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Frauen werden in Kultur und Medien für die gleiche Arbeit 24 Prozent schlechter bezahlt als Männer.
© Nigel Treblin/dapd

Bezahlung in Kultur und Medien: 24 Prozent weniger Gehalt für Frauen

Von wegen Avangarde: Frauen bekommen auch im Kulturbereich für die gleiche Arbeit weniger Geld als Männer. Je höher die Hierarchie, desto geringer wird der Frauenanteil, zeigt eine Studie des Deutschen Kulturrats.

Der Skandal ist eine Zahl. Sie lautet 24 Prozent. Das ist der „Gender Pay Gap“, die Summe, die Frauen im Bereich Kultur und Medien durchschnittlich schlechter als Männer bezahlt werden. Für die gleiche Arbeit wohlgemerkt. Dass ein Aufschrei am Dienstagabend in Berlin im Bundeskanzleramt bei der Vorstellung der Frauenstudie des Deutschen Kulturrats ausbleibt, liegt schlicht daran, dass die Geschlechterungerechtigkeit in diesem Bereich der gesamtgesellschaftlichen Realität entspricht. Auch in den Kulturinstitutionen und der Kreativwirtschaft gilt: Je höher es in der Hierarchie geht, desto geringer wird der Frauenanteil. Oder wie Kulturstaatministerin Monika Grütters feststellt: „Kunst und Kultur machten ihrem Ruf als gesellschaftliche Avantgarde keine Ehre.“

Gesamtgesellschaftliche Realität

Grütters hat die Studie – nach eigener Aussage angeregt durch die Film- und Presse-Gleichstellungsinitiativen „Pro Quote Regie“ und „Pro Quote“ – beauftragt und finanziert, um neues Datenmaterial zu erhalten. Die letzte Frauenstudie des Deutschen Kulturrats liegt zwölf Jahre zurück, eine so umfängliche wie dieses 500-Seiten-Trumm gab es noch nie. Der Untersuchungszeitraum umfasst die Jahre 1994 bis 2014. Analysiert wurden neben den Einkommensverhältnissen auch der Frauenanteil in künstlerischen Studiengängen und die Postenverteilung in Kultureinrichtungen, Rundfunkanstalten und Verbänden. Und, inwiefern Frauen an der Künstlerförderung durch Stipendien und Preise partizipieren.

Der Frauenanteil ist gewachsen, von Gerechtigkeit kann aber keine Rede sein

Eindeutig ist, dass sich in den vergangenen 20 Jahren die Situation von Frauen in Theatern, Orchestern, Bibliotheken oder Hochschulen positiv verändert hat. Rein mengenmäßig hat sich ihr Anteil so gut wie überall verbessert. So ist er bei Bühnenleitungen von 19 auf 22 Prozent gewachsen, bei Musikvorständen von 13 auf 22 Prozent, im Bereich Regie/Spielleitung von 20 auf 30 Prozent und bei der Leitung von Zentral- und Landesbibliotheken sogar von 17 auf 43 Prozent. Was gleichzeitig die Wirksamkeit der in diesem Bereich geltenden gesetzlichen Gleichstellungsvorschriften belegt. Nur kann von einer, immerhin in der Verfassung festgelegten Gleichberechtigung nach wie vor keine Rede sein, wie die Studie konstatiert. Stattdessen macht sie in den Kulturberufen, die drei Prozent der Deutschen ausüben, nach wie vor typische Frauen- und Männerdomänen aus: „weiblich“ ist etwa der Nachwuchs der Kulturwissenschaft, sind der Einzelhandel mit Büchern, Musikalien oder Kunst, sind Bibliotheks- und Informationsdienste, Bühnen- und Kostümbild. „Männlich“ sind Moderation, Musikinstrumentenbau, Kameratechnik – oder auch der Bereich Komposition. So liegt der Anteil der von Frauen komponierter Opern auf deutschen Bühnen bei weniger als 10 Prozent. Im Sprechtheater ist der Autorinnenanteil immerhin von 15 auf 24 Prozent gewachsen.

Geschlechtergerechtigkeit als personalpolitisches Ziel

Außer Zahlen liefert die Studie auch Lösungsvorschläge: Geschlechtergerechtigkeit als personalpolitisches Ziel, eine aufgeschlüsselte Besetzung von Kulturgremien und der Abbau von Geschlechterklischees wie das des „männlichen Geniekults“. Und Kulturstaatsministerin Grütters plant nun, da die Daten als Diskussionsgrundlage vorliegen, einen Runden Tisch „Frauen in Kultur und Medien“, der die Chancengleichheit für Frauen vorantreiben soll.

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