Die Sparkolumne: Wie ich den Schwarzen Freitag erlebte
Ein Feiertag der Schnäppchenjäger? Da falle ich doch nicht drauf rein! Mein E-Mail-Fach ist trotzdem vollgelaufen.
Black Friday ist eine Erfindung aus Amerika. Wie Halloween. Aber Halloween ist nach einem Tag vorbei. Beim Black Friday dagegen schien es mir dieses Jahr, als ob der eine Woche dauert – oder noch länger.
Seinen Namen hat der Schwarze Freitag von den Menschenmassen, die dann unterwegs sind, und zwar zum Einkaufen. Der vierte Freitag im November folgt auf Thanksgiving und ist in den USA ein Brückentag, der zum Feiertag der Schnäppchenjäger avanciert ist. Sie sollen mit unfassbar günstigen Angeboten in die Geschäfte gelockt werden, um dort Dinge zu kaufen, die sie nicht brauchen, aber für diesen Preis sonst nie wieder kriegen. Da falle ich doch nicht drauf rein. Also bin ich enthaltsam geblieben und habe Kauf-nix-Tag gefeiert. Für den macht sich Greenpeace stark.
Mein E-Mail-Fach ist trotzdem vollgelaufen. Stark vertreten war Amazon. Der Online-Händler wollte mich überreden, eine Woche vor dem Laptop zu verbringen, damit mir kein Sonderangebot entgeht. Gefolgt von Buchhandelsketten, Outdoormarken und mir vollkommen unbekannten Geschäften, die alle Black Friday, Monday oder Tuesday mit mir feiern wollten, immer verbunden mit der Warnung, meine Zeit liefe ab, wenn ich jetzt nicht bestelle.
Mein Vorschlag: Ende Januar ist Geschenketag
Dazu kamen viele mir ebenfalls fremde Hiltruds, Florians und Renés, die mir Sonnenbrillen von Ray Ban, Farbsprühgeräte oder Radarwarner verkaufen wollten, supergünstig. Ich habe kein Interesse, nie gehabt. Auch nicht an Sonnenbrillen, wenigstens nicht jetzt. Das heißt, René wollte mir einen Einkaufsgutschein schenken. Und wenn er mich nicht mehr behelligen soll, muss ich nur am Ende auf einen Link klicken. Das traue ich mich aber nicht. Wer weiß, was dann passiert? Hiltrud hieß übrigens am nächsten Tag Vreni.
Ich hoffe ja, das wird nach Weihnachten wieder besser, sonst muss ich mir wohl einen neuen Account zulegen.
Was die Schnäppchenjagd angeht, habe ich aber eine Idee. Was wäre, wenn man Weihnachten wie immer feiert, im Kreise von Freunden und Familie, mit Braten, Baum und allem Brimborium, und nur das mit den Geschenken verschiebt? Denn verzichten will ich auf die Gaben auch nicht, ab und zu sollte man sich schon Gedanken machen, was einem die Lieben wert sind. Wobei ich niemanden kenne, der sich über einen Radarwarner freuen würde.
Mein Vorschlag also: Ende Januar ist Geschenketag. Das Einkaufen bereitet dann viel weniger Stress. Und billiger ist es einen Monat nach Weihnachten wahrscheinlich auch, ganz ohne Black Friday.