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Das Gemälde von Carl Wilhelm Hübner "Die schlesischen Weber" von 1844 zeigt die Zustände der Arbeiterschaft zur Marx'schen zeit.
© LVR-LandesMuseum Bonn/ Jürgen Vogel

Karl Marx Jubiläum: Akkumulation und Tourismus

Eine große Landesausstellung und rund 600 weitere Veranstaltungen: So feiert Trier seinen Sohn Karl Marx.

Vor 200 Jahren, am 5. Mai 1818, wurde Karl Marx in Trier geboren – Anlass für die im Westen von Rheinland-Pfalz gelegene Stadt, eine „Große Landesausstellung“ unter dem Titel „Karl Marx 1818–1883. Leben. Werk. Zeit“ zu veranstalten. Sie bildet das Flaggschiff von insgesamt rund 600 Veranstaltungen in Trier und der Region, die zum Marx-Jubiläum geplant sind. Am Donnerstagabend gaben die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer, ihr Vorgänger und jetziger Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung, Kurt Beck, der Trierer Kulturdezernent Thomas Schmitt sowie der Kulturbeauftragte des Bistums Trier, Micha Flesch, in Berlin einen ersten Einblick in das Jubiläumsprogramm.

Die Zusammenarbeit zwischen Land, Stadt und Bistum hat sich bei zwei vorangehenden historischen Ausstellungen bewährt, sodass auch diesmal das Bistum dabei ist – „Trier war lange vom Katholizismus geprägt“, wie der Kulturdezernent bemerkte. Micha Flesch erwähnte den Vordenker der katholischen Soziallehre, Oswald von Nell-Breuning, ebenfalls gebürtiger Trierer, und witzigerweise war es der Bistumsbeauftragte, der den klassenkämpferischsten Satz des Abends prägte: „Wir erleben eine Konzentration des Kapitals, wie sie sich Karl Marx in seinen übelsten Träumen nicht vorstellen konnte!“ Dass die beiden SPD-Granden Dreyer und Beck demgegenüber in allgemeinen Bemerkungen vor allem zum Tourismus stecken blieben, sagt genug über den intellektuellen Zustand ihrer Partei, die einstens ihr Programm stark an Marx ausgerichtet hatte.

Marx als großer Denker

Viele Besucher will man nach Trier locken, zu „Karl und Jenny“ wird es ein Musical geben, und das Mosel-Musikfestival veranstaltet ein paar Konzerte. Die Landesausstellung, verteilt auf zwei Museen und insgesamt 1600 Quadratmeter Fläche, zeigt einige Marx’sche Autografen aus dem Archiv für Sozialgeschichte in Amsterdam, wohin die SPD ihren größten Schatz vor den Nazis rettete, dazu Marxens Handexemplar des ersten Bandes des „Kapital“, der vor 150 Jahren veröffentlicht wurde. „Wir wollen da andocken, wo die Forschung heute steht“, erläuterte Beatrix Bouvier, die wissenschaftliche Leiterin der Ausstellung; Marx sei ein großer Denker, „vergleichbar mit Max Weber oder Darwin, aber ist es nicht die Wirkungsgeschichte, um die sich alles dreht?“ Immerhin, „der Pulverdampf des Kalten Krieges ist mittlerweile verraucht“, wie Kulturdezernent Schmitt formulierte – will sagen, die Zeit ist gekommen, sich mit Marx zu befassen.

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