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Die Leipziger Buchmesse verschiebt ihren Termin im nächsten Jahr vom März auf Ende Mai. Die Buchmesse soll vom 27. bis 30. Mai veranstaltet werden.
© Jens Kalaene/dpa

Leipziger und Frankfurter Buchmesse unter Druck: Auslaufmodelle

Die Frankfurter und die Leipziger Buchmesse werden in Zukunft eher Literaturfestivals als Messen und Branchentreffs sein. Nur: Braucht sie dann noch jemand?

Man muss kein Prophet sein, um sehen zu können, dass die Buchmessenwelt nach der Coronakrise, wann immer diese endet, eine sehr andere, sehr veränderte sein wird. Nach der Absage der Leipziger Buchmesse im Frühjahr hatten die Messeleitung und die Stadt Leipzig vor zwei Wochen entschieden, ihre Messe 2021 in den späten Mai zu verschieben. Vom 27. bis zum 30. Mai soll diese jetzt stattfinden.

Von einer Frühjahrsmesse, einer Messe, die eng mit der Frühjahrsproduktion der Verlage verbunden ist, hat die Leipziger Messeleitung damit – zunächst vorerst – Abschied genommen.

Die Buchmesse in Frankfurt, deren Hallenausstellung vergangene Woche abgesagt wurde und die nun keine Messe mehr ist, sondern ein Lesefestival, dürfte ebenfalls nicht mehr die alte, gewohnte bleiben.

Das hat jetzt auch ihr Direktor Jürgen Boos in einem Gespräch mit der Deutschen Presseagentur bestätigt: „Die Messe wird sich dauerhaft verändern. Volle Messehallen, Gedränge in den Gängen, Besucherrekorde, das werden wir so schnell nicht wieder erleben". Sowas lässt sich leicht denken, und solche Veränderungen sind wohl zu verschmerzen.

Problematischer ist, dass die Frankfurter Buchmesse, trotz der Coronaförderung durch den Bund mit vier Millionen Euro, in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten geraten ist. Boos gab zu, dass das gesamte bisherige Jahr schwierig gewesen sei und die Messe einen „Millionenverlust“ zu verzeichnen habe. Präziser wollte oder konnte er den Verlust nicht beziffern.

"Wir werden mehr zum Festival"

Von 750 Ausstellern aus 40 Ländern, die dieses Jahr nach Frankfurt gekommen wären, sprach der Messe-Direktor, das sind rund zehnmal so wenig wie in den Jahren zuvor – allein daran lässt sich ermessen, wie groß die Finanzlöcher sind. Weshalb Boos zumindest in Hinsicht der Veränderungen etwas konkreter wurde: „Wir werden den virtuellen und den physischen Teil eng miteinander verzahnen. Der virtuelle Teil wird stark bleiben. Wir werden dezentraler. Wir werden mehr zum Festival.“

Ein Lesefestival war im Vergleich dazu die Leipziger Buchmesse schon immer. Hier hatte man zum geschäftigen Treiben in den Messehallen stets auf Live-Events gesetzt, auf Lesungen auf dem Messegelände wie in der Stadt. Die Leipziger Messe gilt als Publikumsmesse. Frankfurt war auf dem Weg dahin.

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Nun stellt sich allerdings die Frage: Wie unterscheidet sich ein Literaturfestival in Frankfurt von anderen in Deutschland? Zum Beispiel von dem Internationalen Literaturfestival in Berlin, das trotz Corona immer noch noch ein internationales ist – im Gegensatz zu den diesjährigen Frankfurter Veranstaltungen Bookfest und Open Books, auf denen fast ausschließlich deutschsprachige Autoren und Autorinnen zu Gast sind.

Dass das ursprüngliche Messegeschehen, das, bei dem es ums Geschäft geht, um Verträge, um Abschlüsse für neue Bücher, ins Netz wandert, diese Entwicklung gibt es lange.

Nur könnte es sein, dass es nun noch weniger Gründe gibt, eben auf eine „Buchmesse“ nach Frankfurt zu fahren. Dass eine Messe „von der Begegnung der Menschen“ lebe, sie sich „nicht virtuell abbilden“ lasse, davon ist Boos fest überzeugt – nur muss er sich zukünftig viel Neues einfallen lassen, um auch die Buchmenschen so geballt zu versammeln wie vor der Coronakrise.

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