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Dichter der Mark. Denkmal von Theodor Fontane in Neuruppin.
© dpa/Bernd Settnik

200. Geburtstag des Schriftstellers: Brandenburg plant Theodor-Fontane-Jahr

Ausstellungen, Spiele, Kongresse: Was Brandenburg anlässlich des 200. Geburtstags von Theodor Fontane im kommenden Jahr veranstaltet.

Dieser Autor ist nicht auf den Punkt zu bringen, weder in der Arbeit als Romancier noch als Kriegsberichterstatter oder Theaterkritiker. Auch nicht in seiner politischen Ausrichtung oder seiner Haltung gegenüber Juden – in den Texten ist von inniger Freundschaft bis antisemitischen Stereotypen alles zu finden. Anlässlich des 200. Geburtstags von Theodor Fontane im kommenden Jahr versucht man deswegen gar nicht erst, den einen Fontane zu finden, sondern nähert sich seiner Person auf vielen Ebenen. Immer der einen Frage nachgehend: Was fasziniert an ihm heute noch? An seinem Werk, seiner Arbeitsweise?

„fontane.200“ heißt das brandenburgweite Themenjahr. Es soll nicht heroisierend werden, wie Gesamtkuratorin Christiane Barz betont. Sondern den vermeintlich so vertrauten Brandenburgschreiber neu entdecken. Finanziert wird das Projekt unter anderem durch das Land Brandenburg mit 1,84 Millionen Euro und den Bund mit einer Million. Während in Berlin nur vereinzelt Veranstaltungen stattfinden werden, wird die Stadt Neuruppin Zentrum dieser Entdeckungsreise. Dort wurde Fontane am 30. Dezember 1819 geboren , dort ist er bis heute präsent.

Schon jetzt nimmt er einen Teil der Ausstellung im Museum Neuruppin ein. Nächstes Jahr gehört ihm das ganze Haus. Am 30. März 2019 wird eine große Leitausstellung eröffnet, die in die Arbeitswelten des Autors einführen, Blicke in seine Notizbücher, Materialsammlungen sowie Manuskripte ermöglichen und sich mit seinen sprachlichen Besonderheiten auseinandersetzen will. Seine feine Ironie, die Schilderung von Fortschritt und Beharrungskräften sind bemerkenswert, abgesehen von Wortschöpfungen wie „Weltverbesserungsleidenschaft“ oder „Zärtlichkeitsallüren“.

Ausgehend von dieser Sprachleidenschaft möchte das Jugendprojekt „Word & Play!“ mit dem Medium Game einen modernen Zugang zu Fontanes Literatur schaffen. Jugendliche sollen selbst zum Autor werden und mit modernen Mitteln den Umgang mit Sprache sowie das Erfinden von Geschichten erproben. Denn, so sagt Mario Zetzsche, Leiter der Projektkoordination in Neuruppin: Würde Fontane heute schreiben, wäre er wahrscheinlich Blogger und würde alle sozialen Medienplattformen bedienen. Abwegig ist das nicht, schließlich hat er zu seiner Zeit rege Korrespondenzen geführt und die verschiedenen Medien seiner Zeit genutzt, um Texte zu platzieren.

Unbekannte Seiten des Schriftstellers erforschen

Auch bei den Neuruppiner Fontane- Festspielen, die vom 31. Mai bis 10. Juni sowie vom 23. bis 25. August 2019 stattfinden, lässt sich Unbekanntes von ihm entdecken. Etwa die so oft vernachlässigte Lyrik, die weit über bekannten Balladen wie „Die Brück’ am Tay“ oder „John Maynard“ hinausgeht. Beim 6. Fontane-Lyrik- Projekt werden Schauspieler aus seinen Gedichten lesen. Wer darauf nicht mehr bis nächstes Jahr warten möchte, kann schon 2018 vom 19. bis 20. Mai die kleinen Fontane-Festspiele besuchen. Im nächsten Jahr stammen die Akteure nicht nur aus Neuruppin, sondern etwa auch aus Potsdam. Aus der dortigen Fabrik in der Schiffbauergasse kommt ein zeitgenössisches Tanzstück, das sich mit Fontane auseinandersetzt.

In der Landeshauptstadt wird sich außerdem das Haus der Brandenburgisch- Preußischen Geschichte (HPBG) ab dem 7. Juni 2019 Fontanes Reiselust widmen. Dabei soll gefragt werden, wie sich der Schriftsteller auf seine Touren vorbereitet hat, mit welchen Transportmitteln er unterwegs war und was er sammelte. Fontane recherchierte wie ein Reporter, seine Begegnungen und Gespräche sollen Thema der Ausstellung sein. Fontane war ein leidenschaftlicher Reisender, seine „Wanderungen“ sind ein Klassiker.

Gespräche über ihn wird das Potsdamer Theodor-Fontane-Archiv führen, und zwar vom 13. bis 16. Juni 2019 auf dem Kongress „Fontanes Medien“ im Neuen Palais. Außerdem sind Veranstaltungen im Archiv geplant. Dort, sagt Leiter Peer Trilcke, ist sowieso immer Fontane-Jahr. Brief-Neuerwerbungen, die Digitalisierung des Bestandes, ständige wissenschaftliche Aufarbeitung gehören zum Alltag. Verstärkt werden in den letzten Jahren die verdrängten, unbekannteren Seiten des Schriftstellers erforscht. Etwa sein Antisemitismus.

Mehr zum fontane.200-Programm unter: https://fontane-200.de

Sarah Kugler

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