Mönkemeyer und Youn im Boulez Saal: Dialog zwischen Epochen
Geistreicher Austausch zweier Musiker: der Bratschist Nils Mönkemeyer und der Pianist William Youn im Pierre Boulez Saal.
Nach wie vor erlebt man neuere und neueste Musik oft entweder in strengen Spezialistenkonzerten oder als üblicherweise kurze und nicht weiter störende Alibi-Einlage in traditionellen Programmen. Wie man es anders machen kann, demonstrieren der Bratschist Nils Mönkemeyer und der Pianist William Youn mit einem außerordentlich originell und intelligent konzipierten Abend im Pierre Boulez Saal.
Duo-Kompositionen von Mozart, Schubert und Brahms stellen die Künstler Solo-Stücke von Salvatore Sciarrino, Nadia Boulanger, Unsuk Chin und Matthias Pintscher gegenüber. Den ersten Teil des Konzerts spielt Youn auf einem Hammerklavier, erst nach der Pause kommt der traditionelle Konzertflügel zum Einsatz. Perfekt harmoniert in einem wenig bekannten Variationenzyklus von Mozart und in Schuberts berühmter Arpeggione- Sonate der herbe Klang von Mönkemeyers Bratsche mit den gedeckten Farben des historischen Tasteninstruments. Dass auf dem Hammerklavier Akzente stärker hervortreten, die Lautstärke-Register nicht perfekt verblendet sind und die Spannungen der Musik nicht im reinen Schönklang aufgelöst werden können, lässt die älteren Stücke in einen faszinierenden Dialog mit Sciarrinos aus Flageollets und Glissandi zusammengefügten Bratschen-Notturni treten.
Tendenz zur Abstraktion
Mönkemeyer spielt sicherlich nicht im strengen Sinne historisch informiert, aber er phrasiert so lebendig, dass eine in jeder musikalischen Geste erfüllte Klangrede entsteht. Youn agiert an diesem Abend auf zwei Instrumenten und spricht mit hundert Stimmen. Brahms’ Es-Dur-Sonate op. 120 schickt Mönkemeyer mit Matthias Pintschers Komposition „In nomine“ ein weiteres Bratschen- Solo voraus. Beide Werke begegnen sich in einer Tendenz zur Abstraktion. Mit diesem Dialog bescheren die beiden Musiker dem Publikum ein ungewöhnlich gedankenreiches Konzerterlebnis.