Schauspielerin Greta Gerwig: Das Glück, möglicherweise
Greta Gerwig brilliert im Panorama-Film „Maggie’s Plan“ und zeigt im Gespräch, dass das Leben so einfach sein kann. Eine Begegnung mit der New Yorker Schauspielerin.
Greta Gerwig erstmals zu treffen, ist merkwürdig: Man glaubt, sie längst zu kennen. Sicher, ein Phänomen bei allen bekannten Schauspielern, und doch gilt es für die 32-jährige New Yorkerin ganz besonders. Weil sie als „Frances Ha“ (2013 im Panorama) bekannt wurde, in der Rolle einer so vertraut wie charmant unperfekten knapp 30-Jährigen, die unsicher und doch anrührend durch etwas stolpert, das sich noch nicht anfühlt wie ihr eigenes Leben. Und weil sie ihre Figuren mit einer „Transparenz der Darstellung“ verkörpert (wie die „New York Times“ schrieb), dank der sie oft gar nicht zu spielen scheint, sondern so wirkt, als fiele ihr das alles gerade eben erst ein. Aber natürlich ist es ganz anders: Das Script zu „Frances Ha“ hat sie gemeinsam mit Noah Baumbach verfasst, wie andere Drehbücher auch .
Und so sitzen wir schon eine Weile im Hotelzimmer, wenige Stunden bevor ihre Beziehungskomödie „Maggie’s Plan“ (mit Julianne Moore und Ethan Hawke) im Friedrichstadt-Palast Premiere feiert, reden über die Rolle – Maggie ist anders als Frances Ha ein Kontrollfreak – und über ihre früheren Auftritte in No-Budget-Filmen: Star des Mumblecore-Kinos zu sein machte großen Spaß, aber die Zeit sei vorbei. Und dann ist da dieser spezielle Moment: Gerwigs Blick hellt sich auf, die Stimme hebt sich: „Gestern Abend ging ich hier im Hotel für einen Drink runter an die Bar, um einen befreundeten Schauspieler zu treffen. Auf einmal war da diese ganze Gruppe bei ihm, betrunken und übermütig. Und ich dachte nur: Was für ein Glück, dass ich ein Teil dieser Welt sein darf!“
Filmemachen? Ein Vor- und Zurückspringen in der Zeit
Das ist es, worum es ihr geht. Um den Arbeitsprozess, das Dabeisein, das Zusammensein mit anderen Künstlern. Sie sagt, es sei eine „besondere Spezies Mensch“ – fast als sei sie nicht selbst einer von ihnen. Vielleicht liegt es daran, dass sie gern trennt zwischen der intellektuellen und der kreativen Seite. „Ich möchte mein Werk nicht theoretisieren. Wenn man mittendrin ist, weiß man nicht, was man tut.“ Um es hinterher in diesen Interviews dann doch erklären zu müssen: „Das ist merkwürdig am Filmemachen! Man spricht über das, was vor einem Jahr war, weil es eben so lange dauert, bis ein Film fertig ist. Aber seitdem hab ich doch weitergelebt, an anderen Dingen gearbeitet – es fühlt sich fast so an, als wäre man nicht mehr die Person von damals. Es ist ein ständiges Vor- und Zurückspringen in der Zeit.“
Und wo befindet sie sich jetzt gerade? Greta Gerwig, die 2014 Mitglied der Berlinale-Jury war, bereitet gerade ihre erste Regiearbeit mit dem Titel „Ladybird“ vor. Ihr Leben bestehe jetzt vor allem aus E-Mails schreiben, Finanzplanung, Dreh vorbereiten – sie fühle sich im Moment eher wie eine Bürokauffrau. Was sie aber nicht stört, „weil ich alles an diesem Beruf mag! Selbst wenn ich Scriptgirl geworden wäre: Es ist Teil dessen, was ich immer machen wollte.“
Mit den zögerlichen, zweifelnden Frauen, die sie so oft spielt und in Drehbüchern erfindet, hat Gerwigs Entschiedenheit wenig gemeinsam. Auf die Frage danach reagiert sie unbekümmert: „Ach, ich vergleiche mich nicht mit anderen Leuten, weder mit meinen Freunden noch mit meinen Filmfiguren.“
Im Sommer beginnen die Dreharbeiten zu „Ladybird“. „Ein Abenteuer“, sagt sie. „Ein Film über Ladies, das interessiert mich. Warum sollte ich auch etwas anderes machen?“ Das Leben kann so einfach sein, wenn Greta Gerwig davon erzählt. Und so unterhaltsam, wenn man ihr dabei zusehen darf.
15.2., 19 Uhr (Friedrichstadt-Palast); 16.2., 12.45 Uhr (Cinemaxx 7); 17.2., 17 Uhr (Cubix 9); 21.2., 21.30 Uhr (Zoo-Palast 1)
Julia Dettke