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Die Rapper Kollegah (r) und Farid Bang stehen in der Kritik für antisemitische Textzeilen.
© Jörg Carstensen/dpa

Antisemitismus-Debatte: Auschwitz Komitee begrüßt solidarische Reaktionen auf Echo-Verleihung

Die Holocaust-Überlebenden warnen gleichzeitig vor einer Beschränkung der Antisemitismus-Debatte auf den Echo. Musikmoderator Peter Illmann fordert Helene Fischer zum Handeln auf.

Das Internationale Auschwitz Komitee hat die empörten und solidarischen Reaktionen nach dem Echo-Preis für die Rapper Kollegah und Farid Bang begrüßt. „Offensichtlich ist durch diese Echo-Verleihung die latente Überziehung junger Menschen durch stupide Hass und Gewalt- und Aggressionsbotschaften fragwürdiger Vorbilder besonders ins Bewusstsein gerückt und auch als ein Problem erkannt worden, an was wir uns offensichtlich längst gewöhnt haben“, heißt es in einer Mitteilung vom Mittwoch.

Es wäre für die Überlebenden des Konzentrationslagers dennoch „ganz falsch“, die Debatte ausschließlich auf den Musikpreis Echo zu beziehen. „Wo reagiert die Gesellschaft, die Medienindustrie, wo schlafen die juristisch Verantwortlichen, die entsprechenden Prüfstellen?“ Der Hass gegenüber Juden, der sich aktuell auch auf deutschen Schulhöfen austobe, die Diskriminierung anderer Schüler durch aggressive und medial hochgeputschte Kids sei ein überdeutliches Signal, dass in der Gesellschaft über dieses Phänomen breit nachgedacht und gehandelt werden müsse.

Am vergangenen Donnerstag waren Kollegah und Farid Bang für ihr Album „Jung, Brutal, Gutaussehend 3“ mit einem Echo ausgezeichnet worden. Es enthält Textzeilen wie „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“ und „Mache wieder mal 'nen Holocaust, komm' an mit dem Molotow“. Dass diese Musik beim Echo preiswürdig ist, hatte heftige Kritik und eine Debatte um Judenfeindlichkeit ausgelöst. Zahlreiche Musiker gaben ihre Echos bereits zurück.

Peter Illmann: Helene Fischer soll sich distanzieren

Der Musikmoderator Peter Illmann („Formel Eins“) hat sich über die Echo-Auszeichnung für die Rapper Kollegah und Farid Bang „entsetzt“ gezeigt. Er hätte den Preis den Musikern vor die Füße geworfen, so Illmann (59). Am Mittwoch teilte er mit: „Ich fordere auch die jüngeren Künstler wie Helene Fischer oder Mark Forster auf, sich wie Maffay und Westernhagen von Texten, die Gewalt verherrlichen oder antisemitisch sind, zu distanzieren.“ Illmann rief zudem dazu auf, das umstrittene Album zu boykottieren.

Auch Kulturstaatsministerin Grütters äußerte scharfe Kritik: „Dass Songs mit Texten, die menschenverachtende und herabwürdigende Passagen enthalten, von der Musikindustrie ausgezeichnet werden, offenbart die Fragwürdigkeit eines Preises, der nur auf Erfolg an der Kasse setzt“, erklärte sie am Dienstag in Berlin. Grütters betonte, zwar sei in Deutschland die Kunstfreiheit garantiert, „aber sie hat ihre Grenzen da überschritten, wo Holocaust-Opfer verhöhnt werden“.

Der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Musikindustrie, Florian Drücke, kündigte mittlerweile eine Überarbeitung des Preises an. Das schließe eine umfassende Erneuerung der Mechanismen von Nominierung und Preisvergabe ein. (dpa)

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