In Berlin gescheitertes Kunstprojekt: DAU kommt nach Paris
Ohne Mauer und kleiner als geplant: Nachdem die Berliner Behörden eine Absage erteilten, soll das DAU-Projekt im Januar in Paris starten.
In Berlin hatten die Behörden das geheimnisumwobene Projekt nicht genehmigt. In Paris soll im Januar das Unternehmen DAU nun realisiert werden, in anderer Form. Eine Mauer wird nicht errichtet, das Ganze wirkt im Vergleich zu den heiß umstrittenen Berliner Plänen kleiner. Aber auch in Paris haben die DAU-Leute Probleme mit den offiziellen Stellen.
Das Théâtre du Châtelet in der französischen Hauptstadt wird derzeit grundlegend saniert. Deshalb sind die Bereiche, in denen das DAU-Team seine immersive Installation einrichtet, von der eigentlichen Baustelle abgeteilt. Unter anderen sind es einige enge Gänge im Verwaltungstrakt des Theaters, durch die DAU-Besucher in Kürze wandern sollen. Um an Interieurs der Stalin-Zeit zu erinnern, sind sie dunkelrot gestrichen. Hinter silbrig glänzenden Vorhängen sind kleine Kabinen verborgen, in denen die Besucher in wenigen Wochen Teile des gigantischen Filmœuvres des Russen Ilya Khrzhanovsky sehen sollen.
Bis zu 400 Besucher in zwei Theatern
Das hatte der 43-jährige Regisseur zwischen 2009 und 2011 im ukrainischen Charkiw über den sowjetischen Physiker Lew Landau gedreht, über eine privilegierte Schicht von Topwissenschaftlern, ihre Gespräche und Amouren, und über ein System, das sie streng überwacht. Dafür war dort ein Nachbau des Moskauer Instituts für Physik errichtet worden. Für mehrere hundert Darsteller hieß das drei Jahre Immersion ins stalinistische Russland, Leben in einem abgeschlossenen Paralleluniversum.
Einige Wochen vor dem Beginn des Pariser Kunstereignisses ist der Besuch eines kleinen Ausschnitts der Installation denkbar unspektakulär. Eine lebensgroße Silikonfigur steht in der Ecke eines Ganges, eine weitere sitzt auf einem Sofa. Ein kleiner Raum ist als Sexshop hergerichtet, ein anderer ist für das persönliche Gespräch mit einem Priester, Rabbi, Imam oder Schamanen vorbereitet. Alles mehr oder weniger Dinge, die man seit Jahren von immersiven Formaten kennt.
Bis zu vierhundert Besucher werden sich jeweils in zwei Theatern aufhalten können: Geplant ist, das Musiktheater an der West- und das Théâtre de la Ville an der Ostseite des zentralen Place du Châtelet mit einer Brückenkonstruktion zu verbinden, die innerhalb einer Nacht aufgebaut werden und in luftiger Höhe den Wechsel zwischen beiden Häusern ermöglichen soll. Wie es scheint, wird es aber die Genehmigung für den emblematischen Brückenbau nicht geben.
Wenig Information, viel Werbung
Im Zentrum der Installation stehen die nach wie vor streng geheim gehaltenen Filme, die, wie berichtet wird, dem Leben selbst abgeschaut sind und sich vom ursprünglichen Drehbuch entfernt haben. Den Originalton der Filme begleiten im Voice-Over die Stimmen französischer Filmstars wie Isabelle Adjani, Gérard Depardieu oder Isabelle Huppert. Es geht um die großen Menschheitsfragen, um Sex, Gewalt, Tod, Verrat, Traum und Alkohol, möglichst hautnah.
DAU-Paris operiert im Wechselbad von so wenig Information wie möglich und so viel Werbung wie nötig. Vor Kurzem hat das Team im Théâtre du Châtelet ein Treffen mit Pariser Kulturgrößen organisiert. Es fand statt im ehemaligen Büro des Theaterdirektors, das im Stil des von Pablo Picasso entworfenen Dekors von „Parade“ ausgemalt ist, einer Produktion der Ballets Russes im Théâtre du Châtelet 1917. Eric Satie hatte komponiert, Jean Cocteau die Idee geliefert. „Parade“ löste damals einen Skandal aus und gilt heute als Meilenstein der Avantgarde. Daran will Ilya Khrzhanovsky anknüpfen.
Eberhard Spreng
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