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Jesse Hughes von den Eagles Of Death Metal.
© dpa

Eagles Of Death Metal live in Berlin: Bubblegum-Hardrock zum Brüllen

Jesse Hughes zelebrierte mit seinen Eagles Of Death Metal ein knallige, witzige Rockshow im ausverkauften Berliner Huxley's Neue Welt.

„Cut the crap, drop your pants and let the good times roll!“ – Auweia! Jetzt ist der wilde Schnauzbartträger wieder da, dessen Band so beknackt ist, dass es sie eigentlich nie hätte geben dürfen. Schließlich waren die Eagles Of Death Metal schon dem Namen nach ein Witz, als Jesse Hughes sie 1998 im kalifornischen Palm Desert mit seinem Kumpel Josh Homme von den Queen Of The Stone Age gründete. Der gehört auch weiter dazu, trommelt aber auf der Bühne nur noch selten für die Band, die mit ihrer oberflotten Mischung aus Garagenblut, Glamrock und Boogiestampf mit Hang zur Kuhglocke sowas wie die Rettung eines breitbeinigen White-Trash-Feierabend-Bonanza-Rock’n’Roll-Entertainments geworden ist. Mit unzähligen Konzerten hat sie sich eine erstaunliche Fangemeinde erspielt, die auch nach sechsjähriger Pause locker Huxley’s Neue Welt ausverkauft hat.

Hughes streicht sich seinen imposanten John-Holmes-Gedächtnis-Schnauzer und die geölten Schmierhaare glatt, bevor er wie ein aufgeregter Transvestit über die Bühne gockelt und dabei sichtlich die Hingabe seiner Fans genießt. Ehrlich, zum Brüllen dieser überzeugte Pornobalken- und Spiegelbrillenträger, der gerne so höllisch camp wäre wie Little Richard. Außerdem kehrt er gerne den Prediger heraus, den eine unbekannte Kraft zwingt, immer wieder mit zappeligen Ansprachen vors Publikum zu treten, um den Leuten nach einem schlüpfrigen Herrenwitz die spirituelle Kraft des Rock’n’Rolls zu preisen.

Schmackes, Herrenwitze und Bierdunst

Hughes und seine Eagles zelebrieren eine 90-minütige krachige Andacht, die problemlos einschlägige Klopper wie „I Want You So Hard (Bad Boys News)“, „Whorehoppin’ (Shit Goddamn), „I Only Want You“ oder „Speaking In Tongues“ mit „Complexity“ vom Eagles-Ableger Boots Electric sowie Songs vom Anfang Oktober erscheinenden Album „Zipper Down“ zusammenbringt. Absolut geschmackssicher verwandeln sie auch den Gassenhauer „Stuck in the Middle with You“ von Steelers Wheel in die tiefergelegte Eigenversion „Stuck in the Metal“. Feiste Bubblegum-Hardrock-Coolness, fest verankert im klassischen Posing, mit Schmackes und einem fetten Wummern untenrum. Mit polterndem Schlagzeug, pumpenden Bass, einprägsamen Refrains zum diskreten Mitgröhlen und durchweg gequälten Schweinegitarren, die fachgerecht ihre bauchfellorien­tierten Attacken in den wallenden Bierdunst ballern.

Gegen Ende dieses allseits beglückenden Auftritts segnet Hughes die Fans in der ersten Reihe mit Schweißtropfen, bevor er sich ein urkomisches Gitarrenduell mit Dave Catching liefert, der mit seiner Flying-V-Gitarre und rauschendem Vollbart schon mal auf ZZ Top am Donnerstag in der Zitadelle Spandau einstimmt. Diese erhabene Sinnlosigkeit, eingerahmt von prolligen Gesten und ironisch albernem Gehabe, das die Lust am gut geölten Rockertum und der eigenen Bescheuertheit ausleben will. Ist das sexy? Na, gerade.

Volker Lüke

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