Konzertkritik: Queens Of The Stone Age - Mach mal lauter
Beim Konzert von Queens Of The Stone Age in der Zitadelle Spandau kommt der Sound viel zu schwach beim Publikum an. Erst am Ende ist die Band in ihrem Element.
Irgendwas ist falsch, wenn man bei dem Konzert einer der härtesten und lautesten Bands im Rockbusiness das nervige Geschwafel seiner Nachbarn hören kann. Geht man zu den Queens Of The Stone Age, sollen gefälligst die Hosenbeine von den Schlägen der Basstrommel schlottern, und in die Ohren gehört ein Taschentuch-Propfen, damit die klirrenden Riffs von Josh Homme und seinem Gitarrenadjutanten Troy Van Leeuwen keine bleibenden Schäden anrichten.
Doch in der Zitadelle Spandau, die mit gut 8000 Besuchern fast ausverkauft ist, kommt der kompakte, von allen Metal-Gemeinheiten entschlackte Sound des kalifornischen Quintetts bei einem Großteil des Publikums in domestizierter Form an. Das ist ein Jammer, denn nur im gesundheitsgefährdenden Dezibelbereich entfalten die Stücke ihre volle Wirkung auf das vegetative Nervensystem. Dann möchte man zu den mächtigen Paukenhieben von Joey Castillo, den Schweineorgeleien von Dean Fertita und den durchgehämmerten Bassläufen von Michael Shuman Veitstänze aufführen. Oder sich zu Josh Hommes wie eine Herde quiekender Ferkel klingenden Gitarrensoli von wildfremden Menschen über den Köpfen rumreichen lassen. All das geschieht auch, aber nur in der Nähe der Bühne, wo die Ordner die Crowdsurfer so rustikal aus dem Gedränge zerren, dass Gitarrist Homme sie zur Mäßigung aufruft.
Erst gegen Ende des anderthalbstündigen Auftritts sind die Queens Of The Stone Age bei Klassikern wie „Go With The Flow“ oder „A Song For The Deaf“ ganz in ihrem Element – und dann für zwei, drei Songs, eine der besten Bands der Welt. Doch schon kommt in Spandau das Sandmännchen vom Ordnungsamt, weshalb ein Beigeschmack von Dienst nach Vorschrift bleibt. Nächstes Mal dann lieber wieder hinter schallschluckenden Betonmauern.Jörg Wunder