz Göllner (zitty), Volker Hamann (Reddition), Matthias Hofmann (Alfonz), Martin Jurgeit (Comix, Buchreport), Stefan Pannor (Blogger, Spiegel Online), Frauke Pfeiffer (Comicgate), Andreas Platthaus (FAZ) und Lars von Törne (Tagesspiegel).
Jedes Jurymitglied ist aufgefordert, unter den im vergangenen Jahr auf Deutsch erschienen Titeln seine fünf Favoriten zu nennen, mit Punkten zu bewerten und die Auswahl kurz zu begründen. Daraus ergibt sich eine Shortlist, über die die Jury in Kürze endgültig abstimmt.
Hier dokumentieren wir die Favoriten von Anne Maren Delseit, Schriftstellerin und Redakteurin bei AnimaniA, Comix und Ge[Druckt].
Platz 5:
„PIL“ von Mari Yamazaki
(Einzelband ,Carlsen Graphic Novel)
The Spirit of Punk im Japan der 1980er-Jahre: In „PIL“ erzählt die Mangaka Mari Yamazaki (von der es in Japan unter anderem noch die Serie „Thermae Romae“ gibt) von der Schülerin Nanami, die bei ihrem Großvater lebt und von London träumt. Nanami liebt den Punk, vor allem die Band Public Image Limited, und reibt sich an den gesellschaftlichen Erwartungen. So rasiert sie sich kurzerhand die Haare ab, als sie in der Schule einmal mehr für ihre aus der Form gewachsene Frisur gerügt wird. Das weckt prompt den Erziehungsdrang des besorgten Großvaters, der seinerseits Nanami verärgert, indem er das knappe Haushaltsgeld mit beiden Händen ausgibt. „PIL“ ist eine einfühlsame, berührende Slice-of-Life-Geschichte über Generationskonflikte und das Erwachsenwerden, die unter Carlsens Graphic-Novel-Label erschienen ist. Jeder, der selbst ein bisschen Punk in sich hat, wird sich in Nanami wiederfinden!
Platz 4:
„Lindbergh“ von Ahndongshik
(Bislang vier Bände, Kazé Manga)
Die Fantasy-Abenteuer-Serie „Lindbergh“ von Ahndongshik erzählt die Geschichte des Waisenjungen Knit aus dem Königreich Eldura. Nachdem sein Vater trotz eines Verbots versucht hatte, die Insel auf dem Luftweg verlassen und dabei umkam, ist Knit ein Außenseiter. Nur die Familie der Wirtin Nanna und sein kleiner Drachenfreund Plamo halten zu ihm. Doch dann taucht der verschlagene Luftpirat Shark auf und verhilft Knit und Plamo zur Flucht. Knit ist voller Vorfreude auf die Welt jenseits von Eldura, doch seine Abenteuerlust wird in der rauen Außenwelt bald auf eine harte Probe gestellt ... Ein tapferer junger Held, wunderbar fiese Tyrannen, Luftpiraten, Drachenreiter und beeindruckendes Fantasy-Artwork machen „Lindbergh“ zu einem kurzweiligen Leseabenteuer für Genre-Fans. In Deutschland hat Kazé Manga bislang vier Bände von Ahndongshiks epischer Fantasy-Serie veröffentlicht, in Japan liegt die Serie mit insgesamt acht Bänden vollständig vor.
Platz 3:
„Saint Young Men“ von Hikaru Nakamura
(Bislang ein Band, EMA)
Nachdem die arbeitsintensive Zeit der Jahrtausendwende hinter ihnen liegt, ziehen Jesus von Nazareth und Siddhartha – alias Buddha – zusammen in ein Apartment im modernen Tokio, um einmal richtig Urlaub zu machen. Vielmehr Einleitung benötigt Hikaru Nakamuras Comedy-Serie „Saint Young Men“ nicht, die hierzulande seit November bei EMA als Doppelbandausgabe erscheint. Der göttliche Ausflug bietet neben einem Einblick in die japanische Kultur und der liebevollen Interpretation der religiösen Figuren vor allem ein herrliches Situationskomik-Feuerwerk. Nicht nur Fans von „Das Leben des Brian“ sollten unbedingt einen Blick in diese Serie werfen. In Japan füllen die irdischen Abenteuer von Jesus und Buddha bislang zehn Taschenbücher.
Hier lesen Sie, welches die Top-Favoriten von Anne Delseit sind
Platz 2:
„Trouble is my Business“ von Natsuo Sekikawa und Jiro Taniguchi
(Bislang ein Band, Schreiber & Leser)
Bei Schreiber & Leser ist im Oktober 2014 mit „Trouble is my Business“ ein früheres Werk aus der Feder von Jiro Taniguchi erschienen. Die Hardboiled-Kriminalgeschichte basiert auf dem Szenario von Natsuo Sekikawa und spielt im Japan der 1980er-Jahre. Der geschiedene Privatermittler Jotaro Fukamachi hat sein Büro im Hinterzimmer einer Zahnarztpraxis und ist dafür berüchtigt, sich wortwörtlich in seine Gegner zu verbeißen. Dabei wandelt er auf den Spuren von Raymond Chandlers Romanfigur Philip Marlowe. Neben den wunderbar verrückten Fällen bietet „Trouble is my Business“ trockenen Humor und eine wohldosierte Prise Melancholie. Ein schönes Weihnachtsgeschenk für Fans von raubeinigen Privatdetektiven! Die Serie ist in Japan in sechs Bänden abgeschlossen. Bei Carlsen ist in diesem Jahr mit „Der Gourmet“ übrigens ein weiterer Titel von Jiro Taniguchi erschienen.
Platz 1:
„Die Stadt, in der es mich nicht gibt“ von Kei Sanbe
(Bislang drei Bände, Tokyopop)
Der 28-jährige Satoru Fujinuma träumt von einer Mangakarriere, während er sein Leben als Pizzabote bestreitet. Dabei hat er eigentlich eine ganz besondere Gabe: Wenn sich in seiner Gegenwart ein Unheil ankündigt, gerät er in eine Zeitschleife. Diese schickt ihn solange immer wieder ein Stück in die Vergangenheit zurück, bis er den Eintritt des Ereignisses verhindern kann. Doch nach einem traumatisierenden Erlebnis versetzt ihn seine Fähigkeit plötzlich in seine Grundschulzeit zurück. In der Hoffnung, die düstere Zukunft zu verändern, macht sich Satoru im Körper seines Grundschul-Ichs daran, eine mysteriöse Kindermordserie zu stoppen, die sich in seinem direkten Umfeld ereignete. Kei Sanbe schafft mit „Die Stadt, in der es mich nicht gibt“ einen packenden und emotionalen Zeitreisethriller. Ein Tipp für alle, die wendungsreiche Page-Turner suchen. In Japan erscheint Ende Dezember der fünfte Band der noch laufenden Serie, hierzulande liegen aktuell drei Bände bei Tokyopop vor, Band vier ist für März 2015 angekündigt.
Die Favoriten der anderen Jurymitglieder veröffentlichen wir nach und nach - hier gibt es den Beitrag von Andreas Platthaus. Und hier finden Sie die Empfehlungen unserer Leser. Am 11. Dezember geben wir die Gewinner der Gesamtauswahl der Jury bekannt.
Anne Delseit
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