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Unter Druck: Der Kunstberater Helge Achenbach im Landgericht Essen.
© Caroline Seidel/dpa
Update

Albrecht-Witwe sagt im Achenbach-Prozess aus: "Achenbach hat es ihm schmackhaft gemacht"

Showdown im Prozess gegen den Kunstberater Helge Achenbach: Als Zeugin erscheint die Witwe des Aldi-Erben Berthold Albrecht. Sie hatte die Ermittlungen in Gang und damit Achenbach vor Gericht gebracht. In die Details war sie aber nicht eingeweiht.

Kirchner, Gerhard Richter und Picasso - im Betrugsprozess gegen den Kunstberater Helge Achenbach hat die Witwe des Aldi-Erben Berthold Albrecht einen Einblick in das Millionengeschäft mit Kunst gegeben. Unter großem Medienandrang sagte Babette Albrecht, die einst gut befreundet mit dem angeklagten Achenbach war, am Montag vor dem Landgericht Essen aus. Die Aldi-Familie, die zu den reichsten Familien Deutschlands zählt, gilt als äußerst verschwiegen und zurückgezogen. Und nach eigenen Angaben war die Milliardärs-Witwe in Details nicht eingeweiht.
Die Staatsanwaltschaft wirft Achenbach vor, den 2012 gestorbenen Berthold Albrecht bei Kunst- und Oldtimerverkäufen um rund 23 Millionen Euro betrogen zu haben. Babette Albrecht (54) hatte nach dem Tod ihres Mannes die Rechnungen prüfen lassen. Eine Strafanzeige der Familie Albrecht hatte die Ermittlungen gegen den bekanntesten Kunstberater Deutschlands in Gang gebracht.
Die Geschäftsbeziehung sei auf „Vertrauensbasis“ gelaufen, sagte Babette Albrecht. Es habe keinen schriftlichen Vertrag mit Achenbach gegeben. Mündlich vereinbart worden sei eine fünfprozentige Provision, sagte die 54-Jährige. „Das heißt, das war kein Freundschaftsdeal, sondern schon Geschäft.“ Sie sei aber nicht in die Preisvereinbarungen zwischen Berthold Albrecht und Achenbach einbezogen gewesen. Ihr verstorbener Mann habe die Rechnungen immer selbst bezahlt.

Helge Achenbach will Berthold Albrecht informiert haben

Insgesamt hatte Achenbach 28 hochkarätige Kunstwerke innerhalb von knapp zweieinhalb Jahren an Albrecht verkauft, unter anderem Bilder von Kokoschka, Kirchner, Picasso und Gerhard Richter. In 14 Fällen soll Achenbach laut Anklage nicht abgesprochene Preisaufschläge vorgenommen haben. Achenbach sollte als Berater und Fachmann „den bestmöglichen Preis ergattern“, sagte Babette Albrecht. „Wir wollten doch keinen Albrecht-Aufschlag zahlen.“ Achenbach sitzt seit Juni 2014 in Untersuchungshaft. Er hatte in einem Teilgeständnis eingeräumt, teilweise „unberechtigte Aufschläge“ bei den Kunstverkäufen an seinen Duzfreund Albrecht vorgenommen und Rechnungen eigenhändig manipuliert zu haben. Bei den Oldtimergeschäften will er Albrecht über die Millionenaufschläge vorab informiert haben.
Nach dem Tod ihres Mannes 2012 habe sie Achenbach um die Rechnungen für Kunst und Oldtimer gebeten. „Das hat unglaublich lange gedauert“, sagte Babette Albrecht. Achenbach habe ihr im Sommer 2013 die Listen gefaxt. In dem Begleitschreiben habe er auch eine Rücknahmegarantie erwähnt, die er mündlich mit Berthold Albrecht vor dessen Tod vereinbart habe. Sie habe das erste Mal von einer solchen Garantie gehört. Sie habe aber nicht vor, Bilder zurückzugeben.

Achenbach und Albrecht lernten sich in der Nachbarschaft kennen

Das Ehepaar Albrecht hatte Achenbach nach Angaben von Babette Albrecht 2007 bei einem Abendessen in der Nachbarschaft kennengelernt. Man habe sich später in Restaurants und bei Geburtstagen getroffen. „So entwickelte sich eine ganz nette Freundschaft“, sagte Babette Albrecht. Nach etwa eineinhalb Jahren habe Achenbach gefragt, ob sich Berthold Albrecht für Kunst interessiere. „Achenbach hat es ihm schmackhaft gemacht mit der Kunst“, sagte Babette Albrecht.
In einem parallel zum Strafprozess laufenden Zivilverfahren am Düsseldorfer Landgericht fordern die Kinder von Berthold Albrecht rund 19 Millionen Euro Schadensersatz von Achenbach. Eine richterliche Entscheidung darüber wird am Dienstag erwartet. (dpa)

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