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Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln.
© Oliver Berg/dpa

Mehr als 200 Beschuldigte und fast 300 Betroffene: Zahl von Missbrauchsopfern im Erzbistum Köln höher als bislang bekannt

Aus einem noch unveröffentlichten Gutachten für das Erzbistum Köln sind erste Details bekannt geworden. Kardinal Rainer Maria Woelki steht unter Druck.

Das noch unveröffentlichte neue Missbrauchsgutachten für das Erzbistum Köln führt Hunderte Opfer und Beschuldigte auf. Es seien mehr als 300 Verdachtsmeldungen, über 300 Opfer und mehr als 200 Beschuldigte, berichtet das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Das von dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki in Auftrag gegebene Missbrauchsgutachten soll am 18. März veröffentlicht werden.

„Die Zahlen sind bekannt, da wir sie bereits in der Vergangenheit zu verschiedenen Anlässen kommuniziert haben“, erklärte der von der Kirche beauftragte Strafrechtler Professor Björn Gercke am Samstag. Woelki hatte schon früher mitgeteilt, dass Gercke 236 Fälle aus dem Erzbistum Köln untersucht habe. Dabei handelt es sich laut „Spiegel“ um die systematische Auswertung von Aktenvorgängen und Zehntausenden Seiten. Der Untersuchungszeitraum reicht zurück bis 1975.

Auffällig ist aber, dass die jetzt veröffentlichten Zahlen deutlich höher liegen als die Zahlen aus der sogenannten MHG-Studie der Deutschen Bischofskonferenz von 2018. Damals waren für das Erzbistum Köln über einen Zeitraum von 70 Jahren 135 Opfer sexualisierter Gewalt und 87 beschuldigte Kleriker angegeben worden.

Gercke nannte mehrere Gründe für die Unterschiede zur MHG-Studie. So betrachte sein Gutachten nicht nur Kleriker, sondern auch nichtgeweihte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Erzbistums. Zudem sei „zwischen Verdachtsmeldungen und tatsächlichen (Straf-)Taten zu unterscheiden“.

Der Untersuchungszeitraum reicht zurück bis 1975 und umfasst die Amtszeiten der Kardinäle Joseph Höffner (Erzbischof von 1969 bis 1887), Joachim Meisner (1989 bis 2014) und Woelki (seit 2014).

Woelkis Vorgehen löste eine Vertrauenskrise aus

Woelki hatte die umfassende Aufarbeitung sexueller Gewalt durch Geistliche im Erzbistum Köln angekündigt. Er steht jedoch unter Druck, weil er ein erstes Gutachten zurückhält, das den Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs gegen katholische Priester untersucht.

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Woelki führte dafür rechtliche Gründe an. Auch das zurückgehaltene Münchner Gutachten kommt nach einem Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers (Samstag) zu ähnlichen Opfer- und Beschuldigtenzahlen wie Gercke.

Das Vorgehen Woelkis löste eine beispiellose Vertrauenskrise im größten deutschen Bistum aus. Die Nachfrage nach Kirchenaustritten ist in Köln so in die Höhe geschnellt, dass das Amtsgericht die Zahl der Online-Termine aufgestockt hat. Aus den Termin-Buchungen ist die Konfession der betreffenden Bürger allerdings nicht abzulesen. (dpa)

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