"Dau"-Projekt in Berlin: „Dau“-Regisseur Khrzhanovsky spricht von Hetzkampagne
Der "Dau"-Künstler Ilya Khrzhanovsky kritisiert die "Dau"-Kritiker: Die Medien interessierten sich nur für die Mauer-Replik und verscheuchten Künstler wie Banksy.
Der russische Regisseur Ilya Khrzhanovsky hat sich in der Diskussion um sein Berliner „Dau“-Projekt erstmals öffentlich zu Wort gemeldet und spricht von einer „Hetzkampagne“ der hauptstädtischen Presse. Mit seiner immersiven Großinstallation bringe er eine neuartige Kunst- und Erfahrungswelt nach Berlin, der schon Frank Castorf und dann Chris Dercon den Weg hätten bereiten wollen, sagte der 43-jährige Künstler der „FAZ“. Die Medien erregten sich jedoch allein über die Replik der Mauer. Für die Weltpremiere von 13 „Dau“-Filmen, für die Khrzhanovsky von 2009 bis 2011 ein eigenes Filmset in der Ukraine errichten ließ und dort 700 Stunden Filmmaterial erstellte, soll jetzt ein inzwischen verkleinertes Areal um das Kronprinzenpalais mit einer temporären Mauer umgeben werden. Auf dem Gelände sollen auch zahlreiche Veranstaltungen stattfinden. Das Publikum kann nach einem „Visumantrag“ auf personalisierten Parcours’ die „Stadt in der Stadt“ besuchen.
Die Behörden wollen bis 28. September über die Genehmigung entscheiden. Der Regisseur hofft, dass das von den Berliner Festspielen veranstaltete Projekt nach den Planänderungen realisiert werden kann, Eröffnung soll am 12. Oktober sein. Er kritisiert Indiskretionen, die den Streetartkünstler Banksy erfolgreich verscheucht hätten – laut Khrzhanovsky sollte Banksy die Mauerreplik bemalen. Eine Zeitung habe ihm durch Drohungen ein Interview abzuringen versucht, eine andere „eine geleakte Arbeitszeichnung ohne Quellenangabe“ publiziert. Bei Letzterem ist der Tagesspiegel gemeint. Die am 5. September veröffentlichte Abbildung stammte wie dort im Text angegeben aus „Dau“-Unterlagen, die der Zeitung vorliegen. Hier gilt der von der Pressefreiheit garantierte Informantenschutz.
Wie berichtet, hat die Eigentümerin der im Mauer-Areal liegenden Friedrichswerderschen Kirche ihr Einverständnis bisher nicht erteilt. Die zuständige Kirchengemeinde in der Friedrichstadt erhält nun Rückendeckung vom Kulturbeauftragten des Rats der EKD, Johann Hinrich Claussen. „Eine Kirche wird gegen ihren Willen eingemauert. Das muss man als handfesten Skandal bezeichnen“, so Claussen. „Dau“ verhalte sich nicht viel anders „als manche Bauinvestoren in der Hauptstadt: Der öffentliche Raum wird einfach in Beschlag genommen“. Vor 30 Jahren sei aus den ostdeutschen Kirchen der Ruf laut geworden: ,Die Mauer muss weg!’ „Jetzt sollte es heißen: Diese Mauer sollte gar nicht erst her.“ Tsp