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Interview mit Michael Eissenhauer: Museums-Chef verteidigt den Masterplan Museumsinsel

Der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, Michael Eissenhauer, wirbt im Interview für das Humboldt-Forum mit den außereuropäischen Sammlungen im Schloss. Außerdem äußert er sich zur städtischen Brache am Kulturforum und zu den Folgen des Gurlitt-Funds für Berlin.

Michael Eissenhauer, Jahrgang 1956, leitet die Staatlichen Museen zu Berlin seit 2008. Als promovierter Kunsthistoriker arbeitete er zuvor u.a. am Deutschen Historischen Museum in Berlin und als Leiter der Staatlichen Museen Kassel. Von 2003 bis 2010 war er Präsident des Deutschen Museumsbundes. Zu den von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz getragenen Staatlichen Museen gehören 15 Sammlungen, darunter die Nationalgalerien, das Alte und das Neue Museum, das Bode-Museum und die Sammlung Berggruen. 2012 war es zum Streit über die Neuordnung der Museen gekommen. Der Masterplan von Eissenhauers Vorgänger Peter-Klaus Schuster sieht einen Umzug der Alten Meister zur Museumsinsel vor; eine internationale Petition machte sich für den Verbleib in der Gemäldegalerie am Kulturforum stark. 2013 wurde eine Variantenstudie erarbeitet, die den Verbleib der Altmeister und einen Neubau für die unter Platznöten leidende Kunst der Moderne empfiehlt. Im Tagesspiegel-Gespräch äußert sich Eissenhauer zunächst zu aktuellen Fragen der Provenienz und der Restitution.

Herr Eissenhauer, der Schwabinger Kunstfund hat die deutsche Öffentlichkeit in Aufregung versetzt. Welche Folgen hat er für die Staatlichen Museen zu Berlin?

Derzeit keine. Wir sollten aber nicht ausschließen, dass die verantwortlichen Provenienzforscher und Juristen, die den Gurlitt-Fund untersuchen, auch Werke aus unseren Museen finden können.

Das Von-der-Heydt-Museum in Wuppertal will Rückgabeansprüche stellen, wenn ein Werk aus seinem Bestand auftaucht. Werden Sie das auch tun?
Die Beschlagnahme aus öffentlichen Einrichtungen zur NS-Zeit war durch das Einziehungsgesetz von 1938 legitimiert. Da dieses Gesetz nie aufgehoben wurde, können wir auch keine Ansprüche stellen. In Wuppertal ist die Situation eine andere: Die Werke gehörten dem damaligen Kunst- bzw. Museumsverein.

Umgekehrt gibt es Rückgabeforderungen an die Staatlichen Museen, etwa beim kostbaren Welfenschatz aus dem Kunstgewerbemuseum. Wie steht es darum?
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist bekannt für ihren transparenten und vorbildlichen Umgang mit Fragen der Provenienzforschung. Im Fall des Welfenschatzes haben wir uns mit den Anspruchstellern nicht einigen können und uns deshalb auf die Anrufung der Limbach-Kommission verständigt. Sie soll dabei helfen, eine faire und gerechte Lösung zu finden. Für Mitte Januar ist ein Termin anberaumt. Für uns steht immer im Vordergrund, dass die Werke öffentlich zugänglich bleiben: Das kulturelle Erbe gehört der ganzen Menschheit, wir Museen sind gewissermaßen nur Treuhänder.

Wie viele Werke unklarer Provenienz befinden sich denn noch in den Staatlichen Museen?

Unsere Bestände werden systematisch und nach und nach auf ihre Provenienz hin untersucht. Hier sind schon umfangreiche Arbeiten geleistet worden. Aber es gibt eine einfache Formel: Grundsätzlich besteht bei jedem Werk, das vor 1945 entstanden und nach 1933 in den Besitz eines Museums gelangt ist, die Möglichkeit, NS-verfolgungsbedingt entzogen worden zu sein. Schon als Präsident des Deutschen Museumsbundes habe ich darauf hingewiesen, dass es nicht allein um Gemälde und Graphik geht, sondern jüdischen Bürgern jeweils ihr komplettes Eigentum entzogen wurde. Wo sind das Tafelsilber, die Möbel, das Porzellan, die Teppiche und Wandbehänge geblieben? Wir müssen uns mit allen in Frage kommenden Objekten befassen. Hier sind wir bereits mit verschiedenen Forschungsprojekten und Provenienzforschern auf einem guten Weg.

