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Der Vize-Präsident von Amazon Studios, Roy Price.
© Sven Hoppe/dpa

Vorwürfe sexueller Belästigung: Amazon-Studio-Chef Price suspendiert

Der Skandal um den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein weitet sich aus. Jetzt wurde auch der Amazon-Studio-Chef Roy Price von seinem Job suspendiert.

Am nächsten Donnerstag hätte Roy Price, der Chef der Amazon Studios, in London das Line-up von Amazon Prime vorstellen sollen. Diese Aufgabe wird nun jemand anderes übernehmen müssen, denn Price ist von Amazon wegen des Vorwurfes der sexuellen Belästigung mit sofortiger Wirkung beurlaubt worden. Isa Hackett, Tochter des Autors Philip K. Dick ("Blade Runner") und Produzentin der Amazon-Serie "The Man in the High Castle" (die auf dem Roman ihres Vaters basiert), hat in einem Interview mit "The Hollywood Reporter" schwere Vorwürfe gegen den erfolgreichen Studio-Boss erhoben. Das zum Onlineriesen Amazon gehörende Filmstudio gerät damit in den Strudel um Hollywood-Mogul Harvey Weinstein.

Price soll im Juli 2015 am Abend nach der Präsentation von "The Man in the High Castle" in San Diego zuerst auf eine Party mit führenden Amazon-Managern eingeladen haben und ihr dann sexuelle Avancen gemacht haben ("You will love my dick"), wie "The Hollywood Reporter" auf seiner Webseite berichtet. Isa Hackett habe ihm eindeutig zu verstehen gegeben, dass sie nicht interessiert und zudem mit einer Frau verheiratet sei. Er habe jedoch weiter insistiert. Es sei ein schockierender und surrealer Vorgang gewesen, sagte Hackett.

Erst nach dem Interview beurlaubt

Roy Price, dessen Vater Columbia Pictures und Universal Studios geleitet hatte, wollte zu den Vorwürfen keine Stellung beziehen. Hackett hatte den Vorfall nach eigenen Angaben unverzüglich Amazon mitgeteilt. Daraufhin sei ein externer Ermittler eingeschaltet worden. "Wir nehmen jede Frage über die Führung unserer Angestellten sehr ernst", erklärte das Unternehmen von Jeff Bezos und betonte, dass es oberste Priorität habe, die genauen Umstände zu ermitteln. Die Beurlaubung von Price erfolgte allerdings erst, nachdem "The Hollywood Reporter" das Interview veröffentlichte.

Hackett sagte, sie habe zunächst darauf verzichtet, den Vorfall öffentlich zu machen, auch sei die Geschichte nicht mit den Vorwürfen gegen Harvey Weinstein zu vergleichen. Nachdem sie aber die Erlebnisse anderer Frauen in Hollywood gehört habe, habe sie sich entschieden, Details des Vorfalls in dem Interview öffentlich zu machen, begründete Hackett ihr Vorgehen.

Der Skandal um die sexuellen Übergriffe des inzwischen entlassenen US-Studiobosses Harvey Weinstein weitet sich derweil aus, in drei Fällen geht es jetzt auch um Vergewaltigung. Immer mehr Opfer des Produzenten („Pulp Fiction“, „The King’s Speech“) und Oscarpreisträgers melden sich, darunter Stars wie Gwyneth Paltrow, Rosanna Arquette und Angelina Jolie. Nach dem Enthüllungsbericht der „New York Times“ vergangene Woche legte nun der „New Yorker“ mit einer erschütternden, detaillierten Reportage nach.

Der Hollywood-Filmproduzent Harvey Weinstein soll zahlreiche Frauen belästigt und missbraucht haben.
Der Hollywood-Filmproduzent Harvey Weinstein soll zahlreiche Frauen belästigt und missbraucht haben.
© AFP PHOTO / JACQUES DEMARTHON

Unter anderem berichtet die italienische Schauspielerin Asia Argento, wie Weinstein sie 1997 als 21-Jährige im Luxushotel bei Cannes zum Oralsex gezwungen habe. 13 Frauen bezeugen sexuelle Belästigungen und Übergriffe von den 90er Jahren bis 2015. Zahlreiche Firmenangestellte bestätigen die Berichte, eine Audiodatei belegt, wie Weinstein ein Model bedrängt. Die Reportage stammt von Ronan Farrow, dem Sohn von Mia Farrow und Woody Allen.

Die Obamas sind „angewidert“

Auch die „New York Times“ veröffentlichte neue Betroffenen-Aussagen: Gwyneth Paltrow berichtet, wie Weinstein sie zu einer Massage nötigen wollte. Angelina Jolie machte ebenfalls eine „schlechte Erfahrung“ mit ihm und entschied sich, „nie wieder mit ihm zu arbeiten“. Auch die Schauspielerinnen Léa Seydoux, Kate Beckinsale und Cara Delevigne berichten von unangenehmen Begegnungen mit Weinstein. Weinsteins Ehefrau, die Modedesignerin Georgina Chapman, teilte dem „People’s Magazine“ mit, dass sie sich von ihm trenne.

Zahlreiche Stars haben Weinsteins Taten verurteilt, darunter Leonardo DiCaprio, Tom Hanks, Ryan Gosling und Emma Thompson. Hillary Clinton äußerte sich entsetzt, Barack und Michelle Obama zeigten sich „angewidert“: Weinstein war mit den Spitzenpolitikern bestens bekannt und unterstützte die Demokraten mit Spenden. „Jeder Mann, der Frauen in solcher Art erniedrigt und herabsetzt, muss verurteilt und zur Rechenschaft gezogen werden, unabhängig von seinem Reichtum oder Status“, so die Obamas.

Was wusste Jeff Bezos?

Amazon-Gründer Jeff Bezos wird Mitwisserschaft an Weinsteins Taten vorgeworfen. „Ich habe dem Chef Ihres Studios gesagt, dass HW mich vergewaltigt hat. Wieder und wieder habe ich es gesagt. Er sagte, das sei nicht bewiesen worden. Ich sagte, ich sei der Beweis“, twitterte Schauspielerin Rose McGowan an die Adresse von Jeff Bezos, ohne die Initialen HW aufzuschlüsseln. In einem früheren Tweet hatte sie Weinstein bereits in den Zusammenhang zu Vergewaltigungen gerückt.

„Ich rufe Sie dazu auf, Vergewaltiger, mutmaßliche Pädophile und sexuelle Belästiger nicht weiter zu finanzieren“, schrieb sie weiter an Bezos. Weinstein hatte über eine Sprecherin erklärt, er bestreite, nicht-einvernehmlichen Sex mit irgendjemandem gehabt zu haben. (mit dpa)

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