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Chadwick Boseman verkörperte in seiner kurzen Hollywood-Karriere einige afroamerikanische Ikonen.
© Victoria Will/dpa

Nachruf auf Chadwick Boseman: „Black Panther“ machte ihn zur kulturellen Ikone

Boseman spielte berühmte Afroamerikaner wie James Brown. Seine größte Rolle aber war die des Wakanda-Königs T'Challa. Nun starb er mit 43 Jahren an Krebs.

Die Größe eines Stars definiert sich nicht immer nur übers Werk; sondern manchmal auch darin, welchen Unterschied die künstlerische Arbeit in einem größeren gesellschaftlichen Dialog macht. In den seltenen Momenten, in denen innere und äußere Größe in Einklang kommen, reflektiert das Bild des Stars auf die Kunst zurück. Dass Chadwick Boseman, der Freitagnacht im Alter von 43 Jahren an Darmkrebs starb, nicht einfach nur ein Hollywoodstar war, zeigt schon die Kondolenzliste in den sozialen Medien.

Der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden schrieb auf Twitter, dass Boseman ganze Generationen inspiriert und ihnen gezeigt habe, dass sie alles sein können. „Die wahre Kraft von Chadwick Boseman“, so Biden, „war größer als alles, was wir auf der Leinwand gesehen haben.“ Seine designierte Vize-Präsidentin Kamala Harris erinnert sich an einen guten Freund. In seinem letzten Tweet vom 12. August hatte Boseman seine Fans noch aufgefordert, im November zur Wahl zu gehen.

Chadwick Boseman schaffte 2018 mit einem einzigen Film den Sprung vom Hollywoodstar zur kulturellen Ikone: „Black Panther“. Der Solofilm des ersten afrikanischen Superhelden übertraf alle Erwartungen, nie zuvor hatte ein Film mit ausschließlich schwarzen Hauptrollen über eine Milliarde Dollar eingespielt. Der Wakanda-Gruß, die gekreuzten Fäuste vor der Brust, wurde – auch in der Black-Lives-Matter-Bewegung – Ausdruck eines neuen Stolzes kultureller Anerkennung und gesellschaftlicher Sichtbarkeit.

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Der erste afrikanische Superheld

„Black Panther“ war mehr als ein Superheldenfilm, er zeichnete bis in die Ausstattung und die Vielfalt afrikanischer Sprachen und Dialekte eine Utopie: ein König, der seine Macht mit seinem Volk teilt – und den Kolonisatoren.

Dass diese teure Verpackung eines popkulturellen Milliardenprodukts so blendend funktioniert, hat sehr viel mit Boseman zu tun, dessen Bescheidenheit und Inspiration in der Figur des Wakanda-Thronfolgers T’Challa aufscheinen. Boseman sprach oft darüber, was ihm und seinen Kolleginnen und Kollegen die Arbeit an diesem kulturellen Meilenstein bedeutet habe. Dass etwas in der Luft lag, sei schon während der Dreharbeiten zu spüren gewesen. Es übertrug sich auf „Black Panther“, auch der erste Superheldenfilm, der für den Oscar als bester Film nominiert war.

Bei einem Auftritt vor zwei Jahren erzählte Boseman von zwei todkranken Jungen, die ihm geschrieben hatten, wie sehr sie auf „Black Panther“ warteten. Sie erlebten, erinnerte er sich unter Tränen, noch die Premiere. Auch Boseman war so ein Kämpfer. Vor vier Jahren diagnostizierten die Ärzte bei ihm Krebs. Er hat bis zum bitteren Ende, zwischen Operationen und Chemotherapien, weitergearbeitet. Sein letzter Film wird die von Denzel Washington produzierte Adaption eines August-Wilson-Stücks über die Blues-Legende Ma Rainey sein.

Durchbruch als „Godfather of Soul“

Boseman, der 1976 in South Carolina zur Welt kam, erlebte seinen Durchbruch in Hollywood erst spät. An der berühmten afroamerikanischen Howard University belegte er Schauspiel- und Drehbuchklassen, unter anderem reiste er erstmals nach Ghana, wo er an einer Performance zur Erinnerung traditioneller Rituale arbeitete.

Chadwick Boseman in seiner berühmtesten Rolle als Black Panther in Marvels "Avengers: Infinity War".
Chadwick Boseman in seiner berühmtesten Rolle als Black Panther in Marvels "Avengers: Infinity War".
© imago images

Bis zu seinem 36. Lebensjahr war Boseman fast nur im Fernsehen zu sehen, 2013 entdeckte ihn der Regisseur Brian Helgeland für die Hauptrolle im Biopic „42“ über Jackie Robinson, den ersten schwarzen Star der damals noch segregierten Baseball League. Im folgenden Jahr avancierte Boseman zum Kritikerliebling mit seiner Interpretation von Soul-Legende James Brown in „Get On Up“.

Der Todestag fällt auf ein historisches Datum

An seiner Rollenwahl lässt sich ablesen, wie sehr bei Boseman Arbeit und Überzeugung einander bedingten. In „Marshall“ spielte er 2017 einen weiteren bedeutenden Afroamerikaner: Thurgood Marshall, 1967 der erste schwarze Richter am Obersten Gerichtshof, ein Held der Bürgerrechtsbewegung – und wie Boseman ein Howard-Alumni. Danach wartete auf ihn seine größte und bis dahin herausforderndste Rolle, die des Wakanda-Königs T’Challa.

Das Besondere an Boseman war jedoch, wie seine Persönlichkeit selbst historische Figuren durchdrang. Sein erster Auftritt in „Get On Up“ als der „Godfather of Soul“, vor grölenden Soldaten auf den Schlachtfeldern in Vietnam, war keine für Filmbiografien oft so typisch blutleere Nachstellung, sondern sprühte vor Witz und dem Charisma seines Darstellers; sie hatte buchstäblich Feuer. Boseman besaß natürliche Autorität und gleichzeitig eine Nahbarkeit, die jedes noch so profane PR-Interview auf eine persönliche Ebene hob.

Chadwick Boseman hat mit wenigen Rollen geschafft, wofür andere ein ganzes Leben benötigen. Sein Todestag fällt auf ein historisches Datum. Am 28. August wurde in diesem Jahr Jackie Robinson geehrt, vor 57 Jahren hielt Martin Luther King seine „I have a Dream“-Rede.

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