15 Museen beteiligen sich gegenwärtig an einer Ausstellung und einer Website zur Rekonstruktion der Sammlung des Berliner Galeristen Alfred Flechtheim. Warum ist Berlin nicht dabei?
Die Sammlung Flechtheim und ihr Verbleib sind noch nicht vollständig erforscht. Wir sind bisher gut damit gefahren, uns grundsätzlich nur zu abgeschlossenen Fällen zu äußern. Nach unserem aktuellen Kenntnisstand besitzen wir keine Werke, die sich nach 1933 noch bei Flechtheim befanden. Aber sobald es belastbare Erkenntnisse in dieser Richtung gibt, wenden wir uns von uns aus an die Erben.

Warum haben die Museen das Thema Restitution erst so spät entdeckt?

Restitutionen gab es bereits unmittelbar nach Kriegsende durch die Westallierten und in der Bundesrepublik. Wegen der deutschen Teilung wurden die Berliner Museen aber erst nach ihrer Wiedervereinigung in die Lage versetzt, noch unklare Fälle abschließend zu prüfen. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat schon 1990, und somit vor der Washingtoner Erklärung 1999, einen entsprechenden Stiftungsratsbeschluss herbeigeführt und mit der Arbeit begonnen. Und auch der Zeitgeist ist wichtig: Bis in die Achtziger Jahre hinein galt die offensive Rückführung der durch die Nationalsozialisten verfemten Kunst in öffentliche Sammlungen als Wiedergutmachung an der verfolgten Moderne. Der Erinnerungskontext zwischen der so genannten „Entarteten Kunst“ und verfolgungsbedingt entzogenem Kunstbesitz war zwar sicher vorhanden, aber man ging davon aus, dass das Thema durch die Wiedergutmachungsgesetze erledigt ist.

Thema Humboldt-Forum: "Die außereuropäischen Sammlungen gehören zwingend ins Schloss"

Einmalige Sammlungsgeschichte. Michael Eissenhauer, 1957 in Stuttgart geboren, leitet die Staatlichen Museen seit 2008.
Einmalige Sammlungsgeschichte. Michael Eissenhauer, 1957 in Stuttgart geboren, leitet die Staatlichen Museen seit 2008.
© Thilo Rückeis

Auch beim Humboldt-Forum wird jetzt die Restitution von Objekten des Ethnologischen Museums an afrikanische Nachfolgestaaten gefordert. Wie gehen Sie mit der Kritik um, dass Raubkunst aus Kolonialzeiten im Schloss untergebracht werden soll?
Wir stehen im Dialog mit den Nachfahren derer, die die Werke geschaffen haben, und arbeiten mit den Angehörigen der Gesellschaften zusammen, deren Kunst und Kultur im Humboldt-Forum thematisiert wird. Denn wir wollen auch deren eigene Perspektive darstellen. Auch sind wir sehr offen für die Ausleihe von Werken zu temporären Ausstellungen in den entsprechenden Regionen. Die Staatlichen Museen zu Berlin haben einen ungewöhnlich hohen Anteil an Ethnographica, die auf wissenschaftlichen Forschungsexpeditionen gesammelt wurden. Viele kulturelle Zeugnisse haben sich überhaupt nur durch das Sammeln westlicher Museen erhalten. Jeder Fall ist aber einzeln zu beurteilen. Die Problematik der Herkunft vieler Sammlungsobjekte ist uns bewusst und wird weiter erforscht. Wir werden das im Humboldt-Forum angemessen thematisieren.

