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Frei und doch eingebettet. Das Adamello Quartett des DSO, hier bei einem Auftritt im Alten Museum.
© Kai Bienert

Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Behandelt Museen wie Musiker

Der Stiftungsrat hat getagt – neue Strukturen werden gesucht. Warum nicht von der Dachorganisation der Orchester und Chöre lernen?

Bei einer Sondersitzung des von Bund und Ländern besetzten Stiftungsrates ist am Mittwoch erstmals eine Delegation der Staatlichen Museen zu Berlin angehört worden. Die Häuser gehören zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die nach einem Gutachten des Wissenschaftsrates reformiert werden soll. Dabei geht es in erster Linie um die Museen.
„Die langwierigen und intransparenten Prozesse in einer tiefgestaffelten Hierarchie verhindern ein schnelles Eingehen auf aktuelle Fragestellungen und Wünsche des Publikums oder die Initialisierung neuer Forschungsvorhaben“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Museumsdirektoren. Auch im Stiftungsrat wird die Lage im Wesentlichen so analysiert. Die Museen brauchen neue Strukturen, mehr Freiheit und mehr Geld.

Wie so etwas in der Praxis funktionieren kann, lässt sich bei der Berliner Rundfunkorchester und -chöre GmbH (ROC) beobachten. 1994 war die Klassik-Holding als Notlösung entstanden, um die Zukunft des Rias Kammerchores und des Rundfunkchores sowie des Rundfunk- Sinfonieorchesters und des Deutschen Symphonie-Orchesters zu sichern.

Analog zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz sind auch hier mehrere Geldgeber beteiligt, im Falle der ROC der Bund, Berlin, der RBB und Deutschlandradio. Zwar haben die Museen mit rund 874 Beschäftigten mehr als doppelt so viele Mitarbeiter wie die Klassik-Holding, doch die Strukturen an sich sind durchaus vergleichbar.

Der Start der ROC war schwierig, denn zunächst lag die Hoheit der Geldverteilung allein bei der Geschäftsführung. Was dazu führte, dass jedes einzelne Ensemble stets den Eindruck hatte, die anderen drei würden bevorzugt behandelt. Das besserte sich erst 2002 mit der Einführung der sogenannten „Kostencenters“.

Unter dem Dach der ROC haben alle ihren eigenen Etat

Seitdem haben die beiden Chöre und die beiden Orchester ihre eigenen Etat- Töpfe, innerhalb der Organisation herrscht finanzielle Transparenz. Anselm Rose, der seit 2018 Geschäftsführer ist, arbeitet derzeit daran, die Autonomie der Künstler noch weiter voranzutreiben. Künftig soll es den Ensembles möglich sein, erwirtschaftete Überschüsse eines Jahres ins Folgejahr zu übertragen und dann für eigene Zwecke zu nutzen.

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Was sogar die Möglichkeit einschließt, für ein geplantes Großprojekt im Vorfeld Summen im eigenen Haushalt anzusparen. „So eine unternehmerische Verantwortung stärkt das Selbstbewusstsein der Akteure“, findet Rose.

Gerade dieses Recht hätten auch die Berliner Direktoren nur allzu gerne. Weil sich die stets von der Öffentlichkeit geforderten Blockbuster-Ausstellungen nun einmal nur dann organisieren lassen, wenn man dafür die nötigen Investitionsmittel zur Verfügung hat – die sich erst im Nachhinein amortisieren, wenn das strömende Publikum über die Eintrittskarten das Geld wieder in die Kassen spült.

Und noch einen Vorteil hat das Modell der hauptstädtischen Klassik-Holding. Die Leiter der einzelnen Chöre und Orchester können sich voll auf ihre künstlerischen Visionen fokussieren, weil nämlich die Pflicht zum kontinuierlichen Networking mit der Politik beim ROC-Geschäftsführer liegt.

Er ist es auch, der die mühsamen Verhandlungen mit den Geldgebern führt, wenn es um finanziellen Mehrbedarf geht. Er arbeitet nach außen, damit im Inneren jeder das machen kann, wofür er am besten qualifiziert ist.

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