zum Hauptinhalt
Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin - und einiges mehr.
© Thilo Rückeis

Staatliche Museen zu Berlin: Alte Meister, neuer Job

Michael Eissenhauer ist jetzt Generaldirektor der Staatlichen Museen, Chef der Gemäldegalerie, der Skulpturensammlung und des Museums für Byzantinische Kunst. Wir ordnet man Berlins Museen? Ein Kommentar.

Nicht immer fällt der Monatsbeginn so elegant auf den Wochenanfang, wie dies jetzt mit dem August der Fall ist. Neue Woche, neuer Monat, neues Amt: Nun amtiert der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, Michael Eissenhauer, zugleich als Direktor der Gemäldegalerie wie auch als Direktor von Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst. Geradezu byzantinisch klingt die Ämterhäufung; wenn sie auch zunächst auf drei Jahre angelegt ist. Doch dokumentiert sich darin ein Problem der Staatlichen Museen, das nun schon ein Vierteljahrhundert lang drückt. Wie sollen die Sammlungen der europäischen Kunst vor Anbruch der Moderne, vor 1800 also, organisiert werden? Eissenhauer gab am Montag, an seinem ersten Tag in den zusätzlichen Ämtern, als Leitlinie seiner Direktorate bekannt, er wolle „den bereits begonnenen Prozess der Zusammenführung dieser beiden bedeutenden Sammlungen der Alten Meister weiter vorantreiben“.

Oho, dieser Prozess hat also schon begonnen? Sicher, gesehen hat man das schon; im Grunde seit der Wiedereröffnung des Bode-Museums nach umfassender Renovierung im Jahr 2006, als die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Skulpturen mit entsprechenden Altargemälden zusammengebracht, ja teils überhaupt zu kompletten Altären wiedervereint wurden. Das überzeugte jeden. Eissenhauer will also auf diesem, gegen Hüter überkommener Schubladen gebahnten Weg weitergehen: Und wenn es eines Beweises für die Logik dieses Konzepts bedürfte, so ist er in der Ausstellung „El Siglo de Oro“ zur spanischen Kunst zu finden, mit der die von der Publikumsgunst nicht immer verwöhnte Gemäldegalerie am Kulturforum derzeit brilliert.

Die aktuelle Ausstellung "El Siglo de Oro" könnte ein Vorbild sein

Mehr Gleichgewichtigkeit von Gemälden und Skulpturen als dort vorgeführt geht gar nicht, weniger jedoch wäre eine Verzerrung der „goldenen“ Vergangenheit, da Maler, Bildhauer und Kunsthandwerker aller Sparten selbstverständlich zusammengearbeitet haben, um Kirchen und Paläste auszuschmücken. Die spanische Ausstellung geht noch einen Schritt weiter, indem sie religiöse Skulpturen einbezieht, die auf Prozessionen getragen wurden, wie dies heute noch in spanischen Städten der Fall ist. Die Grenzen zwischen Hochkunst und Volkskunst wie auch die zwischen Kunstwerk und religiösem Objekt nicht unbedingt einzureißen, aber doch von beiden Seiten her zu akzentuieren, dürfte eine weitere Aufgabe der Museen bilden – in einer Zeit, da die Museen mehr denn je die Aufgabe ästhetischer Bildung wahrnehmen müssen.

Da hat sich Eissenhauer also eine schwere Aufgabe gestellt, und um sie zu meistern, muss die Stiftung Preußischer Kulturbesitz als Ganzes mutig agieren. In ihren Museen liegen so viele Schätze. Sie müssen nicht einmal gehoben werden, sie sind ja sichtbar. Die Aufgabe lautet vielmehr, sie sinnvoll zu verbinden und wechselseitig zum Sprechen bringen, mit dem Blick auf neue Generationen, für die die Erfahrung von Kunst als realem, physischem Objekt durchaus nicht mehr selbstverständlich ist.

Zur Startseite