Das Humboldt-Forum hat es schwer in der Öffentlichkeit. Das Schloss wird von vielen geliebt, die Alten Meister in der Gemäldegalerie hatten beim Museumsstreit 2012 eine starke Lobby, aber für das Humboldt-Forum macht sich kaum einer stark.
Schwer zu sagen, woran das liegt. Für viele ist das Humboldt-Forum identisch mit dem Schloss, und hier gibt es verschiedene Fraktionen. Den einen gilt das Schloss als symbolische Manifestation der Wiedervereinigung nach der mutwilligen Sprengung des Schlüter-Baus zu DDR-Zeiten. Bei anderen steht der Aspekt der Rekonstruktion im Vordergrund oder der urbanistische Aspekt der Stadtgestaltung in der historischen Mitte. Wieder andere sehen weniger auf die barocke Hülle als auf die inhaltliche Dimension: das Schloss als Wiege der Aufklärung in Berlin und der großen preußischen Reformen im 19. Jahrhundert.

Warum ist das so wichtig?
Die Begründung Berlins als Stadt der Wissenschaften, der Beginn der wissenschaftlich aufgebauten Museumssammlungen, die Geburtsstunde der Universität und der ersten öffentlich zugänglichen Bibliotheken sowie die enge Verzahnung zwischen Universität und Museum – für all das steht das Schloss. Auf diese besondere Berliner Verbindung, die sich im Humboldt-Forum im Schloss manifestiert, wird aus der ganzen Welt mit Bewunderung geschaut. Deshalb gehören die außereuropäischen Sammlungen zwingend ins Schloss: weil sie Teil eines Kosmos sind, der in seiner Gesamtheit wahrzunehmen ist. Zusammen mit den alten europäischen Kulturen, den griechischen, römischen, christlich geprägten Kulturen und den islamischen aus dem Nahen und Mittleren Osten auf der Museumsinsel.

Trotzdem heißt es immer wieder, barocke Fassaden und afrikanische Einbäume, das passt nicht zusammen.
Wollen Sie jetzt hören, dass ich mir auch zeitgenössische Architektur vorstellen kann? Der Wiederaufbau des barocken Korpus ist in meinen Augen absolut richtig, denn städtebaulich klafft am Schlossplatz eine schmerzliche Lücke.
Die neue Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat das Humboldt-Forum als eine ihrer vordringlichen Aufgaben benannt. Was erhoffen Sie sich von ihr?
Das Humboldt-Forum wird im Koalitionsvertrag ausführlich gewürdigt, das stimmt mich optimistisch. Bis zur Eröffnung muss vieles noch geklärt werden: Zurzeit arbeiten wir mit den Architekten an der Ausgestaltung der Räume. Aber wer übernimmt die Betriebskosten? Wie geht der Umzug aus den Dahlemer Museen nach Mitte über die Bühne? Wie sehen die Organisationsstruktur und die personelle Ausstattung des Humboldt-Forums aus?

Und was tun Sie, um die Öffentlichkeit mehr fürs Humboldt-Forum zu begeistern?
Soweit der personelle und finanzielle Rahmen es uns erlaubt, tun wir sehr viel: Wir bespielen die Humboldt-Box und haben das Humboldt-Lab in Dahlem. Der Diskurs über das Humboldt-Forum findet also dauerhaft und an mehreren Orten statt. Am wichtigsten ist, dass am Ende gut wird, was wir präsentieren, und dass die Besucher sich wohlfühlen. Auch der Streit um das Neue Museum hat mit dem Tag der Eröffnung schlagartig aufgehört.

"Mit der Varianten-Untersuchung wurde nicht über Nacht falsch, was vorher richtig war"

Im Hinterhof von Mies van der Rohe. Hier an die Sigismundstraße soll der Neubau hin, schräg gegenüber der St. Matthäuskirche. So empfiehlt es die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Kulturstaatsministerin Grütters bevorzugt einen Neubau an der Potsdamer Straße.
Im Hinterhof von Mies van der Rohe. Hier an die Sigismundstraße soll der Neubau hin, schräg gegenüber der St. Matthäuskirche. So empfiehlt es die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Kulturstaatsministerin Grütters bevorzugt einen Neubau an der Potsdamer Straße.
© Kai-Uwe Heinrich

