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Kosmisch. Edgar Froese, Christoph Franke, und Johannes Schmölling.
© J. Froese-Archiv

Tangerine Dream-Doku: Abdriften ins Weltall

Margarete Kreuzers Dokumentarfilm „Revolution of Sound. Tangerine Dream“ setzt den Berliner Pionieren der elektronischen Musik ein Denkmal in Sound und Bildern.

Im Werk von Tangerine Dream mischen sich Avantgarde und Kitsch. Die 1967 in West-Berlin gegründete Band war die erste in Deutschland, die ihre Musik ausschließlich mit elektronischen Mitteln erzeugte, mit frühen Synthesizern wie dem Moog, Modulatoren und Sequenzern. Aber durch ihre oft etwas zu gefälligen Science-Fiction-Sounds wabert auch der Geist der Esoterik. „Es gibt keinen Tod, es ändert sich nur die kosmische Adresse“, spricht die Stimme von Edgar Froese in Margarete Kreuzers Dokumentarfilm „Revolution of Sound. Tangerine Dream“ aus dem Off. Was schon deshalb bemerkenswert ist, weil der Keyboarder, der 40 Jahre lang Herz und Hirn der Band war, ja tatsächlich die Adresse gewechselt hat. Er starb im Januar 2015.

Edgar Froese und seine Mitstreiter, zu denen Klaus Schulze, Conrad Schnitzler und Peter Baumann gehörten, die ebenfalls zu Größen der sogenannten Berliner Schule aufsteigen sollten, sahen sich nicht als Musiker, sondern als Forscher. Immer wieder schweift der Film durch die unendlichen Weiten des Weltalls, und zu diesen Bildern von Sternenstaub und nachtschwarzer Einsamkeit klingt die tackernde, schwebende und schäumende Maschinenmusik der Elektronikpioniere dann doch erhaben.

Ein etwas hagiografisch geratener Film

Tangerine Dream wollten Musik für Entdecker machen, ihre Alben, die rätselhaft-bedeutungsschwere Titel wie „Ricochet“ oder „Cyclone“ trugen, sollten den Hörer in Kontakt mit dem Unvorstellbaren bringen. Anfangs zogen noch die Haschschwaden des Hippierocks durch ihre prinzipiell endlosen Stücke, später schwor Froese den Drogen ab, die Kompositionen klangen immer sauberer und oberflächenpolierter. Einen ähnlichen Weg von der Psychedelik in die Perfektion legten gleichzeitig auch Pink Floyd zurück. „Musik existiert nicht“, noch so ein Froese-Aphorismus. „Es gibt nur geordnete Geräusche.“

Tangerine Dream galten wenig im eigenen Land. Nachdem die Band am Ende ihres ersten London-Besuchs noch ihre Gitarren verkaufen musste, um die Rückreise bezahlen zu können, wurde der legendäre BBC-DJ John Peel auf sie aufmerksam, lobte die „reinigende Wirkung“ ihrer Musik und kürte das Album „Atem“ zur „Platte des Jahres“. Froese und seine Mitstreiter gaben ein epochales Konzert in der Kathedrale von Reims, bekamen einen fürstlich dotierten Vertrag bei Virgin und lieferten Soundtracks für Hollywood-Thriller. Gegen Ende des ziemlich hagiografisch geratenen Films stapfen die Musiker in weißen Kostümen durch eine kalifornische Wüste. Da erinnern sie ungut an U2.

In 8 Berliner Kinos

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