Diane Keaton zum 70. Geburtstag: Alte Schachtel und stolz drauf
Feinnervig komisch: Die Schauspielerin, Regisseurin und Produzentin Diane Keaton wird heute 70.
Unvergesslich, diese Silhouette: eine Frau und ein Mann zusammen auf einer Bank am Flussufer, darunter ein kurioser Dackel, darüber die majestätische Brooklyn Bridge. Das romantische Bild aus der mit George Gershwins „Rhapsody in Blue“ untermalten Großstadtsinfonie „Manhattan“ ist ein ikonografischer Scherenschnitt urbanen Zaubers, der seit 1979 die Herzen aller New-York-Schwärmer auf diesem Planeten ergreift. Die schmale Frau, das ist die feinnervige Diane Keaton in der Rolle der Mary Wilkie und der kleine Mann, der einen gewissen Isaac Davis spielt, das ist Woody Allen. Der kürzlich 80 gewordene Regisseur, dessen Name man viele Jahre lang im selben Atemzug mit seiner schauspielerischen und persönlichen Entdeckung Diane Keaton nennt.
Das Image der dauernervösen Dünnen, der neurotischen Städterin hängt der in Interviews alles andere als gehemmt oder zergrübelt auftretenden Schauspielerin seit eben jenen Siebzigern an, als die Traumfrau fusselbärtiger Studenten auf der Leinwand noch Weste und Schlips zu Männerhemd und Schlabberhosen trägt. Seit „Annie Hall/Der Stadtneurotiker“ von 1977 nämlich, dem Allen-Film, für den die dem Kinopublikum bis dahin hauptsächlich aus Francis Ford Coppolas „Der Pate“ als Freundin und Frau von Al Pacinos Figur Michael Corleone bekannte Keaton den Oscar als beste Hauptdarstellerin gewinnt.
Und wenn sie, wie jetzt gerade, in der Familienkomödie „Alle Jahre wieder – Weihnachten mit den Coopers“ als gutbürgerliche Vorstadtehefrau von John Goodman zu sehen ist, schimmert in ihrer ausgestellten Dünnhäutigkeit, ihrem gespielten Hang zur Zwanghaftigkeit immer noch die alte Annie durch. Auch wenn sich Keaton als kurz vor der Scheidung stehende Familienglucke Charlotte Cooper, die zum Wohle ihrer Lieben um ein möglichst perfektes Fest ringt, über die Jahre vom eher defensiven Rollenmodell der Woody-Allen-Muse entfernt hat. Bereits Ende der Achtziger fängt die Schauspielerin an, selbst Regie zu führen und produziert diverse Filme.
Diane Keaton hat den Dreh zum guten Leinwandaltern beizeiten gefunden
Verglichen mit anderen Leading Ladys, wie etwa der 78-jährigen, schwer gelifteten Jane Fonda, deren zwar selbstironisch inszenierter, aber trotzdem erschütternder „Hollywood-Look“ gerade in Paolo Sorrentinos „Ewige Jugend“ zu besichtigen ist, hat Diane Keaton den Dreh zum guten Leinwandaltern beizeiten gefunden. Ja, sie ist nichts weniger, als die Queen der Silver-Ager-Romanze. Komödien wie Rob Reiners „Das grenzt an Liebe“ (2014), wo sie zarte Bande zu Michael Douglas knüpft und Nancy Meyers „Was das Herz begehrt“ (2003), wo sie sich einen ebenso spaßigen Schlagabtausch mit Jack Nicholson liefert, zeigen das. Darin ist sie sogar nackt zu sehen, wenn auch nur von hinten.
Solche Auftritte lehnt die am 5. Januar 1946 in Los Angeles als Tochter einer Hausfrau und eines Ingenieurs geborene Keaton zu Beginn ihrer Bühnenkarriere noch ab. Damals steht sie von 1968 bis 1972 am Broadway im Hippie-Musical „Hair“ auf der Bühne und will sich nicht ausziehen. Eine Weigerung, die seinerzeit einiges Aufsehen erregt.
Geheiratet hat die Mutter zweier Adoptivkinder, die außer mit Woody Allen, auch mit Kollegen wie Warren Beatty und Al Pacino liiert war, übrigens nie. „Es hat mich nie einer gefragt.“ Sie habe festgestellt, dass man auch als sogenannte alte Jungfer glücklich werden könne, sagte Diane Keaton 2014 im Tagesspiegel-Interview, in dem sie sich auch fröhlich „alte Schachtel“ und „Hochstaplerin“ nennt. „Echte Schauspieler sind in der Lage, sich in völlig verschiedene Charaktere zu verwandeln. Ich bin dagegen bloß eine Darstellerin, die sich einigermaßen gut in eine Filmfigur hineinversetzen und ähnliche Gefühle entwickeln kann.“ Das ist Understatement, wie es eine viel beschäftige Komödiantin ziert – gerade zum 70. Geburtstag.
Gunda Bartels
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