Die wichtigste Neuigkeit für die Staatlichen Museen 2013 war das Ergebnis der Variantenuntersuchung: Die Alten Meister sollen in der Gemäldegalerie am Kulturforum bleiben, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz empfiehlt einen Neubau hinter der Neuen Nationalgalerie für die Kunst der Moderne. Ihre große Zukunftsvision von einer Vereinigung der Künste bis zum 19. Jahrhundert an der Museumsinsel ist damit perdu. Enttäuscht?
Mit der Variantenuntersuchung ist natürlich nicht über Nacht falsch geworden, was vorher richtig war. Die Zusammenführung von Gemäldegalerie und Skulpturensammlung halten wir nach wie vor für ideal, das gebietet schon die Verantwortung gegenüber unserer Sammlungsgeschichte. In den Königlichen und später Staatlichen Museen zu Berlin wurden Malerei und Skulptur gemeinsam gesammelt und immer in unmittelbarer Nähe oder bezogen aufeinander unter einem Dach präsentiert. Von Anfang an kennzeichnete dieses Zusammenspiel die programmatische Ausrichtung unserer Sammlungen, das gibt es in dieser Form weltweit sonst nirgends.

Das heißt, die Alten Meister sollen eines Tages doch noch aus der Gemäldegalerie zur Museumsinsel umziehen?
Die Entscheidung, die Sammlungen mit dem Bau der Gemäldegalerie erstmals in ihrer Geschichte zu trennen – und das ausgerechnet nach der Wiedervereinigung –, war zum damaligen Zeitpunkt verständlich, aber perspektivisch falsch. Der Masterplan hat die Museumsinsel als Ort der gesamten Kunst und Kultur Europas und des Nahen Ostens bis 1900 definiert. Aber mit der gleichen Emphase sind wir in Berlin der Kunst des 20. Jahrhunderts verpflichtet. Diese zwei Überzeugungen führen zu einer Abwägung: Unsere Präferenz gilt der überfälligen Definition eines Ortes für die Kunst der Moderne, selbst wenn die Umsetzung der großen Lösung damit zeitlich ins Hintertreffen gerät.

Sie wollen das Fass noch einmal aufmachen und haben das mit 400 Millionen Euro veranschlagte Gebäude für die Alten Meister gegenüber dem Bode-Museum noch nicht abgeschrieben? Der Neubau hinter der Neuen Nationalgalerie ist lediglich mit 130 Millionen Euro veranschlagt.

Es geht nicht darum, „das Fass noch einmal aufzumachen“. Unter den gegebenen Möglichkeiten ist ein Neubau für die Kunst des 20. Jahrhunderts, den wir dringend brauchen, die richtige Entscheidung. Aber ein Neubau an der Museumsinsel würde darüber hinaus weitere Räumlichkeiten beherbergen, die im Masterplan vorgesehen sind: Büros, Restaurierungs- und andere Funktionsflächen. Der Masterplan sieht außerdem die Umrüstung der jetzigen Räumlichkeiten dafür im Bode-Museum vor. Es geht ja auch um Nachhaltigkeit. Gut ist, dass wir mit unserem Vorschlag die Problematik des Kulturforums als städtebauliche Brache wieder mehr ins Bewusstsein gerückt haben.

Da lautet der Vorwurf: Die am Kulturforum residierenden Staatlichen Museen nehmen ihre Mitverantwortung für die städtische Brache nicht wahr.
Es ist nicht unsere Aufgabe, urbanistische Probleme zu lösen. Zuallererst haben wir eine Verantwortung für unsere Sammlungen. Die Museen am Kulturforum sind architektonische Solitäre, die Gestaltung des umgebenden Stadtraums liegt in der Verantwortung des Bezirks und des Landes Berlin. Ein einzelner Museumsneubau, sei es an der Sigismundstraße, sei es an der Potsdamer Straße, wird nicht das Problem des Kulturforums lösen, das kann nur eine umfassende Stadtplanung leisten. Aber wir beteiligen uns gerne und aktiv an der Diskussion. Vor allem geht es um die Frage, wie Berlin zügig einen dauerhaften Ort für die Kunst des 20. Jahrhunderts erhält.

"Ein Neubau für die Moderne ist die richtige Entscheidung. Aber wir weisen auch auf die Langzeitfragen hin"

Der unbekannte Kontinent. 80 Prozent der afrikanischen Sammlungen in Dahlem liegen im Depot.
Der unbekannte Kontinent. 80 Prozent der afrikanischen Sammlungen in Dahlem liegen im Depot.
© Kai-Uwe Heinrich

Und die Zusammenlegung der Alten Meister mit den Skulpturen im Bode-Museum wird eines Tages dann von Ihrem Nachfolger realisiert?
Ich entscheide nicht, welcher Neubau es jetzt am Ende wird und was er kosten darf. Das entscheidet das Parlament. Als Generaldirektor ist es meine Aufgabe und meine Pflicht, die Planungsperspektiven zu verdeutlichen und das generationenübergreifende Vermächtnis der Staatlichen Museen zu wahren. „Zusammenlegung“ ist dabei ein missverständlicher Begriff: Wir werden das große und einmalige Erbe der Berliner Gemälde- und Skulpturensammlung als komplementär aufeinander bezogene Sammlungen nicht aufgeben und wollen die mutwillige Trennung überwinden.

Warum hat der Stiftungsrat dann die Variante an der Sigismundstraße empfohlen, wenn sie so viele Nachteile hat?
Am dringlichsten ist es, erstmals die gesamte Sammlung zum 20. Jahrhundert dauerhaft zeigen zu können. Unter der Prämisse, diejenige Variante zu finden, die sich möglichst zügig und gleichermaßen kostenschonend realisieren lässt, ist ein Neubau am Kulturforum die richtige Entscheidung. Aber wir weisen gleichzeitig auf die Langzeitfragen hin. Dazu gehört auch, dass wir es weiterhin für die zukunftsweisende Lösung halten, Gemälde und Skulpturen räumlich wieder zusammenzuführen.

Ab 2015 wird die Neue Nationalgalerie saniert und geschlossen. Es gibt Zweifel daran, ob der Zeitplan zu halten ist. Ist die Sorge berechtigt?
Wir schließen das Haus Ende 2014, weil die Betriebserlaubnis für das Gebäude dann erlischt. Derzeit erstellt David Chipperfield die Bauunterlage. Sie wird geprüft und mit der Genehmigung werden auch die Kosten freigegeben. Wir sind daher zuversichtlich, dass der Zeitplan gehalten werden kann.

Die Sanierung des Pergamonmuseums wird teurer, die James-Simon-Galerie hat sich bereits verteuert, die Neue Nationalgalerie steht an und bald soll es einen Neubau am Kulturforum geben. All das kostet viel Geld, macht Sie das nervös?
Ich bin davon überzeugt, dass alle, die für Berlin als Hauptstadt einer Kulturnation verantwortlich sind, diese baulichen Notwendigkeiten erkennen. Berlin hatte erst nach dem Mauerfall die Chance, seine Museumslandschaft neu zu ordnen. Wir befinden uns hier mitten im Wiederaufbauprogramm, das in westdeutschen Städten bereits in den 70er, 80er Jahren umgesetzt wurde. Nervös macht mich höchstens, wenn ich sehe, wie das Bewusstsein dafür schwindet, dass der Prozess noch lange nicht abgeschlossen ist.

Wo werden Max Beckmann, Grosz und Co. denn zu sehen sein, wenn die Nationalgalerie geschlossen ist?
Udo Kittelmann als Chef des Hauses hat da viele gute Ideen, über die ich jetzt noch nichts verraten möchte. Aber machen wir uns nichts vor: Ab 2015 haben wir ein geschlossenes Haus.

Das Museum Berggruen ist zur Hälfte auch schon wieder geschlossen, wegen Schimmelbefalls unter dem Dach.
Der liegt zwar nicht in unserer Verantwortung, aber es ist schmerzlich. Wir machen aus der Not eine Tugend und präsentieren die Werke Paul Klees gegenüber in der Sammlung Scharf-Gerstenberg. Eine gute Lösung, da die beiden Sammlungs-Solitäre sich temporär verbinden. Und wir hoffen, dass das Museum Berggruen Ende 2014 wieder in Gänze zugänglich ist.

Das Gespräch führten Nicola Kuhn und Christiane Peitz.

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